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Löwenthal | L 2031
Am 14. 7. 1939 von der Gestapo wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und am
12. 10. 1940 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 25. 4. 1942 wird sie in Ravens-
brück mit der Häftlingsnummer 10668 registriert. H. L. arbeitete in der Fürsorgeabteilung,
da sie sich durch einen Sturz von der dritten Etage des Stockbettes die Wirbelsäule verletzt
hatte und nur leichte Arbeiten verrichten konnte. Dadurch kam sie auch an Papier und
Stifte und konnte so ein fast fünfzig Seiten dickes Liederheft anfertigen, das sie nach Hause
brachte und das später im DÖW ausgestellt wurde. Sie kehrte nach der Befreiung nach
Wien zurück und arbeitete als Parteibeamtin.
L.: Baier 1987, Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1984, Knapp 2003
Löwenthal Eva; Bibliothekarin und Schriftstellerin
Geb. 4. 5. 1913
Gest. 15. 5. 2002
Herkunft, Verwandtschaften: E. L. wuchs sie in einer nicht konfessionellen Familie, jüdi-
scher Herkunft in Wien auf. Ihr Vater, ein Freimaurer und der Sozialdemokratie nahe ste-
hend, soll im Rahmen der Geschäftsgruppe des sozialdemokratischen Stadtrates Dr. Julius
Tandler im so genannten „Roten Wien“ wahrscheinlich im Bereich der Jugendfürsorge tätig
gewesen sein.
Ausbildungen: Bekannt ist, dass E. L. ihre Schulausbildung mit Matura abschloss. Ob sie
ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin noch in Wien oder schon in der Emigration in Eng-
land abschloss, ist nicht mehr eindeutig festzustellen.
Laufbahn: Die ersten einschneidenden Änderungen in E. L.s Familiengeschichte wurden
durch die Ausschaltung des Parlaments, den Bürgerkrieg des Jahres 1934 und die Verfolgung
der Sozialdemokraten in der Stadtverwaltung herbeigeführt. E. L.s spätere, strikt antikleri-
kale Haltung lässt sich damit begründen. Das Jahr 1938 brachte noch größeres Leid über
die sensible junge Frau. Bald nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde sie angehalten und
in das Sammellager Karajangasse 14 –16 im 20. Wiener Bezirk gebracht. Die Behandlung
und die Verhöre in diesem, in einer Schule eingerichteten Sondergefängnis für Juden und
politisch verdächtige Personen, hinterließen bei E. L. ein lebenslanges Trauma. Wie es ihr
glückte nach England zu emigrieren, ist nicht überliefert. Über das Schicksal ihrer Eltern
hatte sie nie gesprochen, sie dürfte sie aber nie mehr wieder gesehen haben.
In England arbeitete E. L. als Fabrikarbeiterin, Kindergärtnerin und Erzieherin. Ihrem Kol-
legen Horvath erzählte sie, dass sie alle Versuche von jüdischen Frauenorganisationen ihr
zu helfen und sie in die Kreise jüdischer Emigrantinnen zu integrieren auf Grund ihrer
areligiösen Haltung abgelehnt hätte. Enge Kontakte zu sozialdemokratischen EmigrantIn-
nen und deren Organisationen hätte sie auch nicht gepflegt. Ihre selbst gewählte Isolation
in der Emigration, die Hoffnung, in einem neuen Österreich wieder Fuß fassen zu können,
vielleicht alte FreundInnen wieder zu treffen, erweckten in ihr den Wunsch zurückzukehren.
1951 gelang ihr die Verwirklichung dieses Wunsches. Aber erst im Jahre 1953 bekam sie die
Möglichkeit in den Dienst der Wiener Städtischen Kindergärten einzutreten. Ihre literari-
sche Tätigkeit führte dann zum Wechsel in den Dienst der Wiener Städtischen Büchereien.
Ihre Arbeitsstätte war die, heute nicht mehr existierende, Zweigstelle in der Josefstädter-
straße 39 im 8. Wiener Gemeindebezirk; der weitere Weg führte in die alte Hauptbücherei
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika