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Lengger1962
Laufbahn: Seit 1928 Lehrerin für Physik und Mathematik, eine angestrebte Anstellung am
Institut für Radiumforschung scheiterte, VHS-Vorträge, 1938 vom Schuldienst entlassen;
Jänner 1939 mit einem von den amerikanischen Quäkern organisierten Kindertransport
Emigration nach GB, November 1939 als Begleitung von 16 Flüchtlingskindern weiter
in die USA, 1940/41 mit einem Forschungsstipendium der AAUW Arbeit an der medi-
zinischen Applikation der radioaktiven Tracer-Methode am 1938 fertiggestellten Cyclo-
tron der Purdue University, Lafayette, Massachusetts; 1940–43 Lehrerin an der Dana Hall
School, Wellesley, Massachusetts; 1943 als eine der ersten Frauen Associate Professor for
Physics Rensselaer Polytechnic Institute, Leitung des Unterrichtslaboratoriums, 1966 full
professor, 1968 emeritiert. Publizierte in österreichischen und amerikanischen Fachzeit-
schriften.
Ausz., Mitglsch.: 1998 zur Erinnerung an ihre lange Lehrtätigkeit Einführung einer phy-
sikalischen Vortragsreihe durch ehemalige Studenten und Freunde; Mitglied der Physical
Society, Association of Physics Teacher, American Association of University Women.
W. u. a.: „Adsorptionsversuche mit Radioelementen. Diss.“ (1926), Schriftenverzeichnis
MIR 195, 1927, MIR 262a, 1930.
L.: Bischof 2002, Kröner 1983, ÖNB 2002, Röder/Strauss 1980–83
Lengger Hedwig, geb. Kohnhauser; Bäuerin und Widerstandskämpferin
Geb. Vordernberg, Stmk., 21. 9. 1893
Gest. Tragöß, Stmk., 23. 4. 1970
H. K. wurde in Vordernberg in der Steiermark geboren und arbeitete vor ihrer Heirat mit
Friedrich Lengger auf mehreren Bauernhöfen. Sie brachte zwei Kinder in die Ehe mit,
insgesamt schenkte sie neun Kindern das Leben. Die Familie führte einen kleinen Pacht-
bauernhof in Sonnberg, der Alltag war von harter Arbeit und Entbehrungen geprägt, den-
noch auch von großem Zusammenhalt zwischen den Familienmitgliedern. Der abgelegene
Bergbauernhof wurde in den 1940er Jahren zu einem Stützpunkt für die PartisanInnen,
auch H.s Sohn Heinrich schloss sich ihnen an. Nachdem einer der Partisanen die Familie
verraten hatte, erschien am 18. August 1944 die Gestapo am Hof und verhaftete die damals
50-Jährige, zusammen mit ihrem Mann, den Töchtern Josefine und Bibiana sowie ihrer
Schwester Maria Schweinegger, die gerade zu Besuch war. Der 13-jährige Bruder blieb al-
leine zurück. Nach sechs Wochen Haft im Kreisgericht Leoben deportierte man H. L., ge-
meinsam mit vielen anderen Leobnerinnen, in einem „Sondertransport“ nach Ravensbrück,
wo sie am 3. Oktober einlangte. Im Konzentrationslager war sie unter der Nummer 75069
registriert. H. L. wurde zum Socken stricken eingeteilt, was ihr – wie ihre Tochter Josefine
erzählt – nicht leicht fiel. Die harte und grobe Arbeit eines Bergbauernhofes hatten ihre
Hände für so feine Tätigkeiten ungeschickt gemacht. Dem Tode sehr nahe war H. L., als
sie in den Block 30 oder 31 verlegt wurde, jenem Block, in den alte, gebrechliche und für
arbeitsunfähig befundene Frauen gepfercht wurden. Wäre sie nicht von ihren Töchtern Jo-
sefine und Bibiana mit Hilfe der Blockältesten wieder aus dem Block geholt worden, hätte
dies ihren sicheren Tod bedeutet. Im Erhebungsbogen des „Komitees der ehemaligen Po-
litischen KZ- und Zuchthaushäftlinge“ gibt H. L. an, von SS-Aufseherinnen misshandelt
worden zu sein. Am 28. April 1945 wurde H. mit vielen anderen auf den Todesmarsch ge-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika