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Margarethe2120
Gulden brachten und mit der nach Oswalds Tod noch sein gleichnamiger Sohn befasst war,
war auch Oswalds frühere Geliebte, die Schulmeisterstochter Anna Hausmann aus Brixen,
als Fehdegegnerin verwickelt.
Im November 1419 tätigte Oswald eine fromme Stiftung für ein ewiges Licht in der Fried-
hofskapelle des Klosters Neustift bei Brixen, deren Patronin die Heilige Margarethe war.
In die Zeit des Streits um Hauenstein – Oswald hatte in seiner bedrängten Lage Asyl auf
Burg Neuhaus bei Görz gefunden –, fällt M.s Überschreibung ihrer Erbansprüche nach
dem Tod ihres Vaters 1426 an Oswald. Damit legte sie den Grund, dass ihr Mann 1434 vom
König mit ihrem ererbten Anteil von Reichslehen belehnt und Angehöriger der Reichs-
ritterschaft werden konnte; gewiss ein Höhepunkt in Oswalds Leben und willkommene
Entschädigung für die nie oder nur teilweise ausbezahlte Heimsteuer.
M.s Leben auf Hauenstein dürfte nicht einfach gewesen sein, Oswald war weiterhin viel
unterwegs und selten zu Hause. So oblagen ihr primär die Erziehung der mindestens sechs
Kinder sowie die Verwaltungsgeschäfte der Burg und der Güter. Oswald hatte in ihr eine
treue Gefährtin gefunden. Sie bemühte sich 1429 um Unterstützung in der Fehde Oswalds
gegen Hans von Vilanders bei ihren Verwandten und Bekannten aus den Vorlanden und
Schwaben. Sie stellte sich auch auf seine Seite, als er sich gegenüber seinem Schwangauer
Schwager, M.s Bruder Georg, 1439 nicht eben redlich verhielt und die für ihn eingezogenen
Zinsen in Vilnöß nicht herausgab.
Oswalds Wertschätzung für M. zeigt sich in acht seiner Lieder (Kl. 33, 68, 69, 71, 75, 77,
87, 97), in denen er ihren Namen in Koseform nennt und sie als „Gredli“, „Gredelein“, die
„Gret“, das „traut weib“, das „auserwelte M“ oder mit ihren Namensinitialen spielt (Kl. 68,
97); in einem der Lieder (Kl. 110) preist er den roten Mund „von Schwaben her“ und die
„stolze Swäbin“ und im sogenannten Hauensteinlied (Kl. 44) zeichnet er von ihr das Bild
einer energischen Frau und Mutter, die die Kinder von der schlechten Laune ihres Vaters
in Schutz nimmt und sich deswegen mit ihrem Mann zankt. Ein einziges Mal führt er
den Namen des Geschlechts an, dem M. entstammt, „ain weib … von Swangau“ (Kl. 104),
eigenartigerweise mit negativer Konnotation. In drei Liedern, dem Neujahrslied (Kl. 71),
dem derb-erotischen Badelied (Kl. 75) und dem Lied der Treueversicherung (Kl. 77) ist Os
bzw. Ösli oder Öselein (Diminutiv von Oswald) M.s Dialogpartner. In diesen Liedern wer-
den „ganz neue Dimensionen der Sinnenfreude, der Zärtlichkeit und Gefühlsinnigkeit er-
schlossen“, sodass hier erstmals in der deutschen Literatur eine Stilisierung eines biografisch
fassbaren Paares als Liebespaar vorliegt, die zugleich durch die modern anmutende „neue
Liebesauffassung“, die „von persönlichen Gefühlswerten, von einer neuen Gefühlsinnigkeit“
gezeichnet ist (Hartmann 2004).
M.s Zuneigung für Oswald zeigt sich besonders in Briefen aus Oswalds letzten Lebensmo-
naten (Pörnbacher, Nr. V und VI). Besorgt um Gesundheit und Wohlergehen des seit dem
Spätwinter 1445 kränkelnden Oswald, ihm mit Rat und Tat zur Seite stehend, lässt sie ihn
wissen, als er sich im Mai in Meran am Landtag und anschließenden Beratungen aufhielt,
wenn er länger bliebe, nach ihr zu schicken, um ihm zu dienen, „wann ich doch von euch
nicht sein will, es sei da oder anderswa, lieber herr.“ (Pörnbacher, Nr. VI).
M. war dann auch im Sommer in Meran, wo Oswald mitten in den Verhandlungen über die
Politik der Landschaft im Rechtsstreit gegen König Friedrich III. (reg. 1440–1493; seit 1452
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika