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und Medikamente. Als ein Arbeitskollege, der ebenfalls die Gefangenen unterstützt hatte, ins
KZ Dachau kam und dort starb, fuhr A. St. dorthin, um die Leiche zu besichtigen. Nach ihrer
Rückkehr erklärte sie, sie werde weiterhelfen, auch wenn sie zugrunde gehe. Sodann schloss
sie sich mit mehreren Personen zu einer Widerstandsgruppe zusammen. Nach Auffliegen der
Gruppe wurde sie am 11. 9. 1944 verhaftet und ins St. Pöltener Kreisgericht gebracht, wo sie
schwer misshandelt wurde. Danach sollte sie im KZ Ravensbrück interniert werden, kam aber
wegen Überfüllung des Lagers wieder nach Österreich zurück und wurde in das Arbeitserzie-
hungslager Oberlanzendorf gebracht, wo sie vom 11. 9. 1944 bis zum 1. 4. 1945 inhaftiert war.
Ausz.: Im Dezember 1999 wurde ihr die Ehrenbürgerschaft von St. Valentin verliehen. 2008
wurde sie beim 4. Österreichischen Sozialforum (ASF) in St. Peter mit einer Münze geehrt.
L.: Dokumentationsarchiv 1987a, Fellinger-Hauer 2003, http://www.annastrasser.at/
Strasser Isa (Isadora Klothilde), geb. von Schwartzkoppen; Publizistin, Schriftstellerin
und Parteifunktionärin
Geb. Coburg, Bayern (Deutschland), 29. 3. 1891
Gest. Wien, 23. 8. 1970
I. St. wurde 1891 als Tochter einer preußischen Adelsfamilie in Coburg geboren. Ihr Vater,
Hauptmann von Schwartzkoppen, war Berufsoffizier. Ihre Kindheit verbringt sie unter an-
derem in Frankfurt am Main, Berlin und Mainz. Nach dem Besuch von neun Schulklassen
erlernt sie den Beruf einer Kindergärtnerin im Berliner Pestalozzi-Fröbel-Haus, wo sie un-
ter dem Einfluss der Sozialistin und Pädagogin Frida Winckelmann in Opposition zu ihrem
Herkunftsmilieu gerät. 1912 lernt sie den österreichischen Sozialdemokraten Josef Strasser
(geb. 11. 9. 1870 in Krakau) kennen, Chefredakteur des Reichenberger/Liberecer „Vorwärts“
und führender Exponent der „Reichenberger Linken“. Die unstandesgemäße Heirat der
beiden noch im selben Jahr führt zum Bruch mit der konservativen Familie, einzig ihre
Mutter bricht die Beziehungen nicht ab.
Das Ehepaar Strasser lässt sich zunächst in Reichenberg/Liberec nieder, wo I. St. erste Er-
fahrungen in der sozialdemokratischen Kinder-, Jugend-, und Frauenarbeit sammelt. 1913
übersiedeln die Strassers nach Wien. I. St. ist in der Bildungsarbeit der Sozialdemokrati-
schen Partei engagiert und schreibt für sozialistische Zeitungen wie den „Kampf“. Während
des Ersten Weltkriegs ist sie Funktionärin des Bildungsvereins „Karl Marx“, Sammelbecken
der linken Opposition um Friedrich Adler, die gegen den chauvinistischen Kurs der Sozial-
demokratie in der Frage des Krieges auftritt. Von 1917 bis 1919 betreibt sie einen Privat-
kindergarten, in dem die Kinder nach der Montessori-Methode betreut werden. 1919 treten
I. und Josef Strasser der Kommunistischen Partei Deutschösterreichs (KPDÖ) bei. I. St.
wird Redakteurin des Zentralorgans „Die Rote Fahne“, deren Chefredaktion Josef Strasser
innehat, und betreut die Frauenseite. Sie gehört dem Frauenzentralsekretariat der Partei an.
Als Josef Strasser 1923 in die Redaktion der deutschsprachigen Zeitschrift „Die Internatio-
nale“ nach Moskau berufen wird, schließt sie sich ihm an. Die Kinder Peter (geb. 3. 7. 1917 in
Jena, nach 1945 Funktionär der SPÖ und Abg. z. NR, gest. 6. 6. 1962 in Wien) und Charlotte
(geb. 30. 3. 1919) verbleiben in der Obhut der Großmutter in Jena. I. St. findet Beschäftigung
in der sozialwissenschaftlichen Abteilung der Roten Gewerkschaftsinternationale (Pro-
fintern). Sie verfasst die Schriften „Arbeiterin und Gewerkschaft“ und „Frauenarbeit und
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika