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Zimmern | Y | Z 3643
in den Neubau des Schweizerischen Landesmuseums integriert: der allgemein als „Wohn-
und Empfangszimmer” bezeichnete Raum (Zürich, Schweizerisches Landesmuseum, Raum
18; Abbildung der Tür zum Wohnzimmer, deren Supraporte die Allianzwappen der Zim-
mern und Öttingen aufweisen, Helbing/Gysel [Hg.], 115) sowie das sogenannte „Gastzimmer”
(Zürich, Schweizerisches Landesmuseum, Raum 17; Abbildung Helbling/Gysel [Hg.], 113).
Bildprogrammatik und Sinnsprüche der Wand- und Deckenfriese, die nicht ohne aktive Rolle
K.s bei der Auswahl denkbar sind, verweisen auf das geistige Milieu, das in der Fraumünster-
abtei in den Jahren vor der Reformation geherrscht haben mag, sowie auf die theologische
Bildung und das Interesse am Humanismus von Zürichs letzter Äbtissin.
In den Jahren 1519 − 1522 lässt K. mit erheblichem Kostenaufwand eine Abteischule errichten.
In den Jahren vor dem Durchbruch der Reformation hat sich in Zürich ein Kreis gelehrter
Humanisten versammelt. An der Fraumünsterschule lehrte Oswald Geisshüsler (Myconius)
(† 1552), ein enger Freund des Zürcher Reformators Ulrich Zwingli († 1531). Auch K. hat sich
mit den neuen Ideen auseinandergesetzt. Dies bezeugt ein Buch aus ihrem Besitz, das neun
reformatorische Schriften enthält, nämlich alle Schriften Martin Luthers aus den Jahren 1522
bis 1524, in Zürich gedruckt, sowie zwei wichtige Predigten Ulrich Zwinglis: „Der Hirt. Wie
man die wahren Christlichen Hirten und wiederum die falschen erkennt” und „Ein Predigt
von der Ewigreinen Magd Maria”. Diese Schriften hat wohl K. selbst in einen Band zusam-
menbinden lassen. Das Buch befindet sich heute in unbekanntem Privatbesitz.
Ulrich Zwingli widmete ihr die Schrift „Von göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit”.
Aber auch die Vertreter des alten Glaubens bemühten sich um sie. Doktor Johannes Eck
(† 1543) dedizierte ihr eine Streitschrift. Wohl nicht zuletzt unter dem Einfluss der Lehren
Zwinglis, jedoch aus eigener Einsicht und Entscheidungsbefugnis, um der Stadt Unruhe
und Unordnung zu ersparen, wie es in der Übergabeurkunde heißt, übergab sie das Stift, in
dessen Gebäuden sie zuletzt einsam gelebt hatte, am 8. Dezember 1524 der Stadt. Die Stadt
ihrerseits verpflichtete sich zu der von K. erbetenen Versorgung, die darin bestand, dass K. in
ihrem Äbtissinnenhaus wohnen bleiben durfte und einer jährlichen Zahlung von 353 Pfund
Zürcher Währung nebst Naturalleistungen wie Getreide, Wein und Holz sowie die Nutzung
des Kraut- und Baumgartens. Zudem wurde ihr das Bürgerrecht verliehen.
K. blieb nicht lange dort wohnen, denn vermutlich vor dem Juni 1525 heiratete sie Eberhard
von Reischach, einen verarmten Adeligen aus dem Hegau, der sich als Diplomat, Soldat
und Söldnerführer das Leben verdingen musste. Zunächst stand er 1499 im Dienste der
Stadt Zürich als Söldnerführer, dann von Herzog Ulrich von Württemberg († 1550). Die
Verbindung zu Zürich blieb weiterhin eng. 1500 schenkte ihm die Stadt das Bürgerrecht,
er heiratete Verena Göldli aus einem einflussreichen Zürcher Bürgergeschlecht, mit der er
vier Kinder hatte und wohnte bis 1519 in der Stadt (Haus zum Rechberg am Neumarkt Nr.
6). In den Strudel der politischen Ereignisse rund um Herzog Ulrich von Württemberg, der
1516 und 1518 geächtet und dem das Herzogtum entzogen wurde, wurde auch Eberhard
von Reischach hineingezogen, der mit der Anwerbung von Söldnern in der Eidgenossen-
schaft für den Herzog die Politik der Eidgenossen unterlief. Den Boden Zürichs konnte er
nicht mehr ohne Gefahr für sein Leben betreten.
Was die ehemalige Äbtissin K. v. Z. und den verwitweten Kriegsmann Eberhard von Reischach
bewog zu heiraten, und wie die Heiratsabrede zustande kam, ist nicht überliefert. Die
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika