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Theodora | T 3285
hoffte Prestigegewinn war bereits zum Zeitpunkt der Hochzeit gemindert, da Kaiser Alexios
III. Angelos im Juli 1203 von seinem Bruder Isaak II. Angelos entmachtet worden war und
die byzantinische Herrschaft in Konstantinopel 1204 durch die Kreuzfahrer ihr Ende fand,
wenngleich aufgrund der Wiederverheiratung von Th.s Mutter mit Theodoros I. Komnenos
Laskaris († 1122) Verbindungen zum byzantinischen Exilreich von Nikaia gegeben waren.
Seit ihrer Hochzeit ist Th. erstmals 1212 fassbar, als sie sich gemeinsam mit Leopold am
Hoftag Kaiser Ottos IV. (reg. 1198–1218; seit 1209 Kaiser) rund um Pfingsten (13./14. Mai)
1212 in Nürnberg aufhielt. Während Leopold zum Kreuzzug gegen Albigenser und Mo-
hammedaner in das Languedoc und dann weiter nach Arago'n aufbrach, blieb Th. am Kai-
serhof zurück und nahm an einem rund um den Nürnberger Hoftag von Otto IV. organi-
sierten galanten Sommerfest teil, wo sie auch als Sängerin auftrat.
In den Urkunden österreichischer und steirischer Provenienz findet Th. verschiedentlich Er-
wähnung. Vergeblich war ihr Protest beim Papst 1218 gegen die Errichtung des Bistums
Seckau durch den Salzburger Erzbischof Eberhard II. (amt. 1200 –1246) während der Ab-
wesenheit des Herzogs am Kreuzzug. Ein Höhepunkt dürfte die Hochzeit ihrer Tochter
Agnes mit Herzog Albrecht I. von Sachsen-Wittenberg gewesen sein, die 1122 in Wien groß
gefeiert wurde. Der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein hat nicht nur der Hochzeit im
„Frauendienst“ ein Denkmal gesetzt, sondern er preist auch die Herzogin. Als König Andreas
II. von Ungarn (reg. 1205–1235) die Scheidung des ungarischen Thronfolgers Bélas von seiner
Frau Maria Laskaris (†1270), Th. s Halbschwester, die er selbst für seinen Sohn vom fünften
Kreuzzug mitgebracht hatte, betrieb, flüchtete Ende 1223 das Paar mit ihrem Anhang zu
seinen babenbergischen Verwandten.
Als Herzogin verfügte Th. über eigene Kapläne, die sie bei ihren Rechtsgeschäften begleite-
ten. Von Th. ist auch ein Siegel überliefert; die Umschrift weist sie als Herzogin von Öster-
reich und Steiermark aus (Theodora Dei gratia ducissa Austrie et Stirie) (Abb. Mitis 1954, 68,
Nr. 67). Zwischen 1226 und 1233 ist das Siegel fünf Mal nachgewiesen.
Aus der Ehe gingen sieben Kinder, drei Söhne und vier Töchter hervor und möglicherweise
noch eine fünfte älteste Tochter namens Beatrix, die Peter Molecz anhand eines Nekrolog-
eintrags im Seckauer Verbrüderungsbuch erschlossen hat (Molecz 2000). Der Sohn Leo-
pold starb bereits 1216 als Knabe. Am Grabmal ihres Sohnes in Klosterneuburg stiftete
1126 Th. ein ewiges Licht. Im selben Jahr hatte sich der Sohn des Herzogspaares Heinrich
gegen seinen Vater während dessen Abwesenheit empört, da er sich in seinem Erbe benach-
teiligt fühlte, und vertrieb seine Mutter von der Burg Hainburg. 1230 wurde sie Witwe.
Papst Gregor IX. (amt. 1227–1241) schrieb ihr einen Kondolenzbrief und hob besonders
die Verdienste des verstorbenen Herzogs für den Frieden von San Germano 1230 hervor.
Als sie sich wohl kurz nach Leopolds Tod in der von diesem gestifteten Zisterze Lilien-
feld aufgehalten und ihr der Abt Zutritt ins Kloster gestattet hatte, handelte sich der Abt
die Bestrafung durch das Generalkapitel der Zisterzienser ein. Vermutlich wählte sie Klos-
terneuburg, die Lieblingspfalz des verstorbenen Herzogs, als ihren Witwensitz; der Propst
des Stiftes Konrad (amt. 1226 –1257) dürfte zu ihrer näheren Umgebung gehört haben. In
Klosterneuburg war der früh verstorbene Sohn Leopold begraben. Ein Glanzpunkt in ihrem
Leben als Witwe dürften die prächtigen Hochzeitsfeierlichkeiten ihrer Tochter Konstanze
mit dem Markgrafen von Meißen 1234 in Stadlau (heute ein Stadtteil des 22. Wiener Ge-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika