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Victoria3398
wo sich seine Familie wohl in unmittelbarer Nähe des Lagers ansiedelte. Seine peregrine
Ehefrau Victorina, die er erst nach seiner Dienstzeit offiziell heiraten durfte, verstarb im Al-
ter von 40 Jahren. Neben ihren Eltern überlebte V. auch mindestens drei ihrer Geschwister,
die noch im Kindesalter verstarben und die sie wohl in einem gemeinsamen Familiengrab
beisetzen ließ. So starb ihre Schwester Superia im Alter von 6 Jahren, ihr Bruder Emeritus
im Alter von acht Jahren, während ihre Schwester Avita zehn Jahre alt wurde. Auffällig ist,
dass keines der Kinder den Familiennamen des Vaters trägt, obwohl Victorina scheinbar
rechtmäßige coniux war und Avitus nach seiner Entlassung auch das Bürgerrecht für seine
Kinder bekam. Eine Erklärung dafür wäre, dass die drei Kinder noch vor der Entlassung
des Vaters und somit noch vor der Bürgerrechtsverleihung gestorben sind. Da nicht bekannt
ist, wann und in welcher Reihenfolge die Familienmitglieder starben, lässt sich auch nicht
der Altersabstand zu V. nachvollziehen. Unwahrscheinlich ist aber, dass alle Personen zeit-
gleich, z. B. bei einem Unglück verstarben, obwohl die Inschrift in einem Zug geschrieben
wurde. Daher ist anzunehmen, dass es einst eine andere Grabinschrift (vielleicht sogar nur
aus Holz) für die Familie gab, worauf nacheinander die Verstorbenen verzeichnet wurden.
Irgendwann nahm dann V. wohl den Tod eines der Familienangehörigen – durch das hohe
Alter wahrscheinlich den Tod des Vaters – als Anlass, der gesamten Familie einen neuen
Grabstein setzen zu lassen. Auf diesem gab sie nun die bisher Verstorbenen absteigend nach
ihrem sozialen Rang – also den Familienvater und somit das Familienoberhaupt an erster
Stelle, danach die Mutter und dann die Kinder – an. Als Grabsteinform wählte Victorina
dabei die Stele, eine langrechteckige mit einem Zapfen im Boden verankerte Platte, wie sie
in der Antike sehr beliebt war. Dabei ließ sie über der Inschrift ein Relieffeld anbringen, das
in zwei Reihen insgesamt sechs Personen, davon drei Frauen in einheimischen langen Ge-
wändern und ein Mann in militärischer Tracht, zeigt. Während die Anzahl der genannten
Personen im Text der Anzahl der dargestellten Figuren entsprechen, stimmen Alter und
Geschlecht nicht überein. Wodurch diese Diskrepanz hervorgerufen wurde – ist sie auf
einen Fehler des Steinmetzes zurückzuführen, oder war der Grabstein ursprünglich für eine
andere Familie geplant – lässt sich nicht genau sagen. Jedenfalls muss V. nach dem Tod des
Familienoberhauptes die Finanzgeschäfte der Familie übernommen haben, da sie sich auf-
grund des Testaments als rechtmäßige Erbin nennt. Aus diesem sicher nicht unbedeutenden
Vermögen finanzierte sie den Grabstein und die Pflege der Familiengrablege.
Qu.: Grabinschrift aus Klosterneuburg gefunden 1982, verbaut in einem Brunnenschacht im
sogenannten „Kuchlhof“ im Stift. Heute ebendort im Stiftmuseum.
L.: Ubl, Stiftmuseum 109–110 Nr. 15 m. Abb. 15; AE 1992, 1442; lupa Nr. 1897
Marita Holzner
Victoria und Hygia
Geb. 1.–3. Jh. n. Chr.
Geograph. Lebensmittelpunkt: Klagenfurt (römische Provinz Noricum).
LebenspartnerInnen, Kinder: Bruder: Ehemann: Lucius Albius Telesphorus; Mutter: Quie-
ta; Brüder: Spectatus gestorben mit 20 Jahren und Quietus gestorben mit 16 Jahren.
Qu.: Römische Grabinschrift, die vor 1902 in Klagenfurt gefunden wurde und sich heute
ebendort im Landesmuseum befindet. Die Inschrift wurde von den Schwestern V. u. H., die