Seite - 2203 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Bild der Seite - 2203 -
Text der Seite - 2203 -
M |
Mayröcker2202
im Aquarellistenclub fand. 1891 wurden erstmals Aquarelle von R. M. in der Jahresausstel-
lung des Wiener Künstlerhauses gezeigt. Sie gründete 1897 die Kunstschule für Frauen und
Mädchen. In ihren naturalistischen Romanen und Novellen kleidete sie ihre theoretischen
Gedanken in literarische Formen. Für Hugo Wolfs Oper „Der Corregidor“ verfasste R. M.
das Libretto. Unter dem Pseudonym Franz Arnold schrieb sie als Kunstkritikerin für die
„Neue Freie Presse“. Ihre größte Bedeutung liegt aber in ihren kulturphilosophischen Essays,
in denen sie die großen Themen ihrer Zeit aufgriff. R. M.s Studien konzentrierten sich auf
tradierte Weiblichkeitsideale und Thesen zur weiblichen Natur, die zu ihrer Zeit verstärkt
den wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs bestimmten. Ihr Emanzipa-
tionsbegriff, der Männer und Frauen meinte, verlangte die Anwesenheit von Frauen im
öffentlichen Leben, daher war die Frauenbewegung für sie ein notwendiges gesellschafts-
politisches Phänomen. Gleichberechtigungsforderungen auf beruflicher und sozialer Ebe-
ne waren für R. M. ein historisch notwendiger Schritt, als Voraussetzung für eine humane
Emanzipation, nicht jedoch als Selbstzweck bloßer Anpassung der Frauen. Ihr Engagement
für eine menschliche Emanzipation äußerte sich auch in ihren pazifistischen Bestrebungen,
ihrem Bekenntnis zum Internationalismus und in der Verurteilung rassistischer Diskrimi-
nierung. R. M. war zu ihren Lebzeiten in Wien eine anerkannte und bekannte Persönlich-
keit. Nach 1945 geriet sie allmählich in Vergessenheit, wurde aber von der Zweiten Frauen-
bewegung in den 1980er Jahren wieder entdeckt und rezipiert.
Ausz., Mitglsch.: Mitbegründerin und Vizepräsidentin des Allgemeinen Österreichischen
Frauenvereins, Vorsitzende in der Frauenliga für Frieden und Freiheit, Mitglied der Österrei-
chischen Friedensgesellschaft, Mitglied der Österreichischen Liga für Menschenrechte, erstes
weibliches Mitglied im Aquarellistenclub. Ab 1928 Ehrenbürgerin der Stadt Wien. Nach ihr
wurden das 1999 gegründete „Rosa-Mayreder-College“ und 2005 ein Park benannt.
W. u. a.: „Aus meiner Jugend. 3 Novellen“ (1896), „Idola. Geschichte einer Liebe“ (1899),
„Pippin, ein Sommererlebnis“ (1908), „Zur Kritik der Weiblichkeit“ (1905), „Fabeleien über
göttliche und menschliche Dinge“ (1921), „Geschlecht und Kultur“ (1923), „Anda Renata.
Ein Mysterium in 2 Teilen und 12 Bildern“ (1934), „Gaben des Erlebens. Sprüche und
Betrachtungen“ (1935), „Das Haus in der Landskrongasse“ (1948), „Tagebücher 1873 –1937.
Hg. und eingel. von Harriet Anderson“ (1988)
Qu.: Teilnachlass in der ÖNB.
L.: Anderson 1994, Braun-Prager 1928, Dworschak 1949, Prost 1983, Schachinger 2006,
Schnedl-Bubenicek 1981, Schnedl-Bubenicek 1986
Mayröcker Friederike; Lyrikerin und Schriftstellerin
Geb. Wien, 20. 12. 1924
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Franz Mayröcker, Schuldirektor (1978 gest.); Mutter:
Friederike Mayröcker, Modistin, gest. 1994.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1952 Heirat mit dem Lehrer Georg Heindl, drei Jahre später
in Freundschaft geschieden. Seit 1954 Freundschaft mit dem experimentellen Lyriker, Hör-
spiel- und Dramenautor Ernst Jandl (1. 8. 1925 –9. 6. 2000).
Ausbildungen: Besuchte die Privatschule der Englischen Fräulein in Wien, absolvierte
eine kaufmännische Wirtschaftsschule. 1942 als Luftwaffenhelferin eingezogen, daneben
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika