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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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W | Wilbirg3540 Laufbahn: W.s Geburtsdatum ist nicht überliefert. Es wird um 1230 angesetzt. Von ihren Eltern ist nur der Name ihres Vaters, Heinrich, bekannt. Welcher sozialen Schicht die Fami- lie angehörte, wird nicht erwähnt. Die Charakterisierung Heinrichs als angesehenen Mann kann auch in den Bereich der Topoi gehören. W. wurde bald nach ihrer Geburt einer Amme namens Alhaid übergeben. Diese Frau war Witwe und führte ein der Askese gewidmetes heiligmäßiges Leben. W. wurde von ihr rigo- ros gemäß den asketischen Idealen erzogen. Als W. ein Jahr alt war, brach ihr Vater zu einer Pilgerreise ins Heilige Land auf, wo er auch sein Leben beschloss. Die Mutter verarmte und konnte sich W.s Erziehung durch die Amme nicht mehr leisten, und W. musste wieder bei ihrer Mutter leben, zumal auch Alhaid bald schwer an einer mysteriösen Krankheit litt. Um die drückende Armut abzuwenden, wurde von W.s Mutter und ihren Verwandten zwei Mal versucht, W. noch im Kindesalter zu verheiraten. Diese Heiratspläne behagten Alhaid gar nicht, da sie um W.s heiligmäßige Keuschheit fürchtete. Doch wurden sie ohnehin zunichte, da beide Male der Bräutigam auf geheimnisvolle Weise starb. Bald darauf verschied auch Alhaid, bis zu ihrem Tod in aufopfernder Weise von W. gepflegt. Für W. war Alhaid Vorbild und geistliche Mutter, während das Verhältnis zu ihrer Mutter durch auffällige Distanz ge- kennzeichnet ist. Alsbald nach Alhaids Tod gelobte W. ewige Jungfräulichkeit, was bedeute- te, dass sie weiterhin bei ihrer Mutter lebte und sich von anderen Gläubigen durch Gelübde und besondere religiöse Übungen unterschied, aber auch durch die Verpflichtung zu einem Leben in Armut und zum Almosenspenden. Diese religiöse Lebensform von Frauen war in Antike und Frühmittelalter sehr populär. Kurz danach starb auch W.s Mutter und W. musste in äußerster Not leben. Mechthild, ein junges Mädchen, das bereits etliche Pilgerfahrten unternommen hatte, lud W. zu einer Wallfahrt nach Santiago de Compostella in Spanien ein. Eine Pilgerreise nach Santiago war im 12. und 13. Jahrhundert nichts Außergewöhnliches, sondern vielmehr ein Massenphänomen, dessen wesentliche Motivationen Buße und Suche nach Heil, aber auch Abenteuerlust waren. Zunächst sträubte sich W. dagegen aus Angst vor dieser großen Reise, dann willigte sie schließlich doch ein. Wie gefährlich so eine Pilgerreise für zwei junge Frauen war, zeigt die in der Vita geschilderte Sorge der W., ihre Keuschheit könnte unter- wegs Schaden nehmen. Diese Angst war durchaus berechtigt, denn Frauen ohne männli- che Begleitung wurden durchaus als Freiwild betrachtet. Es ist zu vermuten, dass W. und Mechthild die Route über Salzburg nach Einsiedeln in der Schweiz nahmen und der Via Podiensis, die über Lepuy  – Conques  – Moissac  – Ostabat führte,  – diese wurde üblicher- weise von deutschen Pilgern gewählt −, folgten. Ab Ostabat und in Spanien selbst führte ein Weg parallel zur Nordküste über Pamplona  – Logrono  – Najera  – Burgos  – Leon  – Ponfer- rada nach Santiago de Compostella. Auf dem Weg nach Santiago de Compostella wuchs in W. der Wunsch auf eine zur Gänze auf Gott ausgerichtete Lebensführung heran, und sie fasste den Entschluss, sich in einer Klause einschließen zu lassen. Zurück in Sankt Florian verwirklichte W. ihr Vorhaben. Am Tag Christi Himmelfahrt 1248 wurde W. eingeschlossen, und Mechthild wurde ihre Zuklausnerin. Ihr Leben war gekenn- zeichnet von Buße und Kasteiungen. So lebte sie 41 Jahre bis zu ihrem Tod. Nur ein einziges Mal musste sie ihre Klause verlassen, nämlich als Soldaten König Rudolfs von Habsburg (reg. 1273 –1291) 1276 Sankt Florian bedrohten.
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
3, P – Z
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1238
Kategorie
Lexika
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