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Kauffmann | K 1599
gekommen, daß es sich um Mitläuferinnen handelt, die aus religiösen Gründen zur IBV
gekommen sind“ (Urteil H. K. und Juliane Kellner vom 29. August 1944). Im Gegenzug
dazu werden Hörstgen, Riet und Platajs zum Tode verurteilt. H. K. wird in das Zuchthaus
Waldheim überstellt.
Was H. K. in den zahlreichen Gefängnissen (laut eigenen Angaben in über 40 Gefängnissen
und Lagern) alles mitmachte, deutet sie in ihrem Erinnerungsbericht nur an. So berichtet
sie vom berühmt-berüchtigten Münchner Gestapomann Wilhelm Grimm. Er wollte sie
dazu bringen, weitere ZeugInnen Jehovas zu verraten, indem er sie auch psychologisch unter
Druck setzt und die Briefe ihres Mannes zurückhält. H. K. überlebt dank der Unterstützung
von Glaubensschwestern und hilfsbereiten Menschen, denen sie in ihrer Haftzeit immer
wieder begegnet, und wird am 7. Mai 1945 aus der Haft im Zuchthaus Waldheim entlassen.
H. K. zieht 1971 folgendes Resümee über ihre Haftzeit: „Wenn ich heute so zurückdenke,
was wir durchgemacht haben. Die schrecklichen Zustände in den Gefängnissen, der Todes-
marsch durch Deutschland verbunden mit Läusen, Tod, Eis und Grauen, und die Angst,
während der Verfolgungszeit! Ich werde oft gefragt, wie man das alles durchhalten kann.
Meine Antwort: nur mit der Kraft des Herrn. 2. Korinther 12:9.: ‚Meine Gnade genügt dir,
denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht‘.“
H. K. kehrt nach Wien zu ihrem Mann und ihrer Tochter zurück. Auch ihre Schwester
Olga Besenböck, die von Juni 1940 zunächst im Zuchthaus Aichach und ab August 1942
bis Kriegsende wegen ihrer Betätigung als Zeugin Jehovas im KZ Ravensbrück inhaftiert
war, überlebt und kehrt nach Wien zurück. H. K. wird Mitglied des Häftlingsverbandes.
Ihre Tochter macht Karriere als Balletttänzerin. H. K. muss allerdings miterleben, dass ihre
Tochter bereits 1984 stirbt.
Sie selbst stirbt 93-jährig am 15. Mai 1994 als überzeugte Zeugin Jehovas. Rehabilitiert wird
sie am 16. August 2005.
Qu.: DÖW 14257, 20000/K155, Jehovas Zeugen Österreich/Geschichtsarchiv: Erinne-
rungsbericht von Hermine Kauer aus dem Jahr 1971, WStLa SHV 5604/1947.
L.: Lichtenegger 1984, Garbe 1993 Heidi Gsell
Kauffmann Angelika; Malerin
Geb. Chur, Schweiz, 30. 10. 1741
Gest. Rom, Italien, 5. 1. 1807 (5. 11. )
Herkunft, Verwandtschaften: Die Tochter des Vorarlberger Malers Joseph Johann Kauff-
mann (1707–1782) aus Schwarzenberg und seiner Frau, der Hebamme Cleophea, geb. Lutz
(† 1757) kam in Chur zur Welt, wo ihr Vater gerade am bischöflichen Schloss arbeitete. Sie
wuchs am Comer See und in Italien auf. Nach dem Tod der Mutter zog sie mit ihrem Vater
zunächst ins väterliche Haus nach Schwarzenberg im Bregenzerwald.
LebenspartnerInnen, Kinder: Einen Heiratsantrag des englischen Malers Joshua Reynolds
soll sie abgelehnt haben, er förderte dennoch weiter ihre Karriere. Am 22. November 1767
heiratete A. K. Frederick de Horn, angeblich ein schwedischer Graf. Die kurze Ehe ver-
lief für A. K. unglücklich. Horn verschwand plötzlich mit all ihren Ersparnissen und kann
als Heiratsschwindler betrachtet werden. Am 10. Februar 1768 wurde ihre Ehe durch ein
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika