Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Seite - 1183 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 1183 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H

Bild der Seite - 1183 -

Bild der Seite - 1183 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H

Text der Seite - 1183 -

Hanke | H 1183 entsprechende Briefwechsel im Schriftarchiv des Weltmuseums in Wien dokumentiert, der sich auch unter Etta Becker-Donner fortsetzte. Aber auch die politischen Rahmenbedin- gungen erschwerten zuweilen ihre Pläne, die erste Reise war vom Chaco-Krieg zwischen Bolivien und Paraguay überschattet, zu erwähnen ist hier ebenso die Kriegserklärung Brasi- liens an Deutschland während des Zweiten Weltkrieges, mehrmals wurde sie auch verhaftet. W. H. erforschte in Südamerika die unterschiedlichsten Ethnien, wobei ihr Hauptaugen- merk darauf lag, für die Wissenschaft unbekannte Gesellschaften in entlegenen Regionen aufzusuchen, die möglichst unberührt von Außeneinflüssen lebten. Ein wichtiges Anlie- gen der ethnographischen Forschung stellte damals die umfassende Dokumentation von Gruppen dar, um ihre Kultur vor dem Verschwinden zu bewahren, da angenommen oder befürchtet wurde, dass sie in naher Zukunft „aussterben“ würden. Diesen äußerst gängigen wissenschaftlichen Ambitionen schloss sich auch W. H. in ihren Forschungen an, sie doku- mentieren aber auch Akkulturationserscheinungen. Sie widmete sich dabei insbesondere der Untersuchung der Sprachen, sie legte Wortlisten an, zeichnete Mythen auf, dokumen- tierte religiöse ebenso wie medizinische Vorstellungen und ließ die Menschen auch Zeich- nungen anfertigen, etwa die Bororo im Mato Grosso. Sie führte aber auch archäologische Grabungen durch, und sie nahm, wie dies damals ebenfalls nicht unüblich war, zumindest in den ersten Jahren anthropometrische Vermessungen vor und sammelte auch menschli- che Knochen. Insbesondere legte sie umfangreiche ethnographische Sammlungen an, die möglichst lückenlos die materielle (Alltags-)Kultur dokumentieren sollten. Sie sammelte aber auch Pflanzen und Insekten, ebenso archäologische Artefakte, etwa Objekte aus Ton und Stein oder Keramik(-fragmente). Der Verkauf dieser Sammlungen an Museen in Süd- amerika und Europa stellte eine weitere wesentliche Einnahmequelle dar. Und schließlich fertigte W. H. zahlreiche Fotografien an, die ebenfalls die Kultur der indigenen Bevölke- rung dokumentieren, sowohl Porträts als auch Aufnahmen von handwerklichen Tätigkeiten, Tänzen oder Festen, und sie fertigte Aufnahmen von sog. „Anthropologischen Typen“ an. Heute befinden sich mehr oder weniger umfangreiche Sammlungen und Fotodokumentati- onen W. H.s in verschiedenen Museen in Europa und Lateinamerika, wie zum Beispiel im ethno graphischen Museum in Buenos Aires oder im Museo de La Plata in Argentinien, im Museu Paranaense im brasilianischen Curitiba etwa waren ihre Sammlungen eine wichtige Basis für die Begründung der ethnographischen Abteilung. Kleinere Sammlungen gibt es im Staatlichen Museum für Völkerkunde in München sowie im Världskulturmuséet (Mu- seum of World Cultures) in Göteborg, relativ umfangreiche Sammlungen im Weltmuseum in Wien. Die Wahrscheinlichkeit ist darüber hinaus groß, dass weitere Museen und Samm- lungen Objekte von W. H. besitzen, was nicht zuletzt aufgrund von Aussagen in diversen Dokumenten W. H.s geschlossen werden kann. Allerdings wird der Wert ihrer Sammlungen dadurch gemindert, dass häufig eine genauere Dokumentation der Objekte fehlt. Auch die fehlende linguistische Ausbildung wirkte sich negativ aus und resultierte zum Teil in eher unsystematischen, wenig zielführenden Aufzeichnungen, oft fand sie für ihre Wort- bzw. Sprachlisten keine Publikationsmöglichkeit. Im Gegensatz dazu sind ihre Fotografien meist ausführlich beschriftet und von großem Wert für die heutige Forschung. Ihre archäologi- schen Ausgrabungen, wie jene in den prähispanischen Erdhügeln, sog. „lomas“, in der boli- vianischen Amazonasregion lieferten ebenfalls wertvolle Erkenntnisse.
zurück zum  Buch biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H"
biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
1, A – H
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1422
Kategorie
Lexika
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
biografiA.