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Lafite | L 1889
1935 von den Wozniczaks ersteigerte Waldpension waren als Urlaubsorte bei Wiener Sozial-
demokraten beliebt, da viele führende Sozialdemokraten mit den Wozniczaks befreundet
waren. So verbrachten unter anderem Julius Deutsch, seine Gattin Emma sowie sein Bruder
Leo seit den Zwanziger Jahren Urlaube im Kamptal, wo Julius Deutsch nach seiner politisch
bedingten Flucht Unterlagen und Bücher bei den Wozniczaks hinterlegt hat.
Seit den Februarkämpfen 1934, aber vor allem seit dem „Anschluss“ Österreichs gerieten
G. und Isidor Wozniczak wegen ihrer sozialdemokratischen Überzeugung, ihres sozialde-
mokratischen sowie jüdischen Freundes- und Gästekreises ins Visier der regionalen und
überregionalen Behörden.
Denn obwohl die Marktgemeinde Gars ab 1. Juni 1938 Juden amtlich als unerwünscht er-
klärte, beherbergte die Waldpension weiterhin jüdische Gäste und erlaubte ihnen den Zu-
gang zum pensionseigenen Badeplatz am Kamp, dessen Pachtvertrag in der Folge von der
Gemeinde gekündigt wurde.
Seit 1934 wurde G. W.s Mann immer wieder verhaftet, inhaftiert, freigelassen und dienst-
verpflichtet. Nachdem er zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 in Wien inhaftiert war,
kehrte er nach Gars zurück, wo er am 24. April 1945 in Schutzhaft genommen und ins
Gefangenenhaus Horn eingeliefert wurde. Am 2. Mai 1945 wurde er im Wald bei Möd-
ring erschossen und seine Leiche verscharrt. Sein Grab wurde erst am 24. August 1946
entdeckt, sein Leichnam am 9. September 1946 exhumiert und am 15. September 1946 in
Gars bestattet.
Nach dem Krieg leitete G. W., die von 26. Mai 1950 bis 15. Mai 1955 sozialdemokratische
Gemeinderätin in Gars am Kamp war, die Waldpension gemeinsam mit ihrer Tochter Mat-
hilde (verheiratete Mück), welche 1960 selbst die Leitung übernommen und 1995 wiederum
an ihre Tochter Barbara übergeben hat.
L.: Mück 2010, Pasteur 1986, Waldpension Gars 2005, Winkelbauer 1988, AZ v. 5. 5. 1919 (Die
Wahlergebnisse), AZ v. 6. 5. 1919 (Die gewählten Frauen), AZ v. 14. 10. 1921 (Wiener Gemeinde-
rat. Sitzung vom 13. Oktober), NFP v. 5. 5. 1919 (Wahlresultate aus dem Ge
meinde
rat Döbling)
Andreas Weigel
Lafite Elisabeth, geb. Walter; Verlegerin und Herausgeberin
Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 16. 6. 1918
Gest. Wien, 16. 10. 2007
Herkunft, Verwandtschaften: E. L.s Vater Dr. Anton Walter (1882–1976) war Sektionschef
im Finanzministerium und wurde als solcher Generaldirektor der Tabakregie, bis er nach
dem „Anschluss“ 1938 durch einen Berliner abgelöst wurde. Durch Erkrankung entging er
der bereits vorgesehenen Verhaftung wegen seiner Mitgliedschaft bei der christlich-sozialen
Partei und seiner bekannt antinationalsozialistischen Gesinnung. Nach Kriegsende wurde
er rehabilitiert und zum Präsidenten des Aufsichtsrates bestellt. Mutter: Julie (1893 –1984);
Schwester: Juliane (1921–1980); Schwiegersohn: Dr. Joachim Diederichs, Enkel des Ver-
lagsgründers Eugen Diederichs.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1947 Eheschließung mit Dr.iur. Peter Lafite (1908 –1951),
Sohn des Komponisten, Chorleiters, Liedbegleiters und Musikpublizisten Carl Lafite, Be-
amter im Bundesministerium für Finanzen, dann im Bundesministerium für Unterricht
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika