Seite - 1346 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Bild der Seite - 1346 -
Text der Seite - 1346 -
H |
Hoisl1346
Josefa‘ und ‚Im Freudensaal‘ gehören vollends zur Gattung weiblicher Handarbeiten, wie
sie in unserer weibischen und weichlichen, ganz und gar effeminierten Literatur im üblen
Sinne Epoche macht. Ein unleugbares, freilich von großartigen Originalen, wie von Selma
Lagerlöfs knappen Bilderfolgen angeregtes, frauenzimmerliches Beobachtungstalent stellt
ein paar heimatliche Zustände und Typen ganz erfreulich hin, um sie mit unvermeidlicher
gouvernantenhafter Sentimentalität und Phantasie im Verlauf der Fabel ins himmelsüch-
tige, rosenrote und veilchenblaue zu verfärben, zu verzuckern, in romantisierte Syrup-Lei-
denschafts-Sturmfluten zu stürzen, aber zugleich mit barmherzigen Schwimmgürteln von
Charakter, Moral, Gefühl und ethisch-ästhetischer Unzerreißbarkeit zu versehen, so dass sie
sich großartig wehmütig über Wasser halten.“ Ganz unfreiwillig zeigt diese Polemik den-
noch gerade die Stärken der Prosa von D. H. auf: ihr besonderes Beobachtungstalent und
ihre Kunst, das Beobachtete anschaulich, stimmungsvoll und deutungsmächtig darzustellen.
W. u. a.: „Aus dem Krautwinkel. Novellen“ (1905), „Die arme Josefa. Ein Wort vom Kom-
men und Gehen. Roman“ (1906, 1930 Neuauflage unter: „Das Kind des tollen Arnheim“),
„Im Freundensaal. Aus dem Leben einer Komtesse“ (1907), „Wie sie über die Erde gehen.
Roman“ (1909), „Geringe Leute. Roman“ (1909), „Die Frauen aus der Familie Nebelsiek“
(1912), „Die Trauer Gottes. In: Taschenbuch auf das Kriegsjahr 1914/15, hg. von A. Schrem-
mer (1914), „Bekenntnisse“ (1915), „Contra naturam. Erzählung. In: Karl Anzengruber
(Hg.), Fahrende Sänger von heute: Erlebnisse deutscher Dichter auf ihren Vortragsreisen,
von ihnen selbst erzählt“ (1921), „Richard von Schaukal“ (1923), „Meerland – Menschen.
Grenzroman“ (1924), „Das Lächeln des Rosian Ibranowitsch. Roman“ (1927), „Gnadenlä-
cheln. Erzählung. In: Die Bergstadt. Monatsblätter, Jg. 18, Heft 10“ (1930), „Tante Lolas
Geheimnis. Erzählung. In: Lia Franken (Hg.), Ganz wie bei uns daheim. Die schönsten
Familiengeschichten“ (1998), „Kaspar Grunes Tochter. Roman“ (o. J.)
L.: Beine/Honerlage 2009, BLÖF, Brümmer 1913, Geißler 1913, Giebisch/Pichler/Vancsa
1948, ÖBL, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982
Ursula Honerlage
Hoisl Amalie, Amalia; Magd, Kellnerin und Verfolgte des NS-Regimes
Geb. Klagenfurt, Kärnten, 3. 7. 1918
Herkunft, Verwandtschaften: Die Mutter stirbt im Wochenbett, den Vater lernt sie nie ken-
nen. Wechselnde Pflegeeltern.
Ausbildungen: Besucht sporadisch die Volksschule.
Laufbahn: A. H. erhält nur eine bruchstückhafte Volksschulbildung, da sie bei wechselnden
Pflegeeltern in der Landwirtschaft helfen muss. Sie arbeitet später als Küchengehilfin und
Kellnerin im Restaurant „Dermuth“ in St. Martin bei Klagenfurt. Im Sommer 1939 wird
ihr am Arbeitsamt befohlen, in der Landwirtschaft zu arbeiten. A. H. will lieber Kellnerin
bleiben und fragt, warum sie denn den Beruf wechseln müsse. Auf den Hinweis der Sachbe-
arbeiterin: „Weil der Führer es so wünscht“, antwortet sie: „Ich glaube nicht, dass der Führer
weiß, dass es mich überhaupt gibt, wenn er es trotzdem weiß und das will, dann soll er mich
gefälligst am Arsch lecken!“. Die Beamtin ruft unmittelbar darauf die Gestapo, die A. H.
verhaftet und ins Polizeigefängnis sperrt. Sie ist gerade erst 17 Jahre alt, als sie in Com-
thurey, einem Außenlager des KZ Ravensbrück, interniert und mit dem schwarzen Winkel
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika