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Moser | M 2303
Ausbildungen: Nach dem Besuch der Volksschule in Bischofshofen Gymnasium und In-
ternat bei den Ursulinen in Salzburg, Matura 1916. Im WS 1918/19 begann R. M. an der
Universität Innsbruck mit dem Studium der Medizin, da sie nach Familienüberlieferung
seit der Volksschulzeit den festen Wunsch gehabt hatte, Ärztin zu werden. Sie war damals
eine unter 15 weiteren Studentinnen dieser Studienrichtung. Im WS 1918/19 konnte der
erste Maturajahrgang der acht Jahre zuvor gegründeten regulären Mädchengymnasien zum
ersten Mal inskribieren. M. promovierte am 26. Juli 1924 und gehört damit zu der ersten
Generation weiblicher Absolventen der medizinischen Fakultät. Erst nach 1927/28 erhöhte
sich die Zahl der Medizin inskribierenden Frauen in Innsbruck sprunghaft auf ein höheres
Niveau. Wiederum lt. Familienüberlieferung wäre R. M. gerne Kinderfachärztin gewesen.
Aber zunächst hatte sie überhaupt Schwierigkeiten, am Salzburger St. Johannsspital zur
Ausbildung aufgenommen zu werden. Eine derartige praktische Berufsvorbereitung war
nach den damaligen Vorschriften nicht notwendig, doch bemühten sich die meisten Promo-
vierten darum. Theoretisch hatten damals alle, die eine medizinische Fakultät in Österreich
erfolgreich absolviert hatten und die österreichische Staatsbürgerschaft besaßen, das Recht
zur Berufsausübung nach Meldung bei der Ärztekammer und den zuständigen Stellen der
politischen Behörde. Die Lücke zwischen dem Promotionstermin 1924 und dem Eintritt
ins Spital hängt im Falle M.s wohl auch damit zusammen, dass sie die erste Frau war, die
sich um eine freiwerdende Stelle im Salzburger Spital bemühte. 1926 wurde sie auf dem
Planposten eines „Sekundararztes“ im Kinderspital, die bereits seit einem Jahr vakant gewe-
sen war, als minder bezahlte „Voluntärärztin“ aufgenommen. 1927 wurde sie dem Titel und
der Bezahlung nach den anderen Sekundarärzten gleichgestellt. Unbekannt bleibt vorerst
wieso sie ihre Ausbildung in Kinderheilkunde – eine formale Facharztausbildung gab es ja
noch nicht
– nicht zu Ende führte. Der Wechsel im Primariat des Kinderspitals im Sommer
1927 könnte ebenso eine Ursache gewesen sein wie die Geburt des ersten Kindes im Herbst
1927. 1928 eröffnete sie jedenfalls als erste Frau in der Stadt Salzburg eine Praxis für Allge-
meinmedizin (St. Julien Str. 10/Ecke Plainstr.). Ab 1929 hielt sie als einzige unter den prak-
tischen Ärzten auch am Sonntagvormittag Ordinationsstunden und kam damit vermutlich
ihren Patienten in der Elisabethvorstadt sehr entgegen. Die Geburt ihrer vier Kinder (1927,
1929 und das Zwillingspaar 1935) führte nur zu kurzen Unterbrechungen ihrer Berufstätig-
keit, da Wohnung und Ordination immer im gleichen Haus lagen (auch nach Übersiedlung
in das mit ihrem Mann errichtete Haus Purtschellerstr.) und ihr jeweils eine Kinderfrau und
Zugehfrauen die wichtigsten Arbeiten im Haushalt abnahmen.
Krankheitshalber muss sie Ende der 1950er Jahre ihre Berufstätigkeit einstellen. R. M. H.
gehört vermutlich zu der Generation von Frauen, die ihre Pionierfunktion in der universitä-
ren und beruflichen Ausbildung im Allgemeinen und ihre Vorreiterinnenrolle in ihrer ärzt-
lichen Tätigkeit im regionalen Kontext nicht mehr als Ausnahmefall betrachteten, jedenfalls
nie darüber großes Aufheben machten.
L.: Arias 2000, Barth-Scalmani 2000 sowie private biographische Mitteilungen und Unter-
lagen im Universitätsarchiv Innsbruck.
Gunda Barth-Scalmani
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 2, I – O
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1026
- Kategorie
- Lexika