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aus dem Osten der Monarchie. Der Vater betrieb eine Druckerei in Wien, war Mitbegrün-
der der Arbeiterzeitung (1889) und hatte sehr gute Kontakte zu den führenden Sozialde-
mokraten der Zeit. Die Mutter, Anna Kluhova, engagierte sich im Allgemeinen Österrei-
chischen Frauenverein.
M. hatte das Glück, einen Zugang zu Bildung zu bekommen. Sie absolvierte die Han-
delsschule, bekam Privatunterricht und besuchte einen Gymnasialkurs für Mädchen. Die
Matura legte sie aber nicht mehr ab, denn sie heiratete zuvor. M. war 17 Jahre alt, als sie
die Bekanntschaft von Victor Tausk, ihrem späteren Ehemann, machte. Zum Zeitpunkt
ihrer Hochzeit war M. noch minderjährig, deshalb mussten die Eltern ihre Zustimmung
zur Heirat erteilen.
M. und Victor zogen bald nach ihrer Hochzeit nach Sarajevo. Victor musste die Abschluss-
prüfungen für sein Jusstudium an der Universität Sarajevo ablegen. In Sarajevo wurde im
Februar 1902 ihr erster Sohn, Marius, geboren. Im Jahr darauf kam ihr zweiter Sohn Victor
Hugo zur Welt. M. war unglücklich in Bosnien, die Ehe mit Victor verlief sehr unerfreulich
und ihr fehlte ein inspirierendes Umfeld, das sie dort vermisste. Im Jahr 1905 entschieden
sich M. und Victor zurück nach Wien zu gehen. Sie lebten getrennt voneinander. 1908 wur-
de ihre Ehe geschieden. M. arbeitete damals in der Druckerei ihres Vaters als Buchhalterin.
Auch wenn sich ihre Lebensumstände sehr verändert hatten, war sie überglücklich wieder
in Wien sein zu können. In diese Jahre fiel auch der Beginn ihres politischen Engagements.
Auf Anraten Otto Bauers, eines Freundes der Familie, trat M. 1911 in die Sozialdemokrati-
sche Partei ein. Schon bald profilierte sie sich als hervorragende Rednerin und als begeister-
te Verfechterin für Frauenrechte. Sie trat in den ersten Jahren vor allem für die Erlangung
des Frauenwahlrechts ein.
Nachdem die Druckerei von M.s Vater geschlossen wurde, arbeitete M. in verschiedenen
Betrieben als Buchhalterin. Da die Söhne in einem Internat in Krumau waren, war es
M. möglich, nach Zagreb, wo sie Freunde und Familie hatte, zu übersiedeln und dort zu
arbeiten. M. hielt von Zagreb aus intensiven Kontakt zu den SozialdemokratInnen, unter
anderem zu Adelheid Popp und Friedrich Adler. Es war Adelheid Popp, die M. nach Graz
zu einer „Proberede“ einlud, um ihr einen Start in der steirischen Politik zu ermöglichen.
M. hatte Erfolg mit ihrer Antrittsrede und wurde 1917 im Parteisekretariat Graz ange-
stellt. Mit Ende des 1. Weltkrieges hatten Frauen nun das erreicht, wofür sie so viele Jahre
kämpften – das Wahlrecht. Im Februar 1919 gab es zum ersten Mal Wahlen in Österreich,
an denen Frauen teilnehmen durften. M. T. war schon Ende 1918 in die provisorische
Landesversammlung der Steiermark eingezogen. Dort war sie als erste (und einige Wo-
chen lang einzige) Frau in Österreich vertreten. In ihrer ersten Sitzung als Mandatarin, am
6. November 1918, wurde M. weder begrüßt noch persönlich angesprochen. Der Alters-
vorsitzende Franz Wagner begrüßte nur „[…] die Hochverehrten Herren Repräsentanten
der neuen Landesregierung“. M. engagierte sich für eine neue Dienstbotenverordnung und
arbeitete im Unterrichtsausschuss, in dem sie für die Aufhebung des Eheverbotes für Leh-
rerinnen eintrat. Auch in der Internationalen Arbeit engagierte sich M. 1923 wurde sie
am Kongress in Hamburg Gründungsmitglied der Sozialistischen Arbeiter-Internationale.
1927 wurde M. in den Bundesrat entsandt und legte ihr Mandat im steirischen Landtag
nieder. M. war wenig erfreut über ihr neues Arbeitsgebiet in Wien. Sie war der Meinung,
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika