Seite - 1964 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Bild der Seite - 1964 -
Text der Seite - 1964 -
Lenya | L 1963
schickt, von dem sie gemeinsam mit ihren Töchtern sowie mit Mutter und Tochter Sagode
flüchten konnte. Für die Heimreise benötigten sie insgesamt drei Monate – und damit zu
lange, um den aus Mauthausen zurückgekehrten Ehemann nochmals zu sehen, denn dieser
starb am 4. Juni 1945 an den Haftfolgen im Krankenhaus Bruck an der Mur. H. L. verlor
auch ihren Sohn Heinrich, der als Partisane in Eisenerz erschossen worden war, sowie
weitere Söhne, die im Krieg gefallen waren. Die Frauen bewirtschafteten zunächst in den
folgenden Jahren den Hof weiter; die ökonomischen Verhältnisse waren nicht einfach. Frau
H. L. erhielt lediglich eine Pension von 150 Schilling, erst als ihre Tochter in Wien inter-
venierte, wurde diese leicht angehoben. Später zog H. L. vom Berg ins Tal nach Tragöß,
wo sie bis zu ihrem Tod am 23. April 1970 lebte. Bis zuletzt wurde sie von ihrer Tochter
Josefine gepflegt.
Qu.: Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Häftlingsdatenbank: Interview mit
Josefine Oswald am 23. 11. 1998 und 26. 3. 1999 (geführt von Helga Amesberger, Institut für
Konfliktforschung, Wien); Justizanstalt Leoben Gefangenenvermerk 3. 8. 1944 –17. 11. 1944;
Landesarchiv Steiermark: Opferfürsorgeakte; Sonderbestand Ravensbrück am DÖW:
50.170/51.
L.: Muchitsch 1966 Brigitte Halbmayr
Lenya Lotte, Lenja, geb. Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer; Schauspielerin,
Sängerin und Tänzerin
Geb. Wien, 18. 10. 1898
Gest. New York City, New York, USA, 27. 11. 1981
Herkunft, Verwandtschaften: L. L. wuchs in ärmlichen Verhältnissen in einem Wiener Ar-
beiterviertel auf. Die Mutter war Waschfrau, der alkoholkranke Vater Kutscher. 1913 kam
sie zu einer Tante nach Zürich, die das Mädchen aber nicht auf Dauer aufnehmen konnte.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1926 Heirat mit dem Komponisten Kurt Weill, in 2. Ehe
verheiratet mit George Davis.
Ausbildungen: 1914 –1920 Ausbildung an der Ballettschule des Stadttheaters Zürich.
Laufbahn: Als Kind Tänzerin und Seiltänzerin im Zirkus. 1916 –1920 Statistin und Choris-
tin am Stadttheater Zürich. Ab 1921 in Berlin, wo sie 1924 ihren späteren Ehemann kennen
lernte. Sie wirkte als Sängerin in der Uraufführung des ersten gemeinsamen Stücks von
Kurt Weill und Bertolt Brecht, des Songspiels „Mahagonny“, 1927 in Baden-Baden mit. Bei
der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ 1928 spielte sie die Rolle der Jenny. Ein weiterer
Erfolg wurde die Berliner Aufführung der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“
1931. 1932 spielte sie in diesem Stück auch in Wien und lernte dort den Tenor Otto Pasetti
kennen, der bis 1934 ihr Liebhaber war. Dies führte zur Trennung von Weill, dem sie den-
noch verbunden blieb. Gemeinsam emigrierten sie 1933 in die Schweiz, später über Paris
und London in die USA. L. L. sang in Nachtclubs in New York und ging auf Theatertournee
quer durch die USA. 1945 zog sie sich weitgehend als Schauspielerin zurück, da sie mit ih-
rem ausländischen Akzent keine weiteren Erfolgschancen sah. Nach dem Tod Weills (1950)
kümmerte sich L. L. um seinen Nachlass und trat vor allem als Interpretin seiner Werke,
aber auch erfolgreich als Schauspielerin (u. a. in Brechts „Mutter Courage“) auf. Mitte der
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika