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der u. a. Mitarbeiter von Justizminister Christian Broda und später Sektionschef im Justiz-
ministerium (Strafvollzug) war.
Beziehungen, Freundschaften, Bekanntschaften: Aus ihrer Jugendzeit stammte ihre lebens-
lange Freundschaft mit Dr. Maria Verosta (geb. Stühler, verheiratet mit dem Diplomaten
und Völkerrechtler Dr. Stephan Verosta), ihre Verbundenheit mit dem Bibliophilen Theodor
Kreysa und dessen Gattin Gabriele sowie ihre Bekanntschaft mit der Ärztin und Wider-
standskämpferin Dr. Ella Lingens; während ihrer diplomatischen Tätigkeit hatte sie Kon-
takte mit zahlreichen PolitikerInnen, darunter Leopold Figl, Bruno Kreisky, dem Norwe-
ger Einar Gerhardsen (sozialdemokratischer Politiker, zwischen 1945 und 1965 mehrmals
Ministerpräsident) und dem Belgier Paul-Henri Charles Spaak, einem der Gründerväter
der Europäischen Union; ferner mit DiplomatInnen wie den österreichischen Kollegen
Dr. Ernst Lemberger und Dr. Walter Wodak, dem Spanier Eduardo Propper de Callejón,
der von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ anerkannt wurde, und seiner Frau
Helene. Lebenslang dauerte ihr enger persönlicher und schriftlicher Kontakt mit ihrer Se-
kretärin in Genf, Frau Emma Wernli und deren Familie. In Genf entstanden auch ihre
ebenfalls lebenslangen Freundschaften mit Elisabeth Calice, die dort im Intergovernmental
Committee for European Migration tätig war, und mit Friedrich Colloredo-Mannsfeld. Im
Alter bildeten sich durch ihre intensive Beschäftigung mit der historischen Kinderbuchfor-
schung Kontakte mit namhaften Sammlern, Antiquaren und Wissenschaftern, vor allem
mit den Österreichern Friedrich C. Heller und Ernst Seibert sowie den Deutschen Karl
Brüggemann, Hans Ries und Otto Brunken. Ein besonders enges Vertrauensverhältnis ent-
wickelte sich zu Gabriele Calice, der Nichte ihrer Freundin Elisabeth Calice.
Ausbildungen: Besuch des Humanistischen Gymnasiums Rahlgasse, dann Rainergasse in
Wien, rechtswissenschaftliches Studium an der Universität Wien (300 Studenten, 4 Stu-
dentinnen), am 12. 3. 1932 Promotion zum Dr. iur., danach Gerichtsjahr; Ablegung der Di-
plomatenprüfung am 16. 9. 1954. Daneben lernte sie im Privatunterricht perfekt Französisch
und Italienisch sowie fließend Englisch.
Laufbahn: Die Tätigkeit bei Gericht interessierte sie sehr, doch hatte sie als Frau keinerlei
Chancen auf Anstellung, sondern musste froh sein in dieser Zeit der Arbeitslosigkeit 1934
einen Maturantenposten in der Generaldirektion der Post- und Telegraphenverwaltung zu
erhalten; eine spätere Bitte um Überstellung auf einen Akademikerposten wurde schroff ab-
gelehnt. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde sie als „politisch unzuverlässig“ gemaßregelt (sie
war bekanntermaßen Monarchistin und Antifaschistin) und daher bis 1942 in Postämtern,
zeitweise als Postarbeiterin eingesetzt; ab 1942 erhielt sie eine Tätigkeit in der Rechtsabtei-
lung der Generaldirektion. Nach Kriegsende fungierte sie ab 27. 4. 1945 im Büro des General-
direktors für die Post- und Telegraphenverwaltung als Verbindungsbeamtin zu den Alliierten.
Im Oktober 1947 bewarb sie sich auf Einladung aus ÖVP-Kreisen im Bundeskanzleramt/
Auswärtige Abteilung, wo sie am 27. 10. 1947 den Dienst antrat und damit als zweite Frau in
Österreich (kurz nach Johanna Nestor) die Diplomatenlaufbahn einschlug. Zu ihrer Situa-
tion als Frau in dieser Männerdomäne nahm sie eine merkwürdig widersprüchliche Haltung
ein: einerseits identifizierte sie sich weder mit den nach Emanzipation strebenden, noch mit
den konventionell lebenden Frauen, sondern spottete über beide, anderseits beklagte sie sich
bitter über die Zurücksetzungen, die sie als Frau erlitt. In späteren Jahren analysierte sie das
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika