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Auszahlung der noch ausständigen Mitgiftschulden war weiterhin der Neffe der Gräfin,
Markgraf Francesco II. (reg. 1484–1519) befasst und sogar Maximilian I. war darum bemüht,
dass die Abmachungen des Hochzeitsvertrages erfüllt werden.
Die letzten Jahre der Ehe scheinen jedoch harmonischer verlaufen zu sein, trotz der unge-
lösten Mitgiftfrage und der zur Gewissheit werdenden Kinderlosigkeit. Dokumentiert sind
gemeinsame Reisen des Ehepaares, P. verreiste verschiedentlich auch allein, wenngleich ihr
Itinerar schwer nachzuzeichnen ist. Im Streit Leonhards mit dem Kloster Sonnenburg wurde
P. bevollmächtigt, die Verhandlungen zu führen, und in den venezianischen Angelegenheiten
des Grafen war sie in Zusammenarbeit mit ihrer Familie seine wichtigste Unterhändlerin.
Vom 26. Jänner 1493 datiert ein Dokument, in dem alle bislang ausbezahlten Raten mit
Datum angeführt sowie der noch ausständige Rest von 5.850 Dukaten festgehalten werden;
zudem werden als Erben für diesen Zahlungsanspruch P.s Bruder Gianfrancesco und seine
Erben eingesetzt. Der Begünstigte und seine Frau Antonia standen dem Görzer Grafenpaar
aus P.s Herkunftsfamilie am nächsten und hatten sich für ihr Anliegen immer sehr einge-
setzt. Am selben Tag schenkt Leonhard P. Porto Latisana „für ihre Liebe, Treu und Gehor-
sam“. Da der Hafen noch verpfändet war, musste sich P. selbst in Venedig in langwierigen
Verhandlungen mit der Signorie um die Auslösung kümmern, letztendlich vergeblich, denn
Ende Oktober/Anfang November 1496 starb P. vermutlich an einem ihrer Krankheitsschübe
im Alter von 33 Jahren. Es ist nicht bekannt, wo sie begraben wurde.
Um ihr Erbe kam es in der Familie Gonzaga zu einem Streit, in dem Gianfrancescos Witwe
Antonia eine führende Rolle einnahm. Was mit ihrem Brautschatz insgesamt geschehen
ist, ist unbekannt. Teile davon, nämlich vier der kostbaren Truhen, deren Bildprogramm in
Verbindung mit Andrea Mategna, der seit 1460 im Dienste der Gonzaga als Hofmaler stand,
hergestellt worden sind, gingen nicht entsprechend der Regelung des Hochzeitsvertrages an
die Gonzaga zurück, sondern Leonhard schenkte sie in Sorge um P.s Seelenheil dem von
Kaiser Friedrich III. gegründeten St. Georgs-Ritterorden in Millstatt; zwei Truhen befinden
sich heute im Grazer Dom zur Aufbewahrung von Reliquien, die Stuckreliefs der beiden
anderen sind im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt bzw. ein Truhenkörper im Stifts-
museum von Millstatt.
Leonhard hat nach P.s Tod nicht wieder geheiratet, obwohl seine Familie vom Aussterben
bedroht war; am Palmsonntag 1500 ist auch er gestorben.
An P. erinnern noch die Fresken in der Kapelle auf Schloss Bruck von Simon von Taisten
(† nach 1515), 1490–1496, Schutzmantelmadonna mit dem Stifterpaar Leonhard und Paola
von Görz (Abb. Katalog: circa 1500, Abate 2000, S. 66, Nr. 44; 7, Nr. 5 [Detail]) und Tod
Mariens mit dem Stifterpaar (Abb. Katalog, Circa 1500, 67, Nn. 44 und 45) sowie im Unter-
geschoß der Kapelle ein Tafelbild vom selben Künstler, „Kreuzwunder der hl. Elisabeth“ mit
dem Stifterpaar Leonhard und Paola von Görz, (Abb. Katalog, circa 1500 (Abate 2000), S.
69,
Nr. 49). Die Tradition verbindet P. mit der (Neu)stiftung der Kirche St. Maria Magdalena
in Moos bei Niederdorf in Südtirol als Dank für die Linderung ihrer Leiden, die sie im Bad
Altprags gefunden haben soll; einen archivalischen Befund dafür gibt es allerdings nicht.
L.: Abate/Ebner/Rosani/Sansone 2000, Antenhofer 2007a; Antenhofer 2007b, Ferino-Pag-
den 2001, Severidt 2000
Ingrid Roitner
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika