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Morgan-Ruffner | M 2289
vot, einem Vorort von Tel Aviv, geschickt. Dort war ihre Aufgabe, die neu angekommenen
EmigrantInnen zu behandeln.
L.: Brank 2000
Morgan-Ruffner Josa, geb. Josephine Lederer; Schauspielerin und Schriftstellerin
Geb. Wien, 11. 1. 1898
Gest. London, Großbritannien, 3. 5. 1986
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Dr. Moriz Lederer (1859 –1908), angesehener prakti-
scher Arzt in Wien-Währing; Mutter: Antonia, geb. Michalup, Verbindung zum venezia-
nischen Adelsgeschlecht der Zanetti/Zenetti, 1909 in zweiter Ehe verheiratet mit Dr. Emil
Meisel, Jurist; Bruder: Heinrich „Henry“ (* 1896).
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet am 22. 12. 1917 in Wien Paul Morgan (1886 –1938),
geb. Georg Paul Morgenstern, österreichischer Schauspieler, Kabarettist und Schriftsteller
jüdischer Herkunft; heiratet am 18. 6. 1944 in New York City Joseph Ruffner III, US-ameri-
kanischer Journalist (Salt Lake Tribune, New York Daily News).
Ausbildungen: Studiert Schauspiel bei Prof. Ernst Arndt am Wiener Burgtheater.
Laufbahn: J. M.-R. wächst im 18. Wiener Gemeindebezirk in gutbürgerlichen Verhältnissen
auf. Als die Mutter im Sommer 1908 nach langem Familienzwist heimlich auszieht, blei-
ben J. M.-R. und ihr Bruder beim Vater. Der Vater nimmt sich im September das Leben; er
trinkt eine Flasche Karbolsäure und schießt sich zwei Mal ins Herz. Der Stiefvater wird zur
wichtigen Bezugsperson; als J. M.-R. nur 17-jährig Paul Morgan heiratet, steht er den beiden
als Trauzeuge bei, und später wird er Pauls Rechtsbeistand. J. M.-R. folgt dem am Zenit
seiner Karriere stehenden Morgan für ein dreiviertel Jahr in die USA, wo er ein Engagement
in Hollywood hat, und kehrt danach mit ihm nach Europa zurück. Als Morgan, der u. a.
mit einer Parodie auf Hitler von sich reden macht, nach der Machtergreifung der Natio-
nalsozialisten seine sozialkritische Berliner Bühne „Kabarett der Komiker“ aufgeben muss,
finden sich die beiden 1934 mittellos und fast ohne Engagements in Wien wieder. Wäh-
rend J. M.-R. bei den verantwortlichen Behörden eine Einreisebewilligung nach Holland
und ins damalige Jugoslawien erwirkt, bleibt ihr Ehemann allen Warnungen zum Trotz in
Wien. Als er am 22. 3. 1938 verhaftet wird, bemüht sich J. M.-R. intensiv um seine Befreiung,
schickt ihm Briefe und frische Wäsche und besucht ihn. Die gemeinsame Wohnung in der
Faulmanngasse 8 im 4. Wiener Gemeindebezirk muss aufgegeben werden und Morgan wird
erst ins KZ Dachau, dann im September nach Buchenwald verschleppt. J. M.-R. fährt nach
Buchenwald, kann hier jedoch nichts ausrichten, geht nach Berlin und flüchtet nach dem
Novemberpogrom nach London. Ihr Mann wird noch im Dezember im KZ Buchenwald er-
mordet. Im Jahr 1939 kommt J. M.-R. nach Frankreich, wo sie wegen ihres deutschen Passes
1940 im Internierungslager Gurs in den Pyrenäen festgehalten wird. Nach ihrer Freilassung
1941 kann sie in die USA ausreisen und geht nach Portland. Sie erhält nach ihrer Heirat 1944
die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie und ihr Ehemann werden sich später ausein-
anderleben und J. M.-R. wird nach 1956 nach Großbritannien gehen; sie wird in München,
London und Berlin leben. Bis zuletzt hält sie das Andenken an Paul Morgan hoch, im Jahr
1959 plant sie, eine Auswahl seiner Werke zusammen mit Anekdoten und Fotos herauszuge-
ben. Zuletzt lebt sie in London, die Todesanzeige gibt ihr Bruder Henry auf.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika