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Knapp | K 1679
tionalsozialismus vorsah. Am 27. Februar 1939 erfolgte jedoch der Widerruf der Löschung
I. K.-J.s durch das Reichsjustizministerium, wohingegen die Löschung ihres Ehemannes
während der gesamten NS-Zeit aufrecht blieb. Siegfried Knapitsch, der an der Errichtung
der „Ostmark-Siedlung“ (heute: Küniglberg-Siedlung) beteiligt gewesen war, ein Muster-
weingut in Sooss ob Vöslau besaß und bereits seit 1916 schriftstellerisch tätig war, konn-
te allerdings weiterhin publizieren, so wurde beispielsweise sein Theaterstück „Ferdinand
Waldmüller“ am 3. Dezember 1942 in Linz uraufgeführt. Seine Wiedereintragung in die
Wiener Rechtanwaltsliste erfolgte jedoch erst am 16. Mai 1947. I. K.-J. gehörte – wie auch
Marianne Beth – dem Wiener Soroptimist Club an, einer in den 1920er-Jahren gegründe-
ten internationalen Vereinigung berufstätiger Frauen, dessen Auflösung im August 1938
erfolgte, nachdem behördlicherseits bereits überprüft wurde, „ob es sich bei dem Club um
eine homosexuelle Angelegenheit handelt“, weil die „Mitglieder nur Frauen sind“, und der
Club sich u. a. laut Statut zum Ziel setzte, „schwesterliches Empfinden zu verbreiten“. Zahl-
reiche Clubmitglieder mussten flüchten, die Mathematikerin Dr. Hedwig Wahle hingegen
lebte mit ihrem Mann als rassisch Verfolgte drei Jahre in Wien im Untergrund, wobei sie
u.a. von I. K.-J. unterstützt wurde. Diese beantragte im Oktober 1945 auch die Reaktivie-
rung des Clubs und meldete Forderungen an das Deutsche Reich auf Rückerstattung des
Vereinsvermögens an. In der Nachkriegszeit war I. K.-J. gemeinsam mit der Physikerin Berta
Karlik und der Medizinerin Lore Antoine auch an der Neugründung des Verbandes der
Akademikerinnen Österreichs beteiligt. Nach dem Tod ihres Ehemannes 1962 führte I. K.-J.
die Kanzlei noch zwei Jahre weiter.
Qu.: Archiv der RAK Steiermark, Archiv der RAK Wien, WStLA (Meldeunterlagen).
W.: „Akademische Frauenblätter (1926–1927)“, „Die Absatzschwankungen im Einzelhandel“
(1935)
L.: Sauer/Reiter-Zatloukal 2010, Sauer/Reiter-Zatloukal 2013
Barbara Sauer
Knapp Maria; Gegnerin des NS-Regimes
Geb. ?
Gest. ?
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Ludwig Knapp, Verwalter eines Sägewerks
und Gutsverwalter in Weitra bei Gmünd, NÖ.
Laufbahn: K. M. kümmerte sich gemeinsam mit ihrem Mann um eine Gruppe ungarischer
ZwangsarbeiterInnen, hauptsächlich Frauen, Kinder und alte Menschen, zum Teil arbeits-
unfähig, die ihr Mann aus Mitleid zum Arbeitseinsatz angefordert hatte. Dem am 17. 4. 1945
an Ludwig Knapp ergehenden Befehl, die Zwangsarbeiter zum Arbeitsamt Gmünd zurück-
zuschaffen, um sie nach Theresienstadt zu deportieren, widersetzte sich das Ehepaar, indem
es die Flucht der Zwangsarbeiter organisierte und einige in ihrem Haus versteckte. Nach der
Kapitulation Deutschlands setzten die Knapps ihre Hilfe für die Gruppe fort und finanzier-
ten ihr die Heimreise. Das Verhalten des Ehepaars Knapp diente auch anderen Einwohnern
von Weitra, die ZwangsarbeiterInnen beschäftigten, als Vorbild für menschliches Verhalten.
Ausz.: Auszeichnung „Gerechte unter den Völkern“ durch Yad Vashem, 1968.
L.: Gutman/Fraenkel/Borut 2005, Wikipedia
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika