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„Sophia | S 3101
geboren. Ihre Eltern waren zu Beginn des Ersten Weltkriegs aus der Ukraine nach Wien ge-
flüchtet. Die Familie lebte in äußerst ärmlichen Verhältnissen und wurde mehrmals delogiert,
da der Vater arbeitslos war. Schließlich zog die Familie in eine Wohnung im 9. Bezirk. Hier
besuchte L. S. die Volks- und Hauptschule. Die Familie war sozialdemokratisch orientiert und
so kam L. zu den Roten Falken. Nach dem Verbot der kommunistischen (1933) und der
sozialdemokratischen Organisationen (1934) war L. S. weiter, nunmehr illegal, aktiv. Sie wird
bereits 1935 im Alter von 15 Jahren bei einer illegalen Zusammenkunft verhaftet und zu drei
Wochen Polizeiarrest verurteilt. Als polizeibekannte Antifaschistin und Jüdin ist sie im natio-
nalsozialistischen Wien doppelt gefährdet, 1938 kann sie mit Hilfe ihrer Brüder nach Belgien
emigrieren. Im belgischen Exil stellt sich L. S. für die „Mädelarbeit“ (Soldatenarbeit) zur Ver-
fügung und wird im Juni 1943 verhaftet. Sie wird über Monate hindurch von der Gestapo im
Lager Malines, einem Sammellager für die Deportation der jüdischen Bevölkerung Belgiens,
gefangen gehalten und gefoltert. Gemeinsam mit Hertha Ligeti wird sie am 17. Jänner 1944
nach Auschwitz-Birkenau deportiert und kann dort in den „Union-Metallwerken“ arbeiten,
wo u. a. Artilleriemunition hergestellt wird. Die Frauen, die im Union-Kommando arbeiteten
waren zunächst im Birkenauer Frauenlager, später in eigenen Blocks zwischen Stammlager
und Birkenau untergebracht. Die Frauen des Kommandos betrieben systematisch Sabotage
indem sie die Munition so manipulierten, dass die hergestellten Granaten nicht explodierten.
Die sogenannten „Pulvermädchen“ organisierten auch Sprengstoff für einen geplanten Auf-
stand in Auschwitz, der letztlich nicht stattfand (Sprengung eines Krematoriums). Vier Mäd-
chen wurden dafür zur Verantwortung gezogen und hingerichtet. Der Lebensgefährte L. S.s,
der Kunstgrafiker Benno Senzer, wurde ebenfalls in Belgien verhaftet, nach Auschwitz depor-
tiert und in Morowitz, einem Außenlager, ermordet. Auch die Mutter von L. S., Jetti Genauer,
überlebte das KZ nicht. Sie wurde am 7. April 1944 aus Malines nach Birkenau deportiert und
sofort in den Gaskammern ermordet. Der Vater kam in Buchenwald um. Am 18. Jänner 1945
wird L. S. gemeinsam mit Hertha Ligeti und Yuci Fürst zum Todesmarsch nach Ravensbrück
geschickt. Dank der Solidarität der inhaftierten Frauen in Ravensbrück können sie mit fal-
schen Nummern und Winkeln überleben. L. S. kommt in das Vernichtungslager Uckermark.
Sie flüchtet gemeinsam mit Juci Fürst, sie werden von sowjetischen Soldaten gerettet und
gelangen schließlich nach Wien, wo sie als Sekretärin in der Redaktion der „Volksstimme“
arbeitet. 1946 lernt sie ihren späteren Mann Hugo Brainin kennen. Sie war in verschiedenen
KZ-Organisationen engagiert und stellte sich als Zeitzeugin in Schulen zur Verfügung.
Qu.: Erzählte Geschichte, DÖW.
L.: Brainin 2005, Dokumentationsarchiv 1987, Kriss/Fuchs-Ligeti/Herrnstadt-Steinmetz
1990, Neiß 2005
„Sophia“ (?) Laskarina (?); erste Frau von Friedrich, dem jüngsten Sohn Herzog Leopolds
VI.
von Österreich und Steiermark (1195/1198 –1230) und späteren Herzog Friedrich II. von
Österreich und Steiermark (1230 –1246)
Geb. ?
Gest. ?
Herkunft, Verwandtschaften: Weder der Name der ersten Frau Friedrichs, des jüngsten
Sohnes Herzog Leopolds VI. von Österreich und Steiermark (reg. 1195/1198 –1230), der
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika