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Soucek Aloisia, Luise; Buchhalterin und Widerstandskämpferin
Geb. 8. 2. 1908
Gest. UdSSR, 7. 3. 1948
Laufbahn: A. S. trat 1930 der KPÖ bei. 1932 emigrierte sie in die Sowjetunion. Sie war Hö-
rerin und Angestellte des Marx-Engels-Instituts, der KUNMS (Kommunistische Universi-
tät der Nationalen Minderheiten des Westens) und der ILS (Internationale Lenin-Schule).
1936 war sie im Kaganowitsch-Kugellagerwerk beschäftigt. A. S. wurde von der Sowjetunion
als Fallschirmspringerin eingesetzt und sprang Ende Juni 1943 mit Gregor Kersche und
Hildegard Mraz über Polen ab. Die Gruppe wurde Anfang Jänner 1944 in Wien festgenom-
men. A. S. wurde am 15. 1. 1944 von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst. Im Mai 1945
wurde sie in Wien als „Verräterin“ von SMERSCH (sowjetische Einheit für Spionageab-
wehr an der Front) verhaftet, in die Sowjetunion verschleppt und zu Straflagerhaft verurteilt.
Sie starb 1948 in einem Lager in der Republik Komi.
Qu.: Datenbank „Nicht mehr anonym“, Arbeiterbewegung, DÖW.
L.: Dokumentationsarchiv 1984, Dokumentationsarchiv 1999, McLoughlin/Vogl 2013
Soucek Ernestine, geb. Glaser; Hilfsarbeiterin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 2. 10. 1892
Gest. Wien, 1987
E. S. wird als Tochter des Maurers Glaser am 2. Oktober 1892 in Wien geboren. Sie hat ein
Lungenleiden und kann sich deswegen ihren Berufswunsch Schneiderin nicht erfüllen. Ab
1908 arbeitet sie in verschiedenen Industriebetrieben. Sie ist seit 1920 verheiratet; in diesem
Jahr wird auch ihr Sohn geboren. Zum Zeitpunkt der Anklage (September 1943) wird er
bei Stalingrad vermisst.
E. S. gehörte von 1920 bis 1934 der sozialdemokratischen Partei an. Durch ihren Sohn, einem
Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes, lernt sie Mitglieder des KJV kennen. Sie
stellt ihre Wohnung für die Herstellung von kommunistischen Flugschriften zur Verfügung.
E. S. wird am 7. Juni 1943 verhaftet und am 23. September 1943 vom Oberreichsanwalt
beim Volksgerichtshof Berlin wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegüns-
tigung“ angeklagt. Ihre Mitangeklagten sind Alfred Rabofsky, Anna Wala und Ernestine
Diwisch, sowie Sophie Vitek und Friedrich Muzyk. E. S. wird am 8. Februar 1944 wegen
„Beihilfe zum Hochverrat“ zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Alle Mitangeklagten wer-
den am selben Tag zum Tode verurteilt. Sie sterben, außer Sophie Vitek, deren Todesurteil
in eine 15jährige Zuchthausstrafe abgeändert wird, am Schafott des Wiener Landesge-
richtes. Die vergleichsweise „milde“ Strafe für E. S. wird im Urteil damit begründet, dass
sie sich nicht aktiv an kommunistischen Aktionen beteiligt hatte: „Sie verhielt sich voll-
kommen passiv und duldete bloß, daß ihre Wohnung als Materialstelle benutzt wurde.“
Das Gericht bescheinigt ihr, eine einfache, geistig wenig regsame Frau zu sein, die sich
auch darüber keine Rechenschaft gegeben hat, dass ihr Verhalten geeignet sei, bei der vom
Kommunismus beabsichtigten Beeinträchtigung der Kriegsanstrengungen des Reiches
mitzuhelfen. Als Milderungsgrund sieht das Gericht außerdem, dass sie „ihren Sohn, der
bei Stalingrad vermißt ist, dem Reich geopfert und damit bereits einen Teil ihrer Schuld
gesühnt hat.“ Weiters wird ihr die achtmonatige Untersuchungshaft auf die Strafe ange-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika