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Hildegard | H 1297
Langobardenkönigs Desiderius 774) und ins nördliche Spanien, auf denen ihn H. mehrmals
begleitete. 773 / 774 zog sie mit ihm ins Langobardenreich, wo ihre Tochter Adelheid ge-
boren wurde, die früh verstarb. Karl und H. geben gemeinsam am 16. Juli 774 in Pavia die
Insel Sirmione am Gardasee an die Abtei Saint-Martin in Tours. Aus einem Privileg Papst
Hadrians I. (amt. 772–795) geht hervor, dass H. und der König dem Kloster Saint-Denis
Kirchen im Veltlin schenkten. Aus einem Gedicht geht hervor, dass H. der Anastasiuskirche
in Corte Olona eine Altardecke vermacht habe. In einer ohne Datum überlieferten Urkunde
schenkt König Karl in Florenz zu H.s Seelenheil vier zum dortigen Königshof gehörende
Häuser an die Kirche San Miniato.
Am 1. September 774 hielt sich H. gemeinsam mit Karl anlässlich einer Kirchweihe im Klos-
ter Lorsch auf. Als König Karl 778 gegen die Araber in Spanien rüstete, blieb die schwangere
H. in Aquitanien in der Pfalz Cassinogilus (Chasseneuill-du-Poitou bei Vienne) zurück. Wäh-
rend Karls Abwesenheit schenkte sie männlichen Zwillingen das Leben, Chlodwig/Ludwig
und Chlothar/Lothar, der bald nach der Geburt starb (779).
780/781 begleitete H. Karl erneut nach Italien. 781 feierten H. und Karl zusammen das Oster-
fest in Rom. Bei dieser Gelegenheit wurde der in Italien geborene Sohn Karlmann von Papst
Hadrian getauft. Das von Karl und H. in Auftrag gegebene sogenannte Godescalc-Evange-
listar (benannt nach dem Schreiber) soll an dieses Ereignis erinnern. In Italien kam auch H.s
vorletztes Kind auf die Welt, nämlich Gisela, die vom Erzbischof von Mailand getauft wurde.
H.s Aufenthalte in Italien und die Schenkungen, die sie gemeinsam mit Karl oder dieser vor-
genommen hat, stimmen gut mit der Forderung in einem undatierten Kapitular Karls oder
seines Sohnes Pippin überein, demnach eine Aufzeichnung der Güter angefertigt und dem
König vorgelegt werden solle, die H. übertragen worden waren. H. scheint nach der Entmach-
tung des König Desiderius und seiner Frau Ansa, über Besitzungen und Klöster, über die Ansa
verfügte, wie San Salvatore/Santa Giulia in Brescia, dem auch andere Klöster unterstanden,
über das Ansa die tatsächliche Herrschaft ausübte, die Rechtsnachfolge angetreten zu haben.
Ein Nahverhältnis bestand nach Auskunft der Vita Leobae Rudolfs von Fulda († 865) zwi-
schen H. und der Angelsächsin Lioba († 782), der Mitarbeiterin des Bonifatius († 754). Auch
zur Abtei Kempten im Allgäu hatte H. eine nicht genau zu bestimmende engere Beziehung,
die bis in die Neuzeit hinein in legendenhafter Stilisierung immer wieder beschworen wur-
de, wenn es darum ging, Vorteile für das Kloster zu erlangen. Als Klostergründerin kann H.
jedoch nicht beansprucht werden.
Am 30. April 783 starb H. in der lothringischen Pfalz Thionville (Diedenhofen); sie war
bei Ihrem Tod zwischen 24 und 26 Jahre alt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in der Kirche
des Heiligen Arnulf in Metz, des Hausheiligen und Ahnvaters der Karolinger. Dort lag
bereits die erstgeborene Tochter Adelheid begraben, und dort wurde auch das bald nach
H. verstorbene jüngste Kind Hildegard beerdigt. Am Ort ihrer Bestattung erfuhr H. eine
heiligenmäßige Verehrung, ohne je dazu erhoben worden zu sein.
L.: Bilgeri 1971, Borgolte 1986, Brunner 1994, Dienemann-Dietrich 1952, Dopsch/Brun-
ner / Weltin 1999, Geuenich 1989, Hartmann 2009, Heidrich 1988, Jarnut 1982, Konecny
1976, Nelson 1991, Nelson 1998, Schiefer 1997, Schmid 1957, Schmid 1983, Schreiner 1975,
Weinfurter 2014, Wolf 1996, Zölllner 1996
Ingrid Roitner
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika