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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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Stainerin | S 3137 Stainerin Elisabeth, alias Christina oder Rosina Metzlin; Bettlerin und Betrügerin Geb. wahrscheinlich in Zittau/Schlesien zwischen 1740 und 1750 Gest. ? Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Entweder der Zimmermann Christoph Stainer aus Zittau oder aber unbekannt. Mutter: Rosina Stainerin oder Metzlin; 1 Bruder. Religion: Zuerst evangelisch, viermal katholisch geworden (in Olmütz, Enns, Maria Zell und Nikols- burg), (da die St. in 11 Verhören 11 verschiedene Lebensläufe konstruiert, sind die Daten nicht gesichert). E. St. selbst ist ledig. LebenspartnerInnen, Kinder: Von LebenspartnerInnen kann beim Leben einer Vazieren- den im 18. Jhdt. nicht ausgegangen werden, wohl aber von „LebensabschnittspartnerInnen“. Für die St. waren das von den uns namentlich bekannten, v. a. Joseph Kundtler alias der bayrische Bub, ein Dieb, Bettler und Einbrecher, mit dem sie zwischen 1771 und 1773 he- rumgezogen ist. Kinder: Sie selbst gibt zu, um 1770 einen Sohn auf freiem Feld geboren und gleich nach der Geburt erdrosselt und in den nahe gelegenen Bach geworfen zu haben. Freundschaften: Wechselnde Freund- und „Gespann“schaften mit anderen Mobilen, u. a. der Münicher Käthl, der großdutleten Sächsin, der böhmischen Wirtin in Bruck/Mur, der Magdalena Greinerin, der Gleisdorfer Anni, der böhmischen Lisl, dem Studenten-Franzl, dem Schwäbl, dem böhmischen Wenzel, dem Tiroler und dem Ingolstädter, dem Prager und dem Waidhofner Schlosser. Ausbildungen: Keine nachweisbar; hat aber sicher auf ihren Wanderjahren alle notwendigen Strategien zum erfolgreichen Betteln und Überleben gelernt. Laufbahn: Als E. St. im März 1775 vom Hofgericht Weyer wegen furtum (Diebstahl bzw. Beihilfe dazu), Konversionsanmaßung, Diffamierung, unzüchtiger Leichtfertigkeit (fornica- tio), lügenhafter Unternehmungen und einer selbst einbekannten Kindsermordung zu zwei Jahren öffentlicher Arbeit verurteilt wird, während der sie dreimal öffentlich ausgestellt, entehrt und verprügelt werden soll, hat sie schon ein jahrelanges Leben als Vazierende (wei- te Strecken zwischen Schlesien, Mähren, den innerösterreichischen Raum bis nach Ungarn und Krain) und zwei Jahre schwere Haftbedingungen hinter sich. Die Frau, die am 10. September 1773 in Weyer zusammen mit drei anderen aufgegriffen wurde, ist wahrscheinlich Ende Zwanzig, wahrscheinlich aus Schlesien, sicher aber die Freundin des in Judenburg inhaftierten Räubers und Diebs Joseph Kundtler alias bayrischer Bub. Während der zwei Jahre, die E. in Weyer einsitzt, wird sie in 11 Verhören 11 verschiedene Lebensläufe präsentieren, aus denen das Gericht in mühevoller Klein- und Recherchearbeit versucht, Fakten herauszufiltern. Es gelingt nur partiell. Unter dem Strich zeigt sich uns in den Quellen ein geradezu prototypisches Leben einer jungen mobilen Bettlerin, die in habi- tualisierter Mobilität tausende von Kilometern landauf landab durch die Kronländer wan- derte. Sie lebte hauptsächlich von professionellem Bettel und kleinen Gelegenheitsdelikten wie Diebstahl, zeitweiliger Prostitution, zeitweiliger Beschäftigung bei der Erntearbeit oder beim Flachsspinnen. Sie wurde aber auch viermal katholisch (in Olmütz, Mikulov, Enns und Maria Zell), was ihr einige Wochen Ruhepause ermöglichte. Dabei war sie zur Konver- sionsvorbereitung bei Kost und Logis in einer Pfarre untergebracht, und schließlich bekam sie von ihrem Paten/ihrer Patin noch etwas Geld oder Naturalien zum freudigen Ereignis.
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
3, P – Z
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1238
Kategorie
Lexika
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