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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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Vitzthum | V 3405 sie einige Male verhaftet; 1932 emigriert sie endgültig in die UdSSR. Sie wird Mitglied der KPdSU und begleitet ihren Mann nach Kusnezk in Sibirien, einem Stahlkombinat in dem viele Deutsche und Österreicher beschäftigt sind. H. V. hat den Auftrag vom Zentralkomitee der KPdSU die ausländischen Arbeiter kulturell zu betreuen. Sie gibt Russisch-Unterricht und arbeitet in der Werksbibliothek. 1936 nimmt sie die sowjetrussische Staatsbürgerschaft an. Nach ihrem Sohn Ruslan, der 1935 geboren wurde, kommt im Mai 1937 ihr zweites Kind, die Tochter Irina, zur Welt. Im August 1937 setzen die Verhaftungen durch das NKWD (Volkskommissariat des Inneren) massiv ein, die Ausweisung der deutschen und österrei- chischen Fachkräfte beginnt. Später werden fast alle ehemaligen ausländischen Fachkräfte, die die russische Staatsbürgerschaft angenommen haben, ausgewiesen. Die anderen muss- ten das Land bereits nach dem Beschluss der Sowjetführung von 1936/37 verlassen. Diese Ausweisung bedeutete in der damaligen politischen Situation in den Herkunftsländern eine Gefahr für Leib und Leben. Im Oktober 1937 werden H. V. und ihr Mann aus der Partei ausgeschlossen. Ende Oktober 1937 wird Georgij Schtscherbatow verhaftet. Am 6. Jänner 1938 erhält H. V. einen Brief von ihrem Mann, es ist das letzte Lebenszeichen von ihm. Spä- ter erfährt sie, dass er wahrscheinlich noch im selben Jahr als Volksfeind erschossen wurde. H. V. fährt auf Wunsch ihres Mannes mit den beiden Kindern zu dessen Bruder Grigori in das Dorf Kostino Otdelez. Im Oktober 1938 erhält H. V. eine Vorladung zur Kontrollkommission in Nowosibirsk. Dort erfährt sie, dass Georgij zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden ist; sie selbst wird als Familienmitglied eines Volksfeindes zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie wird in das Sonderlager für Familienmitglieder der Volksfeinde und Vaterlandsverräter Akmolinsk (Nordkasachstan) gebracht in dem ausschließlich Frauen eingesperrt sind. Dort trifft sie auf Mia Spitz, die bereits im Mai 1938 verhaftet wurde. Nach mehreren Monaten gemeinsamer Haft in verschiedenen Lagern werden die beiden Frauen bei einer neuerlichen Aufteilung der LagerinsassInnen auf verschiedene Zwangsarbeitslager in Karaganda getrennt. Im Februar 1939 müssen die Häftlinge 200 Kilometer durch den sibirischen Winter zu Fuß in die ehemalige englische Kolonie Spassky gehen. Im September 1939 werden die Son- derlager aufgelöst und H. V. wird nach Dolinki, der Verteiler-Station der Karaganda-Lager, eines Lagerkomplexes in der Größe der Schweiz, gebracht. In Dolinki erfährt sie vom Tod ihrer damals zweijährigen Tochter Irina, die an Scharlach in einem Kinderheim gestorben war. H. V. wird ins Nowosibirsker Gefängnis überstellt und von dort ins Lager Assinowka deportiert, wo sie bis Dezember 1939 in einem Sägewerk arbeitet. Die politischen Gefan- genen wurden hier von den Kriminellen besonders terrorisiert. Im August 1940 wird das Lager Assinowka aufgelöst, nach wochenlangen Transporten in Viehwaggons kommen die Gefangenen im karelischen Lager Medweschogorsk an. H. V. muss hier schwere Feldarbeit leisten und in einer Kleiderfabrik arbeiten, in Kem ist sie im lagereigenen Kinderheim tätig. Mit der Evakuierung der karelischen Lager im Sommer 1941 kommt H. V. wieder ins Lan- desinnere und zwar in das bei Gorki gelegene Lager Suchobeswodnaja. Dort wird sie für das Lagerspital als Krankenschwester eingesetzt. Nach Zwischenaufenthalten in Etappenge- fängnissen arbeitet sie ab August 1943 im Lager Wolosnita (Gebiet Kaiski) im Lagerspital, obwohl ihre fünfjährige Haftzeit bereits zu Ende ist. In den sowjetischen Zwangsarbeitslagern gibt es vor 1946 keine Entlassungen, unabhängig davon wie hoch der ursprüngliche Strafrahmen gewesen und ob die Haftzeit schon abge-
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
3, P – Z
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1238
Kategorie
Lexika
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