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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
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Monschein | M 2281 Problem differenzierter und sah vor allem in der Berufstätigkeit der verheirateten Frau (sc. der Mittelschicht) „einen ganz großen Sieg“, wodurch diese „dem Käfig entfliehen konnte“. Gegen eine Versetzung ins Ausland wehrte sie sich längere Zeit, aber als eine langjährige Beziehung von ihr gescheitert war, übernahm sie den Posten einer Ständigen Vertreterin Österreichs beim Europäischen Büro der Vereinten Nationen in Genf (1952–1957). Zu- nächst fühlte sie sich unter den Schweizern nicht wohl, aber allmählich wuchsen ihr Land und Leute immer mehr ans Herz und überdies genoss sie die Nähe zu Frankreich, dessen Sprache und Kultur (auch die Esskultur) sie so sehr liebte. Doch nach längerem Verbleib fühlte sie sich karrieremäßig benachteiligt und bewarb sich intensiv um ihre Versetzung in ein mittel- oder südeuropäisches Land. Mit Unterstützung Bruno Kreiskys wurde sie mit der Leitung der Botschaft in Oslo als ao. Gesandter und bev. Minister betraut (1957–1965), wo sie mit 14. 5. 1959 als erste Frau in Österreich zum ao. und bev. Botschafter bestellt wurde. Allerdings dauerte es einige Zeit, bis sie sich mit der ihr so fremden Kultur und Lebensweise dieses nordischen Landes anfreunden konnte. Sie verstand ihre Rolle vor allem als Kultur- botschafterin und organisierte z. B. ein Gastspiel der Wiener Staatsoper sowie eines der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan oder zwei Buchaus- stellungen. In ihren Briefen schildert sie ihre Begegnungen mit Persönlichkeiten wie dem britischen General Horatius Murray, Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte im Sektor Nordeuropa; mit Herbert und Eliette von Karajan, Dr. Karl Böhm oder dem Dramatiker Fritz Hochwälder und eindrucksvolle Erlebnisse wie die Krönung Olavs V. zum König von Norwegen. Mit viel Engagement bereitete sie den Staatsbesuch von Bundespräsident Adolf Schärf vor, den sie als großen Erfolg für Österreich empfand. Starke Aufregungen hin- gegen verursachte der Handelsdelegierte, der schließlich abgezogen wurde. Mit 27. 3. 1965 wurde sie zum ao. und bev. Botschafter in Brüssel bestellt, ab 21. 6. 1965 mitbeglaubigt in Luxemburg; hier erlebte sie wichtige Anfangsphasen der Europäischen Gemeinschaft (EG) und bedeutende Staatsbesuche wie jenen des englischen Königspaares Elizabeth II. und Prinz Philip, aber auch die Aufregung, die der österreichische Freispruch (wegen Mangels an Beweisen) 1968 für den belgischen, nach Österreich geflohenen Nazikollaborateur Ro- bert Jan Verbelen in Belgien hervorrief, sodass J. M. die Österreichische Botschaft unter Polizeischutz stellen lassen musste. Botschafterin an einem Königshof im Herzen Europas zu sein, bedeutete ihr die Erfüllung eines Traumzieles, doch gerade hier kämpfte sie mit vie- len Schwierigkeiten und erlitt durch ihre vorzeitige Rückberufung in die Zentralstelle mit 30. 1. 1968 ihre tiefste Enttäuschung; die von ihr behaupteten Intrigen dürften vermutlich zumindest mitgespielt haben. Diese Ereignisse lösten bei J. M., die ohnehin zu Depressi- onen neigte, eine schwere psychische und physische Krise aus. Da sie eine Versetzung ins entfernte Ausland, z. B. als Botschafterin in Rio de Janeiro, ablehnte, erhielt sie bis 1969 die Leitung des Ordensreferates in der Abt. Protokoll und ab 1969 die Leitung der Abt. Dokumentation im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten. Mit 31. 12. 1973 wurde sie in den dauernden Ruhestand versetzt; zugleich wurde ihr der Amtstitel „ao. und bev. Botschafter“ verliehen. Wirkungsbereich: Bei der Überwindung ihrer Krise spielte ihr tiefes Interesse an der Samm- lung alter Kinderbücher eine bedeutende Rolle. Bereits in ihrer Jugend hatte J. M. mit dem Büchersammeln begonnen: zunächst waren es Viennensia, später aber alte Kinderbücher, vor
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
2, I – O
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1026
Kategorie
Lexika
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