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Stampfer | S 3141
noch archivalische Quellen finden
– möglicherweise eine Totgeburt
– und unter den beiden
zuletzt geborenen Kindern, die 1682 und 1684 gleich nach der Geburt gestorben sind, war
ein Knabe. Neben ihren eigenen Kindern hatte E. M. noch ein Ziehkind. Das etwa fünf-
oder sechsjährige Mädchen, eine Enkelin ihres älteren Bruders, Theresia Wurm, die 1688
oder 1689 ins Haus der Stampfer kam, starb allerdings schon im Mai 1689.
Wirtschaftlich prosperierte das Radwerk Hans Adam Stampfers. 1666 erwarb er ein Kupfer-
bergwerk in der Walchen bei Öblarn. Mit dem Erwerb und der Errichtung eines Bergwer-
kes in der Fragant bei Obervellach in Kärnten 1690 war ein Ortswechsel verbunden. Der
neue Wohnsitz der Familie wurde das im August 1691 erworbene Schloss Trabuschgen.
1685 war Hans Adam Stampfer nobilitiert und in den Reichsadel aufgenommen worden
(von Walchenberg). In Kärnten erfolgte die Aufnahme in die Landmannschaft. Schließlich
erwarb Stampfer noch 1694 ein Haus in Klagenfurt (heute Alter Platz Nr. 29), das er nach
seinen Bedürfnissen herrichten ließ, und Schloss und Gut Meiselberg nahe Maria Saal.
Mit dem Tod ihres Hans Adam Stampfers am 3. Juni 1695 begann für E. M. ein neuer
Lebensabschnitt. Sie hatte sein Testament zu vollstrecken. Laut dem letzten Willen ihres
Mannes wurden ihr für eineinhalb Jahre die alleinige Verfügungsgewalt über seinen gesam-
ten Besitz und sein Vermögen übertragen; für diesen Zeitraum oblag ihr auch die Verant-
wortung der beiden Kupferbergwerke, zu deren Administration ihr die drei Söhne zur Seite
gestellt wurden. M. E. war somit zu einer Gewerkin geworden. Während dieser Zeit war ihr
Lebens- und Wirkmittelpunkt vornehmlich in Obervellach. Franz Adam lebte mit seiner
Mutter auf Schloss Trabuschgen – ihm gehörte das Schloss zur Hälfte –, während Hans
Friedrich mit seiner Familie in Vordernberg und Hans Josef mit seiner Frau auf Meiselberg
residierte. Die drei Ansitze spiegeln auch die Aufteilung der Familie in drei Linien wider.
Die Gewährung des Ansuchens ihrer Söhne um die Erhebung in den Freiherrenstand am
10. November 1700 hat E. M. noch erlebt, doch verstarb sie am 28. November desselben
Jahres auf Schloss Trabuschgen und fand am 14. Dezember an der Seite ihres verstorbenen
Ehemannes in der Pfarrkirche Obervellach ihre letzte Ruhestätte. Von M. E. sind zwei Öl-
gemälde im Privatbesitz erhalten, die sie als reife Frau darstellen (Hilzensauer, 2007, S. 530,
Abb. 111 und 112). Bekannt und berühmt wurden die St. und ihre Familie durch ihr „Haus-
buch“, das sie ihren Kindern zum Gedächtnis bestimmt hat.
Im Rahmen der Dokumentarreihe „Die österreichische Eisenstraße“, produziert für die
Fernsehsendung „Ins Land einischaun“ (ORF 2) von Ranfilm (Regie: Alfred Ninaus), wurde
M. E. St. einem breiteren Publikum bekannt; ihr war Teil IV „Von der Gewerkin zur Mana-
gerin“ (2000) gewidmet, jedoch, wie bereits der Titel verrät, wurde sie unter den Auspizien
künstlerischer Freiheit dargestellt.
W.: „Hausbuch“: Pichl meinen Kindern zu einer Gedechtnus (1679 ff.) (Steiermärkisches
Landesarchiv, Graz, Handschrift 1223), in steirischer Mundart geschrieben; grundlegende
Edition: von Zahn, 1887; Übertragung der Edition von Zahns ins zeitgenössische Deutsch:
Gustav Hackl, Das Hausbüchl der Stampferin, einer geborenen Dellatorrin, Radmeisterin
in Vordernberg. Mit einer Schilderung des Lebens in einem altsteirischen Gewerkenhaus
von Marianne Rabcewicz, Graz 1926, (21928); Thaler, 1982 (in Anlehnung an Hackls Aus-
gabe); Neuedition des Vorsatzes und Ausschnitte der Eintragungen bis zum Jahr 1679 auf
Basis der Handschrift: Kormann, 2010, S. 132–135.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika