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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Seite - 1638 -
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Kierer | K 1637 verehelichte Seitz, Fleischhackerin in der Leopoldstadt, und Maria Anna, verehelichte Tur- nerin und Kaufmannsfrau in der Rossau. Ausbildungen: Keine nachweisbar, in ihrer ersten Ehe hat sie aber alle Grundbegriffe des Gewerbes erlernt. Dies kommt in ihrer zweiten Ehe zum Ausdruck, da ihr Mann im Hin- tergrund bleibt, sie alle Amtsgeschäfte alleine abwickelt und bestens über die Finanzlage ihrer Fleischerei informiert ist. Laufbahn: Th. K. tritt erstmals 1773 vor den Magistrat, als sie sich über ihren Nachbarn, den Tischlermeister Johann Hiertz, beschwert. Dieser lagert verschiedene Latten und Verschläge so nahe an ihrem Haus in der Leopoldstadt, dass ihr nicht nur die Sicht versperrt wird, son- dern auch, wie sie sich ausdrückt, „hiedurch es den Vorbeygehenden zu einem S. V. öffentlichen Abtritt dienet und so eckelhaft gemacht worden, daß ich diesen meinen Garten wie sonsten Bestand Weise zu verlassen von der Zeit an gehinderet, mithin auch aller Nutzung besagten Gartens beraubt worden bin“. Im letzten Punkt ihrer Beschwerde stellt sie zudem fest, dass die ganze Nachbarschaft durch diesen Holzstoß gefährdet sei, da nicht nur allerlei Gesindel ihn als Versteck benütze, sondern auch leicht Brände entstehen könnten. In einem Lokalaugenschein werden tatsächlich alle genannten Mängel festgestellt, Herrn Hiertz aber nur befohlen, den Stapel vom Grundstücksrand wegzurücken und die obersten Latten abzutragen. Dies ist Frau K. aber nicht genug. Sie sucht solange um eine vollständige Entfernung an, bis der Magistrat ihr zu verstehen gibt, dass sie bei nochmaliger Einreichung einer Beschwerde bestraft würde, vor allem weil sie in ihrem letzten Gesuch nur mutwillige Anschuldigungen nicht nur gegen Hiertz, sondern auch gegen die zuständigen Räte vorgebracht hat. Diese Angelegenheit sollte in negativer Weise auf sie zurückfallen, als sie ein anderes Gesuch beim Wiener Rat vorbringt. Ein Jahr später meldet sich Th. K. im Namen ihres Mannes Johann Kierer, der mit neun ande- ren bürgerlichen Fleischhackermeistern eine Sozietät gebildet hat, um Schlachtvieh einzukau- fen: Laut ihren Angaben hätte ihr Gatte die hieraus entstandenen Schulden vollständig bezahlt, doch der Gläubiger der Sozietät, Peter Schnell, hätte eine gerichtliche Exekution erwirkt, in deren Folge nicht nur die ihrem Mann gehörende Hälfte des gemeinsamen Hauses, sondern auch ihre versteigert und an Franz Bart verkauft worden wäre, worauf sie eine nochmalige Lizitation erwirkt und das Haus um 6.605 Gulden zurückgekauft hätte. Doch der Magistrat spricht Peter Schnell die weitere Exekution zu, weshalb sie um einen fünfjährigen Zahlungs- aufschub bittet. Dabei kommt es jedoch zu einigen Turbulenzen, da Peter Schnell und sein Advokat meinen, Frau K. versuche, die Exekution mutwillig hinauszuzögern, indem sie immer wieder neue Forderungen und Ansuchen stelle: zuerst der Hausrückkauf, wobei sie den Käufer „mit aller Gwald verdrungen“ habe; dann die Stundung der Schulden, obwohl sie durch den Hauskauf ihre Zahlungsfähigkeit unter Beweis gestellt habe; nun fordere sie, den Kaufpreis für ihre Haushälfte von der Exekution auszunehmen, wodurch sie die Prozesskosten absichtlich in die Höhe triebe und allerorts Verwirrung stifte. Weiters betreffe sie die zweite Exekution gar nicht, sondern nur ihren Mann, „von dessen unglücklichen Zustand sie so viel Lärmens macht“. Der Magistrat, letztendlich Frau K.s müde, „welche gewohnt ist, alle, auch die unschicksamsten Mittel zu ergreifen, um die Exekution zu hemmen, um Aufzüge zu versuchen, und um die Sach in die äußerste Unordnung zu bringen [und] auch diesmal, mittelst des angesuchten Morato- rii [Zahlungsaufschub] einen ähnlichen Schritt gewagt“ habe, überlässt die Entscheidung der NÖ. Regierung, weil er sich nicht mehr imstande sieht, die Angelegenheit zu regeln. Hätte sie
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
2, I – O
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1026
Kategorie
Lexika
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