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gesammelt hatte, weist er explizit auf die besonderen Verdienste M. H.s im Hinblick auf
die Publikation des Manuskriptes hin, wodurch sie ihm die Arbeit „[s]ehr erleichtert“ habe.
Hier lobt Müller weiters ihre große Kenntnis im Hinblick auf die wissenschaftliche Arbeit
ihres Mannes und wie wichtig ihre Unterstützung für die Herausgabe seiner Manuskripte
war. Sie wusste „über alle Einzelheiten der Reise und der Sammlungen Bescheid, konnte
mir Kopien von schlecht geschriebenen und schlecht erhaltenen Glossen anfertigen“. Sein
abschließender Befund lautet: „Sie hat sich wie um die Forschungsreise ihres Mannes, so
auch um die Herausgabe dieser Texte wirkliche und anerkennenswerte Verdienste erworben,
was hier ausdrücklich und mit Dank hervorgehoben werden möge“ (Müller 1909: XXVIII).
Auch der Zoologe Franz Steindachner, der damalige Intendant des k. k. naturhistorischen
Hofmuseums, der die Expedition ebenfalls unterstützt hatte, betonte in seinem Artikel
zu den „Fischen aus Südarabien und Sokótra“, veröffentlicht 1902, den wichtigen Beitrag
M. H.s an den Forschungen. In einem Schreiben an das Oberstkämmeramt vom 2. 12. 1903
äußert er auch die Überzeugung, dass „der wissenschaftliche Erfolg der [ … ] nach Arabien
unternommenen Reise Dr. Hein’s zu nicht geringem Teile auch dem Umstand zu danken“
sei, „daß seine Frau ihn auf dieser gefahrvollen Reise begleitete u. auf das Trefflichste bei
seinen linguistischen Studien unterstützte“ (Weltmuseum Wien, Schriftarchiv).
In diesen Aussagen wird nicht zuletzt deutlich, dass M. H. über ausreichend Sprachkennt-
nisse verfügte, um sich entsprechend in die Forschungen einzubringen. So meint Müller
an einer Stelle seiner Einleitung, dass zwar ein großer Teil des linguistischen Materials
von Wilhelm Hein selbst niedergeschrieben und von ihm „mit Übersetzung und Noten
versehen“ worden sei, doch der „Rest wurde von Frau Dr. Hein geschrieben und von ihm
revidiert“ (Müller 1909: XXVII). Auch dem Nekrolog zu Wilhelm Hein von Ferdinand von
Andrian-Werburg, dem langjährigen Vorsitzenden der Wiener Anthropologischen Gesell-
schaft, ist zu entnehmen, dass Wilhelm Hein bis knapp vor seinem Tod „mit seiner aufop-
fernden Lebensgefährtin an den Texten“ arbeitete (Andrian 1904: 85).
Insbesondere was die Sammeltätigkeit betraf, war der Anteil M. H.s vermutlich sehr groß,
so dürften die unterschiedlichen Kollektionen maßgeblich von M. H. angelegt worden sein.
Einer Aussage im oben erwähnten Nekrolog von Andrian-Werburg etwa kann entnommen
werden, dass sie zumindest in Qishn alleine für das Sammeln verantwortlich war, wenn
er meint: „Dank der unermüdlichen Arbeit von Frau Hein konnten 13 Kisten mit zoolo-
gischen, botanischen und ethnographischen Gegenständen nach Wien gesendet werden“
(Andrian 1904: 85).
Steindachner schätzte auch die Leistungen M. H.s im Hinblick auf die Sammlungen. Im
Jahresbericht des Museums für 1903 notiert er, dass sie in Südarabien „eine wertvolle Kol-
lektion zoologischer und botanischer Objekte mit sorgfältiger Angabe der heimischen
Benennungen“ angelegt habe (Steindachner 1904: 2). Die zoologischen Objekte dieser
„wertvolle[n] Kollektion“ wurden schon bald nach der Expedition von facheinschlägigen
Wissenschaftern untersucht, etwa von Steindachner selbst, nur die botanische Sammlung
blieb lange Jahre unbearbeitet. Er verwies insbesondere auf die Sorgfalt, mit der sie „die
einheimischen Namen für die überbrachten Fische“ festhielt, weshalb er „dieselben nach
ihren Angaben in phonetischer Schreibweise“ übernommen habe. Im Hinblick auf das von
„Herrn und Frau Dr. W. Hein“ gesammelte „ichthyologische Material“ weist er insbesondere
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika