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Purst-Hutter | P 2619
reichs, die nicht kräftig in die Literatur ragen; sie sind im poetischen Hausgärtchen gewach-
sen und erfreuen die Freunde, die daran vorübergehen.“ (Geißler)
W. u. a.: „Hoch Österreich“ (1884), „Die vier Temperamente“ (1886), „Franz Joseph I.“
(1887), „Feierabend“ (1890), „Am Scheidewege“ (1893), „Blumen vom Wege. Gesammelte
Dichtungen“ (1894), „Donaufluten“ (1890/1900), „Vindobonas Huldigung“ (1902), „Alt-
und Neu-Wien“ (1904), „Gott erhalte“ (1908)
L.: Brümmer 1913, Czeike Bd. 2, 2004, Eisenberg 1891, Geißler 1913, Kosch 1968, Lexikon
sudetendeutscher Schriftsteller 1929, ÖBL, Pataky 1898
Purst-Hutter Katharina; Täuferin
Geb. ?
Gest. 1538
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Lorenz Purst.
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Jakob Hutter († 1526).
Laufbahn: Über K.s familiäre Herkunft ist nicht viel mehr bekannt, als dass sie die Tochter
eines Lorenz Purst war. In der Gegend von Sterzing dürfte sie aufgewachsen sein. 1532 ist
sie als Magd im Haushalt von Paul Gall und seiner Frau Justina, geborene Rumler, in Trins,
in der Nähe von Sterzing. Dort machte sie Bekanntschaft mit der Täuferbewegung. Das
Haus der Familie Gall war ein Treffpunkt und bot vielen TäuferInnen Zuflucht und Schutz.
K. nahm auch an den heimlichen, nächtlichen Zusammenkünften von bis zu dreißig Leuten
teil. Viele TäuferInnen suchten Versteck in den Wäldern und Almhütten. K. und Justina
Gall, gemeinsam oder auch allein, brachten diesen Nahrungsmitteln, was immer unter der
großen Furcht geschah, dabei ertappt und gefangen genommen zu werden.
Zu den Zusammenkünften im Haus der Galls kam auch der aus Moos bei Bruneck im
Pustertal stammende Jakob Hutter, der nach der Hinrichtung von Georg Blaurock 1529 in
Gufidaun die Führung übernommen hatte und die Täuferbewegung insgesamt nachhaltig
geprägt hat. Bei den Hutterischen Brüdern leben seine Ideen bis heute fort. K. und Jakob
waren beide vermutlich zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, als sie einander begegneten.
K., die sich im Hause der Galls der Bewegung angeschlossen hatte, empfing von Jakob
Hutter die Taufe.
1533, als von Seiten des Bischofs in Brixen besonders große Anstrengungen unternommen
wurden, die Bewegung zunichte zu machen, wurde auch das Ehepaar Gall und K. verhaftet,
zunächst in Sterzing und dann im Turm der Burg Rodeneck arrestiert. Nach einem umfang-
reichen und peinlichen Verhör fielen sowohl die Galls als auch K. von ihrem Glauben ab
und unterzogen sich den öffentlichen Widerrufungsritualen in der Kirche an drei Sonnta-
gen und der vom Ortspfarrer auferlegten Buße. Jakob Hutter war zu diesem Zeitpunkt nicht
in Tirol, sondern er war zu seiner vierten Reise nach Mähren aufgebrochen.
Aber die Bekehrung war nur erzwungenermaßen erfolgt, denn Justina Gall und K. brachen als-
bald nach Mähren auf. Paul Gall wurde jedoch gefangen genommen und nach erneuter Anklage
am 25. Juni 1533 in Rodeneck hingerichtet. Die folgenden zwei Jahre verbrachte K. wahrschein-
lich in Mähren. Dort heiratete sie 1535 zu Pfingsten Jakob Hutter. Hans Tu(e)ch
macher (Amon)
(† 1542), der aus Bayern stammte und zu den Führern der mährischen Gemeinde gehörte, voll-
zog die Trauung.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika