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Kornfeld1756
Qu.: Archiv der Hochschule für angewandte Kunst Wien.
L.: Plakolm-Forsthuber 1994, Tamara Loitfellner: Österreichs vergessene Malerinnen:
http://www.frauenkunst.at/de/maler/korner/bio.html
Kornfeld Gertrud; Chemikerin
Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 25. 7. 1891
Gest. Rochester, New York, USA, 4. 7. 1955 (29. 6.)
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Friedrich Kornfeld, Chemiker in Prag; Mutter: Klara
Wiener.
Ausbildungen: Besucht eine deutsche Mädchenschule, dann ein Jungengymnasium, wo
sie maturiert; Studium der Chemie, physikalischen Chemie und Physik 1910 –1915 an der
Karl-Ferdinand-Universität in Prag; 1915 Promotion zum Dr.phil. bei Victor Rothmund
mit der Arbeit „Über Hydrate in Lösungen“; 1928 Habilitation im Fach Chemie mit der
Arbeit „Der Wirkungsquerschnitt von Gasmolekülen in der chemischen Kinetik“ als erste
und einzige Frau an einer Universität der Weimarer Republik.
Laufbahn: G. K. stammt aus einer deutschsprachigen jüdischen Familie des Prager Mittel-
stands. Nach ihrer Promotion ist sie am Chemischen Institut der Karl-Ferdinand-Universität
zunächst als Demonstrantin, ab 1915 als Assistentin bei ihrem Mentor Rothmund beschäf-
tigt. Nach den politischen Umbrüchen und der Gründung der Tschechoslowakei verlässt sie
1919 Prag und wechselt an die Technische Hochschule Hannover. Dort tritt sie eine Stelle als
Volontärassistentin von Max Bodenstein an, mit dem sie 1925 an das Physikalisch-Chemi-
sche Institut der Berliner Universität (heute: HU Berlin) wechselt. Sie arbeitet dort u. a. mit
der Physikerin Lise Meitner zusammen. Nach ihrer Habilitation 1928 wird sie in Berlin Pri-
vatdozentin und liest über Photochemie, chemische Kinetik sowie Atom- und Molekülspek-
tren. G. K. ist die erste Frau in der Geschichte Deutschlands, die als Privatdozentin Chemie
unterrichtet. Das Lehren gefällt ihr; unter Bodenstein übernimmt sie auch die Betreuung von
DoktorandInnen. Als G. K. im Herbst 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Lehr-
befugnis entzogen wird, flüchtet sie aus Nazi-Deutschland nach England. Dort erhält sie
dank des neu gegründeten Academic Assistance Council (später Society for the Protection
of Science and Learning) mehrere Stipendien; wie auch jenes an der Universität Nottingham
(1933 –1934). Sie ist 1935 Assistentin bei Brose und Dingle am Imperial College in London,
bleibt jedoch auf der Suche nach einer festen Anstellung erfolglos. Daher geht sie 1935 mit
einem weiteren Stipendium der Gesellschaft nach Wien, wo sie an der Universität Wien
bei Hermann Mark forscht. In Wien findet sie als weibliche Naturwissenschafterin keine
Stelle, die mit jener in Deutschland vergleichbar wäre. Im Jahr 1937 kann G. K. mit Hilfe der
American Association of University Women mit einem Besuchsvisum in die USA emigrieren,
wo sie eine Anstellung als Forschungschemikerin bei Eastman Kodak Co. in Rochester, N. Y.
findet. G. K. gelingt keine universitäre Karriere. Sie erfindet 1929 ein Membranmanometer
zur Messung kleiner Drucke, veröffentlicht zahlreiche Beiträge über Photochemie in Fach-
zeitschriften und trägt richtungsweisend zu deren Entwicklung bei. Zu ihren Forschungsge-
bieten zählen die Kinetik von gasartigen Reaktionen und die Theorie der Fotografie.
Mitglsch.: Mitglied u. a. bei American Chemical Society, Optical Society of America, Fa-
raday Society (London).
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika