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Schönfeldt | S 2963
eine gute Ausbildung erhält. M. Sch. besuchte die Stern’sche Mädchen Lehr- und Erzie-
hungsanstalt (Stern-Schule) im I. Wiener Bezirk. Im erwachenden Frühling ihres Lebens
erlebte die 16jährige M. Sch. die Machtergreifung des deutschen Faschismus (März 1938)
und dann mehr als zwei Jahre Angst, Bedrohung, Absonderung und alltägliche Erniedrigung.
Im September 1940 gelang der Familie Förster die Flucht nach Jugoslawien, von dort konnte
M. Sch. auf Wunsch der Eltern die Überfahrt nach den USA antreten. Die Eltern blieben
aber in Jugoslawien, das 1941 von den Deutschen überfallen wurde. Am 2. März 1944 erhielt
M. Sch. in den USA einen letzten Brief von ihren Eltern aus einem Internierungslager auf der
Insel Rab, wo die Deutschen die Juden zusammengetrieben haben. Den Ort der Ermordung
ihrer Eltern konnte M. Sch. nach dem Krieg nicht feststellen.
M. Sch. begann sich in den USA dafür zu interessieren, welche kapitalistischen Interessen
hinter den faschistischen Kräften stehen. Sie begann sich in einer Bibliothek in New York,
wo sie eine Arbeitsstelle gefunden hatte, zur Verwunderung der Bibliothekare marxistische
Werke zu entlehnen und zu studieren. So erhielt sie Kontakt mit der Freien Österreichischen
Jugend und wurde wegen ihrer intellektuellen und organisatorischen Begabung bald Grup-
penleiterin von drei österreichischen Jugendgruppen in New York. Als solche lernte M. Sch.
den aus Wien geflüchteten Jungkommunisten Thomas Schönfeld (1923–2008, herausragen-
der Chemiker und Friedenskämpfer) kennen.
Thomas und M. Sch. entschlossen sich nach Kriegsende in ihre Heimatstadt zurückzu-
kehren. Beide hätten in den USA jedenfalls ein bequemeres Leben führen können, beide
haben sich aber dafür entschieden, als Kommunisten mitzuhelfen, ein neues, demokrati-
sches, solidarisches Österreich aufzubauen. Vor ihrer Rückkehr verheirateten sich beide am
29. Juni 1946 in New York. Das Ehepaar hat zwei Kinder (Georg, *Wien 1950, und Kitty,
*Wien, 1955). M. Sch. blieb nach der Ankunft in Europa einige Zeit in Paris im Weltbund
der Demokratischen Jugend tätig. In Wien, wo sie im September 1947 in die KPÖ eingetreten
ist, wurde sie Frauenreferentin der Bezirksorganisation Wieden, dann Organisationsleiterin
und war bei internationalen Kongressen als Dolmetscherin tätig. Mit dem in Wien vorherr-
schenden Antikommunismus musste M. Sch. umgehen lernen, auch mit den massiven Vor-
behalten gegenüber jüdischen Remigranten. An der Vorbereitung der ersten Ostermärsche
war sie wie ihr Kampfgefährte Thomas Schönfeld maßgeblich beteiligt. 1972 gründete M.
Sch. auf eigene Initiative den Kommunistischen Kulturkreis (KKK), in dessen Rahmen viele
fortschrittliche Veranstaltungen abgehalten wurden. Alle diese Aktivitäten waren unbezahlt,
M. Sch. war eben eine Revolutionärin und Friedenskämpferin so wie ihre Freundinnen –
wie Margarete Schütte-Lihotzky oder Ellen Hammerschlag.
Gerhard Oberkofler
Schönfeldt (Schönfeld) Luise Reichgräfin von, geb. Neumann; Schauspielerin
Geb. Karlsruhe, Baden (Deutschland), 7. 12. 1818
Gest. Rabensburg, NÖ, 17. 10. 1905
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Schauspielerehepaar Karl Neumann und Amalie Hai-
zinger; Schwester: Adolphine Neumann (1822–1844), Schauspielerin.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1857 Heirat mit Karl (Filipp Hilmar Adolf) Reichsgraf von
Schönfeld(t), (1828 –1886), Offizier; Sohn: Rudolf (1864 –1950).
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika