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Maria | M 2141
war und welcher der ihres Oberhofmeisters. Die Statthalterin hatte zwei Oberhofmeister:
zunächst den italienischen Grafen Julio Visconti (1725 –1732), danach den böhmischen
Grafen Friedrich von Harrach (1732 –1744). Die Kirchenpolitik führte M. E. persönlich.
Ihr Ziel war die Unterdrückung und Ausrottung des Jansenismus. Gegen den Willen der
Minis
terialräte wies sie den einflussreichen Löwener Professor van Epsen aus und ließ meh-
rere Abteien reformieren. Der gefügige Graf Visconti ließ sich schnell zu dieser Politik
M. E.s überreden. Dann wurde Harrach ernannt, um die autonome und eben autoritäre
Politik der Statthalterin zu korrigieren. Die zweite Periode der Regierung M. E.s hat einen
besseren Ruf. Graf Harrach erreichte beim Kaiser, dass die Statthalterin eine Anzahl unnö-
tiger Ämter abschaffen und andere umgestalten musste. Die Pacht der Ein- und Ausfuhr-
rechte wurde abgeschafft und die Einziehung in eigene Verwaltung genommen. Fünfzehn
hohe Beamte, Schützlinge der Statthalterin, wurden entlassen. Das Zeitalter M. E.s war eine
Periode schwerer wirtschaftlicher Depression. Sie ließ eine Untersuchung über die belgische
Industrie anstellen, die erste in Belgien, sorgte sich um die Armut der kleinen Leute und war
wohltätig. Ihre Almosen, ihre Frömmigkeit und ihre Teilnahme an Prozessionen machten
sie sehr beliebt bei der Brüsseler Bevölkerung.
W.: „Chronologia augustissimae Domus Austriacae in Synopses collecta …“ (1698)
L.: Hamann 2001
Maria Elisabeth; Erzherzogin und Äbtissin
Geb. Wien, 13. 8. 1743
Gest. Linz, OÖ, 22. 9. 1808
Herkunft, Verwandtschaften: M. E. war die Tochter von Kaiser Franz I. Stefan und Maria
Theresia.
Laufbahn: Das sechste Kind des Kaiserpaares galt als besondere Schönheit, wenn auch flat-
terhaft und ohne ausgeprägte Interessen. Die Blatternkrankheit machte 1767 dieser Schön-
heit ein Ende und zerstörte die Hoffnungen auf eine bedeutende politische Heirat. Pläne,
die 23-jährige mit dem verwitweten König Ludwig XV. von Frankreich zu verheiraten, um
die Beziehungen zu Frankreich zu festigen, scheiterten durch ihre Erkrankung, die sie drei
Tage vor der Hochzeit ereilte. Ihr einziger Wunsch war, noch einmal in einem Spiegel ihr
Gesicht bewundern zu dürfen. Sie überlebte die Krankheit zwar, doch ihre Schönheit war
dahin. So wollte Ludwig XV. sie nicht mehr heiraten. Nach dem Tod Maria Theresias muss-
te die unverheiratete M. E. wie ihre Schwestern Maria Anna und Marie Christine Wien
verlassen, weil Kaiser Josef II. die „Weiberwirtschaft“ seiner Schwestern in Wien beenden
wollte. Sie wurde von ihrer Mutter zur ersten Äbtissin eines adeligen Damenstiftes in Tirol
ernannt. Aufgrund ihrer Herkunft und durch eine sehr starke persönliche Autorität wurde
sie zu einer Art letzten Tiroler Landesfürstin. 1796 paradierten sogar die gegen die Franzo-
sen ziehenden Schützen und Landstürmer vor ihr.
Als Äbtissin in Innsbruck (1781 –1806) entwickelte sie sich wegen ihrer scharfen Zun-
ge zum gefürchteten Original. Auch bei ihren Familienbesuchen legte sie sich keinerlei
Zwang auf, nannte ihren Neffen, Kaiser Franz II., einen „Lümmel“, seinen Bruder Rainer
„Ochs“, Erzherzog Ludwig „Duckmaus“ und den noch jugendlichen Rudolf, den späteren
Erzbischof von Olmütz, „Nestsch …ßl“. Zu den verunstaltenden Blatternarben im Gesicht
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika