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Pfeiffer | P 2523
19. Jahrhundert hindurch, es gibt zahlreiche französische und malaiische sowie einige hollän-
dische Übersetzungen, eine tschechische Version der Reise in das Heilige Land, einen ihrer
Reiseberichte in Indonesisch, ebenso isländische und russische Übersetzungen.
Geboren wurde sie als Ida Laura Reyer im Oktober 1797 in wohlhabenden Verhältnissen im
elterlichen Haus in Wien Mariahilf Nr. 10 (heute Mariahilferstraße 41). Ihre frühe Kind-
heit verlief eher ungewöhnlich – der Vater, ein äußerst erfolgreicher Textil-Unternehmer
und Kaufmann, machte keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Erziehung seiner
sechs Kinder, er ließ seiner Tochter I. (ein zweites Mädchen wurde erst posthum geboren)
große Freiheiten. Nach seinem frühen Tod wurde sie jedoch von ihrer Mutter in die „rich-
tigen Bahnen“ gelenkt und schließlich zu einer Vernunftehe gezwungen. Eine Verbindung
mit ihrem Hauslehrer (Josef Franz) Emil Trimmel, einem Staatsbeamten, der in seiner ju-
gendlichen Schülerin nicht zuletzt das Fernweh und die Liebe zur Reiseliteratur geweckt
hatte, wurde von Anna Reyer aus Standesgründen unterbunden. Mit 22 Jahren heiratete sie
den Rechtsanwalt Mark Anton Pfeiffer, einen Witwer, mehr als doppelt so alt wie sie, der
in Lemberg lebte. Die Ehejahre I. P.s waren von großer Rastlosigkeit innerhalb Europas
geprägt (wie ein handschriftliches Reiseverzeichnis, geführt ab 1803, zeigt), aber ebenso von
erheblichen Sorgen. Bereits 1833 trennte sie sich von ihrem Mann, der beruflich gescheitert
war und seine Familie in den finanziellen Ruin gestürzt hatte.
Allerdings brach sie erst im Alter von 44 Jahren zu ihrer ersten großen Fernreise auf, nach-
dem ihre beiden Söhne erwachsen waren und sie ihre „mütterlichen Pflichten“ als erfüllt
erachtete. So galt ihre Mobilität in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zweifellos als
äußerst ungewöhnlich, und sie verstieß – auch durch ihre Publikationstätigkeit – in mehr-
facher Hinsicht gegen das bürgerliche Weiblichkeitsideal, was ihr nicht nur Anerkennung
einbrachte. Zunächst unternahm die Wienerin eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, eine Reise
aus religiösen Motiven war noch am ehesten mit dem damaligen Frauenideal zu vereinba-
ren. Sie besuchte aber auch Konstantinopel, Beirut, den Libanon, Damaskus, die Halbinsel
Sinai und Ägypten. Im Dezember 1842, nach acht Monaten unterwegs, kam sie, trotz aller
Warnungen, wohlbehalten zurück. Ihre zweite Reise führte sie nach Skandinavien und Is-
land (von April bis Oktober 1845), wo sie neben einzigartigen Naturschönheiten
– angeregt
durch ihre Literaturstudien – ein „wahres Arkadien“ und besonders gebildete Menschen
vorzufinden erwartete – allerdings wurde sie enttäuscht. Nach nur acht Monaten in Wien
brach sie zu ihrer ersten „Weltreise“ auf, von Ost nach West, diese dauerte von Mai 1846 bis
November 1848 und führte nach Brasilien, Tahiti, China, Indien, Mesopotamien, Persien,
über den Kaukasus und nach Russland. Die zweite Weltumrundung, in entgegengesetzte
Richtung, nahm mehr als vier Jahre in Anspruch, von März 1851 bis Juni 1855. Etwa die
Hälfte dieser Zeit verbrachte sie in Singapur und Indonesien (großteils in der damaligen
Kolonie Niederländisch-Indien), die restlichen zwei Jahre in Süd- und Nordamerika. Hier
erlebt die Wienerin den Ausbruch des Vulkans Cotopaxi, bewundert die Niagarafälle und
die nordamerikanischen Großstädte. Während ihrer Expeditionen in Indonesien und Mad-
agaskar, der letzten großen Reise, ließ sich I. P. vor allem durch ihr „Entdeckungsfieber“ lei-
ten, ein wichtiges Anliegen war ihr dabei, neue Kenntnisse für die europäische Wissenschaft
und die Museen zu liefern. Madagaskar war aufgrund der politischen Verhältnisse – die
Kolonialmächte England und Frankreich versuchten sich der Insel zu bemächtigen – ein
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika