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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
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K | Kapeller-Adler1564 Prof. Otto von Fürth, der 1929 Emil Fromm nachfolgte, hatte R. K.-A. abgeraten zu ver- suchen sich zu habilitieren, da sie als Frau und Jüdin von der Fakultät abgelehnt werden würde, obwohl, seiner Meinung nach, ihre ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit diese Beförderung sicher verdient hätte. Damals waren nur 3 Frauen Dozent an der medizinischen Fakultät, eine davon Jüdin. Als Fürth einen Antrag zur Verlängerung ihrer Anstellung als Assistentin stellte, befürwor- tete dies die Fakultät, wurde jedoch vom Bundesministerium für Unterricht mit einem Veto belegt, da ihr über die 6-jährige Frist bis zur Habilitation bereits zwei zusätzliche Jahre gewährt worden waren. R. K.-A. arbeitete jedoch weiterhin wissenschaftlich ohne offizielle Stelle und unbesoldet am Institut. Prof. Fürth stellte ihr später für ihre Beschäf- tigungszeit ein ausgezeichnetes Zeugnis aus und betonte ihre selbstständige Arbeit, ihren großen Einsatz für jüngere Kollegen und ihre vielseitigen Forschungserfolge. Am meisten Aufsehen erregte R. K.-A.s 1933 publizierte Arbeit über einen chemischen Harntest zum Schwangerschaftsnachweis, basierend auf ihrer Entdeckung von Histidin-Ausscheidung in der frühen Schwangerschaft. Zu diesem neuartigen Test erschien ein Artikel in „Der Wiener Tag“ im Juni 1933. Das Testergebnis konnte bereits nach nur wenigen Stunden, ausgewertet werden und diese innovative Entwicklung gelangte zu internationaler Aner- kennung. Da ihre wissenschaftliche Tätigkeit sich zunehmend an der Medizin orientierte, begann R. K.-A. 1934 ein Medizinstudium an der Universität Wien, wo sie das erste und zweite Rigorosum mit ausgezeichnetem Erfolg ablegte. 1935 –1936 war R. K.-A. am Biochemi- schen Laboratorium der Krankenkasse halbtags angestellt. Sie war 1936 − und ab 1. 5. 1937 offiziell − als Leiterin vom Laboratorium des Sanatoriums Hera in Wien für klinische und medizinisch-chemische Diagnostik bestellt. Dort gestaltete sie das Laboratorium neu und passte es modernsten Standards an. Nach dem „Anschluss“ Österreichs fand R. K.-A.s Karriere jedoch ein abruptes Ende. Sie wurde fristlos ohne Aussicht auf eine weitere Anstellung entlassen und durfte nicht mehr am Institut für medizinische Chemie arbeiten. Weiters konnte sie das Medizinstudium, bei dem ihr nur das letzte Rigorosum fehlte, nicht mehr abschließen, da jüdischen Studen- tInnen ab März 1938 nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen das Studium und Ablegen von Prüfungen verwehrt war. R. K.-A. und ihre Familie war zunehmend wachsender Verfolgung und Schikanierung durch die Nazis ausgesetzt. So wurde sie mit ihrer Schwester gezwungen am jüdischen Versöhnungstag (Yom Kippur) 1938 Böden im Nazi-Hauptquartier zu schrubben. Wäh- rend einer Hausdurchsuchung forderte man sie auf ihre Schreibmaschine herauszugeben. R. K.-A. gab jedoch vor kein solches Gerät zu besitzen und konnte so ihre Schreibmaschi- ne retten mit der sie all ihre Artikel verfasst hatte und alle noch folgenden schreiben wür- de. Ihr Ehemann, Ernst Adler, der gleichfalls fristlos seine Stelle als Krankenkassenarzt im II. Bezirk Wiens verloren hatte, wurde am 8. 11. 1938, einem Tag vor der berüchtigten „Kristallnacht“, von der Gestapo verhaftet, gequält, und sehr schwer physisch misshandelt. Nach vier Tagen „Schutzhaft“ wurde er auf Betreiben der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens freigelassen, da seine Dienste als ärztlicher Betreuer der hinterbliebenen jüdischen Mitbürger benötigt waren. So entging Ernst Adler nur knapp dem Schicksal aller seiner
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
2, I – O
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1026
Kategorie
Lexika
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