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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
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Moser | M 2299 ihrem Mann treffen kann. Ansonsten gibt es mehrere Verhöre und immer wieder Versuche, sie zum Abschwören ihres Glaubens zu bringen. Am 12. Juni 1939 beginnt der Leidensweg auch für M. Sie wird mit den anderen Zeuginnen Jehovas ins KZ Ravensbrück transportiert. M. wird zur Nummer 1501/502 und im Block 3A untergebracht. Als M. am 19. Juni 1939 in Ravensbrück ankommt, muss sie miterleben, wie der Lagerdirektor Kögel gerade dabei ist, die über 400 Bibelforscherinnen unter Druck zu setzen. Er liest einen Brief vor, den angeb- lich eine Zeugin Jehovas geschrieben haben soll. Sie habe jetzt den richtigen Weg erkannt und wolle sich nun für dieses System voll und ganz betätigen. Es ermutigt M. M. sehr mitzu- erleben, wie alle Glaubensgeschwister standhaft bleiben. Außerdem stärkt sie das Zusam- menleben mit vielen langjährigen Glaubensschwestern in einer Baracke. M. wird bereits am nächsten Tag beim Aufbau des Lagers eingesetzt. Sie muss von früh bis spät mit einer Karre Sand fahren und nachdem Schienen gelegt sind die Lore schieben. Am 18. Dezember 1939 erlebt M. M. die bis dahin schlimmste Machtdemonstration der KZ-Lagerleitung. M. und ihre etwa 450 Glaubensschwestern werden aus ihren Arbeitsbetrieben herausgeholt und vor die Wahl gestellt, Kriegsmaterial (Nähen von Patronentaschen) zu fertigen oder nicht. Als sich alle geschlossen weigern, werden sie von dem wutentbrannten Lagerdirektor Kögel in den erst halbfertigen Arrest (Zellenbau) gesteckt. M. M. beschreibt diese Begebenheit in ihrem Erinnerungsbericht aus dem Jahr 1946 sehr ausführlich: „Der Direktor wurde wütend und bezeichnete uns als die ärgsten Staatsfeinde. Sein Befehl lautete: ‚Hinein mit euch in den Arrest, dort könnt ihr verrecken bis euch euer Jehova herausholt.‘ [ …] Und so standen wir ohne Mittagessen in Kleidern mit kurzen Ärmeln bei viel Schnee und großer Kälte bis 6 Uhr abends im Vorhof des Zellenbaues unter freiem Himmel.“ In der Nacht werden sie zu zwölft in Zellen gesperrt, die normalerweise für 1–2 Häftlinge gedacht sind. Am nächsten Tag müs- sen sie wieder ins Freie und den ganzen Tag bei eisiger Kälte stehen. Das wiederholt sich sechs Tage. Während der drei Weihnachtsfeiertage „vergisst“ man auf die Zeuginnen Jehovas, sie bekommen weder Essen noch Trinken. Danach geht die gleiche Bestrafung bis über die Neujahrsfeiertage hinaus. Dennoch bleiben alle 450 standhaft: „Wir bewiesen ihnen, [ …] dass wir durch seine (Gottes) Kraft dieses aushalten konnten und sangen zur Ehre Jehovas und zu seinem Ruhme Lieder, dass es durch das ganze Gefängnis hallte.“ M. M. erinnert sich, dass Anfang Jänner 1940 plötzlich Himmler im Zellenbau zusammen mit der Oberaufsehe- rin Langenfeld und Direktor Kögel erschien und die Bibelforscherinnen als „Staatsfeinde Nr.  1“ bezeichnete. Nach etwa drei Wochen öffnen sich für M. und ihre Glaubensschwestern die Türen des Zellenbaus und sie werden zurück in die innen vereisten Baracken gebracht. Bis März 1940 werden noch besondere Strafblockverfügungen verhängt. Sie magern bis auf das Skelett ab. M. M. gehört schließlich zu jenen etwa 50 Zeuginnen Jehovas, die am 21. Juli 1942 nach Auschwitz überstellt werden. Die Oberaufseherin Langenfeld, die von Ravens- brück nach Auschwitz versetzt wurde, veranlasst, dass die Bibelforscherinnen als inzwischen begehrte und zuverlässige Arbeitskräfte vor allem als Dienstbotinnen der SS zur Verfügung stehen müssen. M. erkennt sofort, dass sie in Auschwitz mit dem Schlimmsten rechnen müsste, als sie sieht, wie jüdische Frauen in die Gaskammern transportiert werden. „Mein erster Gedanke war, dass uns aus dieser Lage die Hand Jehovas herausführen musste, da ein anderes Herauskommen unmöglich gewesen wäre.“ (Erinnerungsbericht). M. wird zunächst als Anweiserin über die Waschküche des Stabsgebäudes und nach einigen Monaten als
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
2, I – O
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1026
Kategorie
Lexika
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