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Laufbahn: E. R. habilitiert sich 1905 und wird 1907 Universitätsdozentin. 1921 erhält sie als
erste Frau Österreichs (und Deutschlands) die außerordentliche Titularprofessur (ao. Univ.-
Prof.). 1922 gründete E. R. auf Aufforderung der International Federation of University
Women den Verband der Akademikerinnen Österreichs und ist von 1922 bis 1930 des-
sen Vorsitzende. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit setzte sie den Schwerpunkt auf formale
Probleme der Syntax und Etymologie in der Romanistik. Im Bereich der Phonetik und
Phonologie machte sie das psychologische Geschehen bewusst. Ihre Publikationen trugen
auch der Lehre Rechnung. E. R. unternahm weite Reisen durch Europa und Nordafrika.
1935 verweigert ihr das Ministerium die ordentliche Professur. Nach dem März 1938 erhält
sie, als Jüdin, Vorlesungsverbot und Bibliotheksverbot. Die Lehrbefugnis wird ihr entzogen.
Sie lebt ohne Einkünfte in Not und Entbehrung und ist auf unregelmäßige Zahlungen
der International Federation of University Women angewiesen. Einige wenige Rezensionen
und Aufsätze konnte sie in Italien, Holland und Buenos Aires publizieren. Am 12. März
1942 mussten die Schwestern ihre Wohnung verlassen, sie zogen in das Jüdische Altersheim
Wien 9, Seegasse. Am 9. Oktober 1942 wird E. R. gemeinsam mit ihrer Schwester mit dem
45. Transport ins KZ Theresienstadt deportiert.
Spez. Wirkungsbereich: Soweit E. R. sich mit vergleichender romanistischer Sprachwissen-
schaft und Sprachgeschichte befasste, nahm sie eine Vermittlerrolle ein zwischen der Wie-
ner romanistischen Tradition und Neuerungsbestrebungen. Erst in den 1970er Jahren, vor
allem durch die Bibliographie Benjamins M. Woodbridge und der Herausgabe ihrer Schrif-
ten wurde ihr Werk zugänglicher. Das Interesse der Nachwelt galt mehr ihrem Schicksal als
Jüdin an der Universität als ihren wissenschaftlichen Leistungen.
Ausz., Mitglsch.: Mitglied der Österreichischen Liga für Menschenrechte. Reliefporträt am Ins-
titut für Romanistik der Universität Wien; Verkehrsflächenbenennung 1210 Wien, „Elise-Rich-
ter-Weg“, seit 2008.
Qu.: WStLb; Handschriftensammlung der ÖNB; DÖW, UA Wien.
W. u. a.: „Zur Entwicklung der romanischen Wortstellung aus der lateinischen“ (1903),
„AB im Romanischen“ (1904), „Die Rolle der Semantik in der historischen Grammatik.
In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 2“ (1910), „Lautbildungslehre. Einführung
in die Phonetik“ (1922), „Über Homonymie, Beiträge zur griechischen und lateinischen
Sprachforschung. Festschrift für Paul Kretschmer.“ (1926), „Impressionismus, Expressio-
nismus und Grammatik. In: Zeitschrift für romanische Philologie 47“ (1927), „Über die
Reihenfolge der Organeinstellungen beim Sprechen. In: Volkstum und Kultur der Ro-
manen 3“ (1930), „Die Entwicklung des Neuesten Französischen“ (1933), „Studien zum
altfranzösischen Alexiusliede. In: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur 57“
(1933), „Grundsätzliche Erklärungen und Nachträge zur Chronologischen Phonetik. In:
Zeitschrift für romanische Philologie 56“ (1936), „Das psychische Geschehen und die
Artikulation. In: Archives néerlandaises de phonétique expérimentale 13“ (1937), „Un-
terbewußte Vorgänge im Sprachleben. In: Mélanges de linguistique offerts a Charles
Bally“ (1939), „Die italienischen c und s Laute. Untersuchung an umgekehrt laufenden
Schallplatten. In: Archives néerlandaises de phonétique expérimentale 16“ (1940), „Der
Stammausgleich der ablautenden französischen Verben. In: Archivum Romanicum 25“
(1941), „Kleinere Schriften zur allgemeinen und romanischen Sprachwissenschaft. Aus-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika