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stammte einer gebildeten russisch-jüdischen Familie, drei Geschwister: Eduard (Edward)
(1892 –1964), Pianist und Komponist; Ruzia (1891–1973), verh. Gielen, Schauspielerin, und
Zygmunt bzw. Dusko (1899 –1941? – kam durch die deutsche Besatzung um), polnischer
Fußballnationalspieler.
LebenspartnerInnen, Kinder: Verlobung mit Stanislaus Höniger (1877–1907), Anwalt; län-
gere (vor- und außereheliche) Beziehungen zu Alexander Jaray (1870 –1943), Bildhauer, Oli-
ver Garrett (1894–1952), Drehbuchautor und Gottfried Reinhardt (1913 –1994), Filmpro-
duzent. 1918 Heirat mit Berthold Viertel (1885–1953), Regisseur und Schauspieler. Kinder:
Hans (1919 – nicht ermittelt); Peter (1920 –2007), Schriftsteller und Drehbuchautor; Thomas,
Sozialarbeiter und Dichter (1925 –2009).
Ausbildungen: Erhielt Privatunterricht in Sambor, sowie Besuch eines nicht näher ermit-
telten Mädchenpensionats in Lemberg; wuchs mit mehreren Sprachen auf (Deutsch, Fran-
zösisch, Polnisch, Ukrainisch) später privater Schauspielunterricht bei dem Hofschauspieler
Alexander Römpler.
Laufbahn: Als sie Schauspielerin werden wollte, versuchte ihre Familie sie lange davon ab-
zuhalten. Erst als durch übermäßige Trauer um ihren Verlobten ihre Gesundheit gefährdet
war, wurde ihr nachgegeben. Nach Abschluss ihrer Ausbildung wurde sie am Theater in
Teplitz-Schönau engagiert. Nach Auseinandersetzungen mit dem Direktor, der sie sexuell
belästigte, wechselte sie ans Reinhardt-Ensemble in Berlin und später nach Wien, wo sie
während des Ersten Weltkriegs an der Neuen Wiener Bühne auftrat. Ab 1918 Engagements
bei den Münchner Kammerspielen, am Königlich-Sächsischen Theater in Dresden, sowie
in Hamburg, Leipzig und Berlin. In Berlin unterstützte sie ihren Mann Berthold Viertel
1923/24 wesentlich bei der Gründung des von Karl Kraus mitfinanzierten Ensembletheaters
„Die Truppe“. Nach dem Bankrott der „Truppe“ versuchte sich S. V. zusammen mit ihrem
Mann vorerst am Düsseldorfer Schauspielhaus eine neue Existenz aufzubauen – gefördert
von Louise Dumont führte sie dort auch Regie und gab Schauspielunterricht.
1928 nahm Berthold Viertel das finanziell lukrative Angebot an, in Hollywood mit Fried-
rich Wilhelm Murnau zusammenzuarbeiten und S. V. und die drei Kinder folgten ihm.
Nach unbefriedigenden Versuchen sich als Filmschauspielerin zu etablieren (u. a. in „Die
heilige Flamme“ und „Anna Christie“), versuchte S. V. sich als Drehbuchautorin. Ihre
Freundin Greta Garbo – damals der größte Star bei MGM – animierte sie dazu. Für sie
schrieb sie die Rolle der „Königin Christine“, was ihr einen gut bezahlten Vertrag bei
MGM einbrachte. Bis 1943 galt sie als MGM.s „Garbo-Autorin“ und schrieb u. a. an den
Drehbüchern zu „The Painted Veil“, „Anna Karenina“, „Conquest“ und „The Two-Faced
Woman“ mit.
Ihr Haus in der Mabery Road 165 etablierte sich zwischen 1928 und 1953 als gesellschaft-
licher Treffpunkt – ab 1933 traf hier die Welt Hollywoods auf die Welt des deutsch-öster-
reichischen Exils. S. V. war stets bemüht sich für ExilantInnen einzusetzen und schaffte es
auch, den Großteil ihrer Familie und einigen Freunden zur Flucht in die USA zu verhelfen.
Aufgrund ihres Engagements für die Screen Writers Guild und diverse antifaschistische Or-
ganisationen, sowie aufgrund ihrer Freundschaft mit Bertolt Brecht, Charlie Chaplin und
den „Hollywood Ten“ wurde S. V. ab den späten 1940ern „antiamerikanischer Gesinnung“
verdächtigt. Das FBI überwachte ihr Haus, sie fand kaum mehr Arbeit und ein Reise
pass
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika