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Kunigunde1848
hohe politische Bedeutung zu; K.s Vermählung wird genau geplant. Die zahlreichen Werber
wechseln häufig, was sich durch Veränderungen der politischen Lage und der Suche nach
Allianzen erklären lässt; es haben sich u. a. der ungarische König Matthias Corvinus (1470),
Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut (1470), der französische Dauphin Karl
(späterer König Karl VIII.), Friedrich von Neapel, zuerst Wladislaw (Sohn des Königs Ka-
simir IV. von Polen), dann dessen Bruder Kasimir sowie der Herzog Karl von Savoyen um
ihre Hand bemüht. Das damals weit verbreitete Gerücht, Friedrich III. wolle seine Tochter
mit dem Eroberer Konstantinopels, Sultan Mohammed II. verheiraten, wenn dieser zum
Christentum konvertiere, lässt sich jedoch bezweifeln (vgl. Graf 2000, S. 39 – 40), zeigt aber
die immense politische Bedeutung der Vermählung K.s. Nach Maximilians Heirat 1477
lockert sich der Kontakt der beiden etwas, das enge Verhältnis der Geschwister bleibt aber
bestehen; wenn die beiden einander nicht sehen können, schicken sie sich Briefe und Ge-
schenke. K. verbringt ab 1480 ein Jahr in Wien an der Seite des Vaters. Als dort die Gefahr
der Pestepidemie sowie der ungarischen Truppen wächst und die Hofburg schließlich be-
lagert wird, lässt der Vater K. im November 1481 mit einer Eskorte von 1300 Männern erst
nach Laxenburg, dann nach Graz bringen. Dort kann ein Anschlag vereitelt werden; einigen
Quellen zufolge ereignet sich auch eine versuchte Entführung K.s. Im Februar 1484 steigt
die Bedrohung durch die ungarischen Truppen auch in der Steiermark, weshalb K. abreist.
Sie hält sich erst in Wels, dann in Neuburg am Inn auf. Der Vater schickt sie an den Hof
seines ehemaligen Mündels und Vetters Herzog Siegmund, genannt „der Münzreiche“ nach
Innsbruck. K. trifft im Sommer 1485 ein und ist bald in das rege gesellschaftliche Leben des
Innsbrucker Hofes eingebunden. Zudem verbringt sie viel Zeit mit der jungen Erzherzogin
Katharina. Noch im selben Jahr lernt K. den gebildeten und bereisten bayerischen Herzog
Albrecht IV. kennen; nach kurzer Zeit verlieben sich die beiden. Als Albrecht um K.s Hand
anhält, hat er sich bereits das Erbe seines Freundes Niklas von Abensberg widerrechtlich
angeeignet, das ein Reichslehen war. Friedrich III., der unter Geldmangel leidet, ist einver-
standen, dass das Erbe Abensbergs als K.s Mitgift in den Besitz Albrechts übergeht. Alb-
recht geht jedoch noch weiter und nimmt noch während der Hochzeitsverhandlungen die
Reichsstadt Regensburg in seinen Besitz, was Friedrich III. veranlasst, seine Zustimmung
zur Eheschließung zurückzunehmen. K. weiß nichts von den Täuschungen Albrechts und
von der Entscheidung ihres Vaters. V. a. in der österreichischen Geschichtsforschung finden
sich VertreterInnen der Theorie, Albrecht habe mit der Hilfe Siegmunds eine gefälschte
Einwilligung des Kaisers Friedrich zur Hochzeit angefertigt und so K. getäuscht (vgl. Graf
2000, S. 85). Fest steht, dass die Hochzeit gegen den Willen des Kaisers stattfindet, und dass
in der Folge Albrecht und auch K. in Ungnade fallen. Nach der Hochzeit 1487 übersiedelt
K. nach München, der gute Kontakt zum Innsbrucker Hof bleibt bestehen. Die Ehe ist von
dem Betrug belastet und K. leidet unter der Auseinandersetzung zwischen ihrem Ehemann
und ihrem Vater. Als K. zudem 3 Mädchen gebärt, fürchtet Albrecht um die Thronfolge und
damit um die Machterweiterung Bayerns. Ab 1488 bemüht sich Maximilian verstärkt um
eine Aussöhnung zwischen Albert und dem Kaiser. Durch die Bemühungen Maximilians
kommt im Mai 1492 schließlich ein Treffen zwischen Albert und dem Kaiser zustande.
Albrecht muss (für kurze Zeit) Regensburg und die Herrschaft Albrecht wieder abgeben, er
und K. leisten den Erbverzicht. Nach weiterem Vermitteln Maximilians erklärt sich Kaiser
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika