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Heidegger | H 1235
räts von Mitgliedern regierender Häuser (Kaiser Franz Joseph I., Prinzessin Clementine von
Sachsen-Coburg); ehemaliges Rathaus Sofia etc.
L.: Keckeis/Olschak 1953/54, Kosel 1902–06, ÖBL, Thieme/Becker 1992
Heidegger Maria Christina, geb. Bilgeri; Anführerin des Krumbacher Weiberaufstandes
Geb. Krumbach, Vbg., 1. 5. 1756
Gest. Krumbach, Vbg., 10. 1. 1824
H. entstammt einem Bregenzerwälder Bauerngeschlecht. Ihr Mädchenname war Maria
Christina Bilgeri. Mit ihrer Heirat 1780 nahm sie den Namen ihres Mannes Heidegger
(auch Haidegger, Heidecker) an, meist in der Form Heideggerin. Der Vorname lautet meist
nur auf Christina oder Kristina. Ihr Porträt ist nicht überliefert, sieht man von der wenig
naturgetreuen Zeichnung einer revoltierenden Frauengruppe ab, die aber erst mehr als zehn
Jahre nach dem Aufstand in der Lingenauer Chronik überliefert ist. Längle hat darauf hin-
gewiesen, dass H. rote Haare hatte, was auf dem Land als Stigma angesehen wurde und sie
zu einer Außenseiterin gemacht haben könnte.
H. wurde am 1. 5. 1756 in Krumbach (Bez. Bregenz, Vorarlberg) geboren. Taufpaten waren
Joseph Raidt und Katharina Fink. Ihre Eltern, Johann Bilgeri und Maria Fink, betrieben
eine Landwirtschaft; H. selbst wuchs auf dem elterlichen Hof in den bäuerlichen Beruf
hinein. Eine Schule hat sie nicht besucht; H. war Analphabetin, ihren Fehdebrief an Bayern
diktierte sie der schreibkundigen Katharina Schoch, einer Tochter ihrer Mitstreiterin Mag-
dalena Schoch.
Gestorben ist H. am 10. 1. 1824 als Witwe im Alter von 68 Jahren in ihrem Geburtsort
Krumbach (Unterkrumbach 13). Der Ort Krumbach hat damit ihr ganzes Leben geprägt.
Ihre Tochter Maria ist am 5. 12. 1827 im Alter von 38 Jahren wenige Jahre nach ihrer Mutter
auf dem gleichen Anwesen Unterkrumbach 13 gestorben; man darf daher annehmen, dass
Mutter und Tochter bis zum Tod der H. zusammengelebt haben.
Am 21. 12. 1780 heiratete sie in Krumbach den etwa gleichaltrigen Bauern Johann Konrad
Heidegger, ebenfalls aus Krumbach, geboren 1756. Trauzeugen waren Josef Bilgeri und Peter
Bein. Der Ehemann hat den Weiberaufstand von 1807 noch miterlebt, ist aber nicht in Er-
scheinung getreten; er wurde auch von seiner Frau nicht eingeweiht. Der Ortsvorsteher von
Krumbach glaubte in einem Schreiben an das Kreiskommissariat in Bregenz eine Erklärung
gefunden zu haben: „weil hauptsächlich dieses Weib das Ruder in dem Hause führet“. Im-
merhin schimpfte ihr Mann sie „gewaltig“ und schlug ihr sogar einen Zahn aus. Das von ihr
und ihrem Mann bewirtschaftete kleine Gut wurde auf 2.000 Gulden geschätzt, war jedoch
mit 1.100 Gulden verschuldet. Zwei Kühe konnten auf dem Gut überwintern.
H. hat neun Kinder zur Welt gebracht, die fast alle in Unterkrumbach 9 geboren wurden:
Johann Peter, geboren am 6. 5. 1782, gestorben am 10. 3. 1796; Maria, geboren am 29. 7. 1783,
gestorben am 9. 6. 1784; Johannes, geboren am 26. 4. 1785, gestorben am 4. 3. 1787; Josef, ge-
boren am 30. 7. 1786, zur Zeit des Aufstandes Student; Johannes, geboren am 24. 1. 1788, zur
Zeit des Aufstandes Maurer; Maria, geboren am 15. 11. 1789, gestorben am 5. 12. 1827; Kon-
rad, geboren am 17. 10. 1791, gestorben am 1. 2. 1792; Elisabetha, geboren am 7. 12. 1792, ge-
storben am 13. 2. 1797; Konrad, geboren am 27. 1. 1795, gestorben am 1. 2. 1795; Johann Peter,
geboren am 14. 5. 1798, gestorben am 10. 2. 1800; Johann Martin, geboren am 11. 11. 1799,
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika