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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
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J | Jochmann1502 auf die gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen in diesem Industriezweig hin. Im No- vember 1931 wurde sie ins Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gewählt, im Jahr darauf erfolgte ihre Berufung als Reichssekretärin ins Frauensekretariat. Auf dem letzten Parteitag vor der Illegalisierung der SDAPÖ im Oktober 1933 wurde R. J. in den Parteivorstand delegiert. Nach den Februarkämpfen 1934 gehörte sie dem Zentralkomitee der als „Revolutionäre Sozialisten“ in der Illegalität reorganisierten sozialistischen Bewegung an und übernahm die Funktion einer Kreisleiterin von Niederösterreich. Während eines Ein- satzes in Wiener Neustadt wurde sie verhaftet und anschließend zu drei Monaten Polizeihaft und einem Jahr schweren Kerkers verurteilt. Nach ihrer Entlassung im November 1935 war sie als Kreisleiterin in Wien tätig und widmete sich der Unterstützung politischer Häftlinge. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich übernahm R. J. zunächst die Be- treuung der kranken Adelheid Popp bis zu deren Tod. Am 22. August 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet und am 21. März 1940 als Schutzhäftling ins Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Als Blockälteste im „Politischen Block“ war es ihr möglich, Ein- fluss auf die Besetzung wichtiger Positionen der Lagerverwaltung mit verlässlichen Mit- gefangenen zu nehmen und so das Widerstandsnetz zu festigen. Durch einen geschickten Balanceakt zwischen äußerlicher Anpassung und großer Menschlichkeit gegenüber ihren Mithäftlingen gelang es ihr, einen Musterblock zu führen, auf dem ein solidarisches, ge- ordnetes Zusammenleben praktiziert wurde. Im April 1943 wurde R. J. zu fünf Monaten verschärfter Bunkerhaft verurteilt, die sie großteils in völliger Dunkelheit zubringen musste. Danach wurde sie als Blockälteste abgesetzt. Eine Typhuserkrankung Ende 1944 überstand sie aufgrund der Pflege durch ihre Kameradinnen. Während des Evakuierungsmarsches im April 1945 flüchtete sie und kehrte in das mittlerweile von der Roten Armee befreite Lager zurück, wo sie den Rücktransport der Österreicherinnen organisierte. Unmittelbar nach ihrer Heimkehr nahm R. J. ihre politische Tätigkeit wieder auf. Auf der ersten Frauenzentralkonferenz der SPÖ in der Zweiten Republik im Dezember 1945 wurde sie in ihrer Funktion als Frauenzentralsekretärin bestätigt, 1959 wurde sie Vorsit- zende der Frauenorganisation und war Delegierte zum internationalen Frauensekretariat. Am ersten Parteitag der SPÖ im Dezember 1945 wurde sie wieder in den Parteivorstand gewählt. Ebenfalls ab 1945 gehörte sie dem Nationalrat an. Als Abgeordnete und Leite- rin des Opferfürsorgereferats der SPÖ engagierte sie sich besonders für die Entschädigung der Opfer des Nationalsozialismus und für die Erstreckung des 1947 verabschiedeten und mehrfach novellierten Opferfürsorgegesetzes auf weitere Opfergruppen. Ein persönliches Anliegen war ihr auch die Rückholung der Emigranten. Ab 1959 bekleidete sie die Funktion einer Stellvertretenden Parteivorsitzenden. In ihrem Heimatbezirk Simmering war sie von 1959 bis 1966 Zweiter Bezirksobmann der SPÖ. 1967 schied sie aus allen Parteiämtern aus. Sie war Mitglied der 1947 gegründeten Österreichischen Lagergemeinschaft Ravens- brück, deren 1.  Vorsitzende sie von 1984 bis 1994 war, sowie Gründungsmitglied des 1948 ins Leben gerufenen Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer (später Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus), dessen Vorsitz sie bis 1990 innehatte. Dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes gehörte sie als Vorstandsmitglied und Vizepräsidentin an. Als Zeitzeugin berichtete sie seit 1980 in Schulen, Bildungsstätten und in den Medien über ihre Erfahrungen im Konzentrationslager und mahnte zu einem
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
2, I – O
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1026
Kategorie
Lexika
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