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tin, deren zweiter Ehemann jüdischer Abstammung ist, muss nach Wien zurückkehren.
Dort unterstützt sie politisch Verfolgte, fälscht Ausweispapiere, Pässe und Garantien. Ihr
Engagement findet auch in Zeichnungen seinen Ausdruck, in denen sie vor den Gefahren
des Faschismus warnt. Im März 1938 ist sie gezwungen unterzutauchen. Ihr Atelier in der
Josefstadt wird von Heimito von Doderer übernommen, der bis 1948 Albert Paris Gütersloh
als Untermieter aufnimmt. Erst im Juni gelingt ihr, unter Zurücklassung ihrer Arbeiten,
die Flucht in die Schweiz, wo sie in Zürich ihren Zyklus antifaschistischer Zeichnungen
ausstellt. Über Belgien, Frankreich und Großbritannien gelangt sie in die USA. Dort lehrt
sie am Sarah Lawrence College in New York und am Moravian Seminary and College for
Women in Pennsylvania und betätigt sich immer wieder als Portraitistin. Anfang der 1940er
Jahre stellt T. W. wissenschaftliche Studien zur Kunsterziehung an. Sie beschäftigt sich mit
Psychoanalyse und arbeitet mit der Rorschach-Methode zur Persönlichkeitsdiagnose sowie
über systematische Interpretation von Kinderzeichnungen. Sie leitet das Kunstdepartment
in New York. Im Jahr 1947 kehrt sie erstmals nach Österreich zurück, 1948 bekommt sie
nach langwierigen Verfahren ihre Räumlichkeiten in der Josefstadt zurück – nicht ohne
Doderer ein Zimmer in einer anderen Wohnung des Hauses zur Verfügung zu stellen. Ihre
Ausstellung in der Neuen Galerie wird als „Heimkehr“ einer wichtigen österreichischen
Künstlerin gefeiert. In den 1950er Jahren verlässt sie dann endgültig die USA, um auf einem
Bauerngut in Dieulefît in Süd-Frankreich zu leben. Im Jahr 1963 übersiedelt sie nach Ve-
nedig, wo umfangreiche politische Holzschnittzyklen entstehen. Letzten Endes kehrt sie in
ihre Heimatstadt Wien zurück, wo sie 1955 im Amt für Kultur und Volksbildung der Stadt
Wien tätig ist. T. W. hat ihre Werke in Wien, New York, Paris, Genf, Haifa, Padua, Venedig,
Rom, Bologna, Reggio Emilia, Budapest, Modena, Innsbruck, Brünn, Belgrad, Zürich und
Stockholm ausgestellt.
Mitglsch.: Mitglied des Hagenbundes, jüngstes Vorstandsmitglied des Österreichischen
Werkbundes.
Qu.: Der künstlerische Nachlass ist seit 2008 im Besitz des Wiener Kunsthandels Widder
(siehe www.trude-waehner.at), die Werke aus der Zeit als Schülerin von Klee und Kandinsky
sind allerdings verschollen. Heute finden sich Bilder von T. W. u. a. in der Albertina, in der
Österreichischen Galerie (beide Wien), im Museum der Stadt Wien, im Musée d’Art Mo-
derne in Paris, sowie im Museo del’Arte Moderna in Bologna. Das Atelier der Malerin ist bis
heute erhalten und befindet sich nun im Besitz der Stadt Wien.
W.: „Formal Criteria for the Analysis of Children’s Drawings. In: The American Journal of
Orthopsychiatry, Bd. 12“ (1942), „Interpretation of Spontaneous Drawings and Paintings.
In: Genetic Psychology Monographs, 33. Jg.“ (1946), „Die Dimension der Kunst. Unveröf-
fentlichtes Manuskript“ (Mitte 1960er Jahre), „Kunst und Geisteshaltung. Unveröffentlichtes
Manuskript“
L.: Boeckl 1995, Hofmann 1936, ÖNB 2002, Plakolm-Forsthuber 1998, Plakolm-Forsthuber
2004, Szekely 2000, Vollmer 1953–1962
Carina Tiefenbacher
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika