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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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S | Strindberg-Uhl3220 1892 wechselte F. St.-U. als Literaturkorrespondentin der „Wiener Zeitung“ nach Berlin, wo sie als 20-jährige Frau ein für damalige Verhältnisse ungewöhnlich freies Leben führen konnte. Sie begeisterte sich für die Ideen der Naturalisten, deren Vorkämpfer Hermann Sudermann sie verherrlichte. In ihm, dem sie auch privat nahe kam, sah die einstige Klosterschülerin einen Anwalt des „Natürlichen“ gegen die künstlichen Konventionen der bürgerlichen Gesellschaft. Im Jänner 1893 lernte F. St.-U. den schwedischen Autor August Strindberg kennen, der nach der Scheidung seiner ersten Ehe nach Berlin übersiedelt war. Einen Heiratsantrag wehrte sie mit der Begründung ab, dass der 23 Jahre ältere Strindberg nicht sie, sondern nur das erhe- bende Gefühl des Verliebtseins liebe; seine Liebe wäre nur eine „Illusion“. Trotzdem kam es im Mai 1893 zur Hochzeit. Nach Kurzaufenthalten in London, Mondsee und Berlin zog sich das Ehepaar im November 1893 aus finanziellen Gründen auf den Gutshof von F. St.-U.s Großeltern in Saxen (Oberösterreich) zurück. Dort brachte F. St.-U. am 26. Mai 1894 die ge- meinsame Tochter Kerstin zur Welt. Als F. wieder anfing, moderne französische Literatur zu übersetzen und bei einem Kurzbesuch in Paris Kontakte zu Verlegern aufzubauen, warf ihr Strindberg in einer Serie verletzender Briefe Ehebruch vor. Daraufhin trat F. St.-U. vor den Scheidungsanwalt. 1897 wurde die Ehe von einem österreichischen Gericht für ungültig erklärt. Den Namen Strindberg legte F. bei dieser Gelegenheit nicht ab. F. St.-U. versuchte zunächst, sich in München durchzuschlagen. Aus einer kurzen Liaison mit dem Dramatiker Frank We- dekind ging 1897 der Sohn Friedrich hervor, welcher wie Kerstin bei F.s Mutter Marie Uhl in Saxen aufwuchs. Zusammen mit Franziska Gräfin zu Reventlow, die sie ihre „Schicksals- schwester“ nannte, betrieb F. für die Schwabinger Künstlerbohème eine Milchbar. 1902 kehrte die glücklose F. St. am Boden zerstört zur Mutter nach Saxen zurück. Über ihren Vater kam sie in Wien mit Autoren wie Arthur Schnitzler, Peter Altenberg und Karl Kraus in Kontakt. Für den Wiener Verlag, der die erste deutsche Gesamtausgabe Oscar Wildes herausgab, übersetzte die einstige Londoner Klosterschülerin einige Werke Wildes (u. a. „Salome“, „The Canterville Ghost“), manche davon waren Erstübersetzungen. Wiederholt engagierte sie sich auch für in Not geratene Schriftsteller wie Peter Altenberg. Karl Kraus schlug sie nach der Beschlagnahme von Frank Wedekinds „Die Büchse der Pandora“ in Deutschland eine Aufführung des Stückes unter den Auspizien der „Fackel“ vor, ein Vorhaben, welches 1905 tatsächlich realisiert wurde. Nach dem Tod ihres Vaters (1906) gab F. St.-U. in einem Sammelband mit dem Titel „Aus meinem Leben“ einige seiner Essays heraus. Durch die reiche Erbschaft verfügte sie erstmals in ihrem Leben über viel Geld und machte durch einen aufwändigen Lebensstil und astrono- misch hohe Schneiderrechnungen von sich reden. 1908 kam es zu gerichtlichen Vorerhebun- gen wegen des Verdachtes der fahrlässigen Krida, Veruntreuung, Betrug, gefährlicher Drohung und Erpressung, welche in den Medien genüsslich ausgebreitet wurden. Die Untersuchungen wurden wieder eingestellt, aber F. St.-U. war von den Vorgängen so getroffen, dass sie einen Selbstmordversuch unternahm und später nach London flüchtete. 1912 gelang es F. St.-U., im Stadtteil Soho das erste Kabarett Londons zu gründen. Sie nannte es „The Cave of the Golden Calf“. Die Avantgardisten Percy Wyndham Lewis und Jacob Epstein gestalteten das Lokal künstlerisch aus, und Literaten wie James Joyce und Ezra Pound verkehrten dort. F. St.-U. brachte Strindberg-Stücke auf die Bühne, organisierte eine Lesung des italienischen Futuris- ten Filippo Tomaso Marinetti und eine Aufführung von Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste sie als Österreicherin London verlassen
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
3, P – Z
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1238
Kategorie
Lexika
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