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gestorben am 12. 1. 1800. Von den neun Kindern sind mithin sechs im Kindesalter gestor-
ben; nur drei haben H. überlebt.
Von diesen drei überlebenden Kindern mochte H. besondere Hoffnungen auf den Sohn
Joseph gesetzt haben, der 1803 bis 1807 das Gymnasium in Feldkirch besucht hat. Mögli-
cherweise musste er 1807 wegen der Beteiligung seiner Mutter am Aufstand sein Studium
abbrechen. Doch schrieb er sich 1810 am Königlichen Lyzeum in Innsbruck ein, wechselte
aber kurz darauf an die Universität Landshut, um dort den philosophischen Kurs in einem
Jahr abschließen zu können. Er immatrikulierte sich am 28. Dezember 1810 in Landshut für
das Studium der Philosophie. Dem Sohn von H.s Mitstreiterin Joseph Anton Schoch, der
die Landärztliche Schule in München besuchte, wurde wegen der Beteiligung der Familie
(neben der Mutter auch vier Töchter) am Aufstand 1810/11 ein Stipendium verweigert. Ein
weiterer Sohn H.s Johannes erlernte das Maurerhandwerk, das er in der Schweiz ausübte.
Die historische Bedeutung von H. beschränkt sich darauf, dass sie
– zusammen mit Schoch
–
den Krumbacher Weiberaufstand von 1807 anführte. Diese Bezeichnung stand von Anfang
an in Gebrauch. Es handelt sich, auf eine kurze Formel gebracht, darum, dass Bayern, nach-
dem es 1806 gemäß dem Pressburger Frieden Vorarlberg in Besitz genommen und eine
Reihe von unliebsamen Änderungen in der Verwaltung vorgenommen hatte. Als man nach
Einführung der allgemeinen Wehrpflicht mit Musterungen und „Abmessungen“ begann,
stürmten aufgebrachte Frauen am 30. Juni 1807 das Konskriptionsbüro und zerrissen die
Akten und Musterrollen. Nachdem sie die Beamten vertrieben hatten, organisierten die
Frauen eine Ausweitung ihrer Aktionen auf andere Gemeinden und planten für den 2. Juli
1807 einen Marsch auf Bezau, wo jedoch ein Sturm auf das Landgerichtsgebäude misslang.
Bayerisches Militär stellte die Ruhe wieder her. Krumbach wurde ein Strafgeld von 2.000
Gulden auferlegt, Unterlangenegg und Hitttisau mussten je 1.000 Gulden zahlen. H. wurde
zu einer Haftstrafe verurteilt, im Februar 1808 jedoch begnadigt, doch Pfarrer und Ortsvor-
stehung sollten ein wachsames Auge auf sie halten.
Der Krumbacher Weiberaufstand erscheint wie ein Vorbote des Volksaufstandes von 1809.
Tatsächlich handelte es sich aber nur um eine lokale Insubordination, die ihre Ursache in
der Person von H. hatte und die zumindest teilweise auf unerfüllbarem Wunschdenken und
Missverständnissen beruhte. Im Gegensatz zu der Revolutionärin Olympe de Gouges, die
während der Französischen Revolution in zahlreichen Schriften mit großer Konsequenz ein
umfassendes Programm entwickelte, das in der Déclaration des droits de la femme et de la
citoyenne von 1791 gipfelte, hatte H. kein Programm. H. war auch keine Revolutionärin,
sondern eher das Gegenteil, sie trat für die Bewahrung der alten Rechte ein. Sie wollte
jene „alten Glaubenswahrheiten“ erhalten, mit denen sie aufgewachsen war, worunter sie
die hergebrachten Feiertage, die Prozessionen und ganz besonders das Benedizieren der
Felder verstand. Es wurde die Existenz eines Dekrets kolportiert, wonach künftig für den
Empfang der Kommunion 3 1/2 Gulden und für eine Beichte 3 Gulden zu zahlen waren.
Für den Fall eines Erfolges wurde eine Landeswallfahrt nach Rankweil (Bez. Feldkirch, Vor-
arlberg) gelobt. H. trat aber auch für die historische Verbindung von Vorarlberg mit Tirol
und mit Österreich ein und plädierte für die kaiserlichen Privilegien und die hergebrachte
Militärverfassung, wonach der Kriegsdienst nur insoweit zu leisten war, dass der Pflichtige
am gleichen Tag nach Hause zurückkehren konnte.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika