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Medelsky | M 2211
Der Onkel, Joseph Werkmann-Medelsky, verfasst Theaterstücke, von Beruf ist er Tischler-
meister. Die Mutter der kleinen C. war von Goethes „Werther“ so beeindruckt, dass sie ihre
Tochter Lotte nannte, diesen Namen behielt das Mädchen als Künstlernamen bei. Thea-
terbesuche waren in der Familie Medelsky selbstverständlicher Bestandteil des Lebens, so
wurde auch L. in dem Wunsch bestärkt, Schauspielerin zu werden.
LebenspartnerInnen, Kinder: Mutter der Burgschauspielerin Liselotte Medelsky (1907–
1981).
Ausbildungen: Sie erhielt ein Stipendium des Hoftheaters und die Garantie nach Beendi-
gung der Ausbildung ein Jahr an diesem Haus zu spielen.
Laufbahn: 1896 erster Auftritt als Hedwig Ekdal in Ibsens „Wildente“. Nach diesem ersten
großen Erfolg spielt L. M. die Julia in Shakespeares „Romeo und Julia“ und die Amalie
in Schillers „Räuber“. Ihr Partner in diesen Stücken war Joseph Kainz. L. M. ist die idea-
le Christine in Schnitzlers „Liebelei“, die sie ab 1898 immer wieder verkörpert. Doch die
Rollenfächer für L. M. scheinen nicht festgelegt zu sein. Schon im Alter von 18 Jahren
spielt sie Schillers „Jungfrau von Orleans“ und die Cordelia in „König Lear“. Doch nicht
nur Klassiker hatte diese vielseitige Schauspielerin im Repertoire; 1919 verkörpert sie das
Dienstmädchen Rosl in der Uraufführung von Anton Wildgans „Dies irae“ und viele Rollen
in Stücken von Anzengruber, Raimund und Grillparzer. So stellte sie im „Verschwender“
zuerst die Fee Cheristane, später die Rosl und schließlich ein skurril-komisches Holzweiberl
dar. Sie verkörperte Grillparzers Hero sowie die Libussa, sie spielte die lebensfrohe Horl-
bacher-Lies im „Gwissenswurm“ von Anzengruber und die erdverbundene Vroni in sei-
nem Stück „Meineidbauer“. Für ihre schauspielerischen Leistungen wurde L. M. schon früh
ausgezeichnet. Bereits 1899, im Alter von 19 Jahren, wird ihr der Titel Hofschauspielerin
verliehen, 1924 wird sie Ehrenmitglied des Burgtheaters, 1926 wird sie für ihre großartigen
Leistungen durch das Ritterkreuz I. Klasse des Österreichischen Verdienstordens geehrt.
1936 bekommt sie, anlässlich ihres 40jährigen Burgtheaterjubiläums, das Verdienstkreuz für
Kunst und Wissenschaft verliehen, ab 1947 darf sie den Titel „Professor“ führen. Das Privat-
leben L. M.s stand, anders als bei vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen, nie besonders im
Blickpunkt der Medien. L. M. heiratet den um vier Jahre älteren Schauspielerkollegen Eu-
gen Frank; das Ehepaar lebte abwechselnd in einer Villa in der Wattmanngasse in Wien-Hiet-
zing und in einem Haus am Attersee. Dieses Anwesen, das L. M. 1911 erworben hat, wird
zu ihrem Erholungsort, besonders nach ihrem Rückzug vom Theater. Die Kinder von L. M.
und Eugen Frank, Hans und Liselotte, ergriffen beide den Beruf der Eltern, jedoch ohne
nennenswerten Erfolg. Eugen Frank starb 1942 nach langer schwerer Krankheit. 1944 geht
L. M., nach Schließung des Burgtheaters im Zweiten Weltkrieg, in Pension, sie bleibt den-
noch bis 1947 Mitglied dieses Hauses. Ihre letzte Rolle war das Holzweiberl in Ferdinand
Raimunds „Verschwender“.
1896 –1947 Mitglied des Burgtheaters (1899 Hofschauspielerin, 1924 Ehrenmitglied, Do-
yenne). Großes Rollenrepertoire von klassischen Dramen, Stücken des Naturalismus (vor
allem G. Hauptmann), L. Anzengruber, A. Schnitzlers Urtyp des Wiener Mädels). Bei
den Salzburger Festspielen Rolle der Mutter in Hofmannsthals „Jedermann“, Frau Welt
im „Salzburger Großen Welttheater“; 1947 Professorin am Reinhardt-Seminar. Zahlreiche
Gastspiele.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika