Seite - 3656 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Bild der Seite - 3656 -
Text der Seite - 3656 -
3656 Y | Z | Zuckerkandl-Szeps
Ausbildungen: War schon als Kind in die journalistische Arbeit ihres Vaters eingebunden.
Erhielt in Privatunterricht eine umfassende Allgemeinbildung.
Laufbahn: B. war bis zu ihrer Verheiratung Sekretärin und Vertraute ihres Vaters. Danach
lebte sie zunächst drei Jahre lang in Graz, wo Emil Zuckerkandl eine Stellung inne hatte.
Als er einen Lehrstuhl für Anatomie an der Wiener Universität erhielt, führte sie in ih-
rem Haus die Tradition des Salons ihrer Mutter fort. Durch ihren Schwager Clemenceau
lernte sie den Bildhauer August Rodin sowie Vertreter der modernen Malerei kennen
und wurde zu einer Vorkämpferin der „Wiener Sezession“. In ihrer täglich erscheinen-
den Kunstkolumne in der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ verbreitete sie die Idee eines
spezifisch modernen österreichischen Kunsthandwerks und engagierte sich in besonde-
rem Maße für den Jugendstilmaler Gustav Klimt. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs
zerstörte ihre Hoffnungen auf Frieden und Völkerverständigung, dem sich bislang ihre
journalistische Arbeit gewidmet hatte. Sie äußerte sich zur Außenpolitik im „Neuen Wie-
ner Journal“, schrieb auch für „Ver Sacrum“ und veröffentlichte kulturpolitische Essays u.
a. in der Zeitschrift „Dokumente der Frauen“. 1938, nach dem „Anschluss“, gelang ihr
mit Hilfe der Brüder Clemenceau die Flucht nach Frankreich. Als deutsche Truppen in
Frankreich eindrangen, folgte sie ihrem Sohn nach Algier, wo sie an der Österreich-Sek-
tion der von den Alliierten errichteten Sendestation mitwirkte. Dort erlebte sie 1945 zwar
noch die Niederlage der Nationalsozialisten, wurde aber schwerkrank im September mit
einer Militärmaschine nach Paris geflogen und in das britische Militärhospital gebracht,
wo sie im Oktober desselben Jahres verstarb.
Z.-S. setzte sich für neue Kunstrichtungen ein und war Mitbegründerin der Salzburger
Festspiele. Nach einer Idee von B. Z.-S. wurden von österreichischen Exilpolitikern in
Frankreich Pläne für ein parteiungebundenes „Office Autrichien“ ausgearbeitet, das, nach-
dem die Bildung einer österreichischen Exilregierung gescheitert war, unter der Leitung
des Pharmakologen Richard Wasicky ein repräsentatives Gremium der österreichischen
Auslandsopposition darstellen sollte („Aktion Wasicky“). Gehörte neben Alfred Polgar und
Friderike Zweig dem Beirat der Zentralvereinigung Österreichischer Emigranten an.
Ausz.: Orden der Ehrenlegion.
Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
W. u. a.: „Dekorative Kunst und Kunstgewerbe. Beitrag zur Pflege der Kunst in Österreich“
(1900), „Zeitkunst“ (1908), „Polens Malkunst“ (1915), „Ich erlebte fünfzig Jahre Weltge-
schichte“ (1939), „Souvenirs d’un monde disparu“ (1939), „Clemenceau, tel que je l’ai connu“
(1944), „Österreich intim. Erinnerungen 1892–1942“ (1970). Übersetzungen sowie zahl-
reiche Zeitungsartikel, in denen sie sich als Pazifistin und Streiterin für Humanismus und
Menschenrechte ausweist.
L.: BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Buchegger 2002, Czeike Bd. 5, 2004, Hall/Renner 1992,
Kratzer 2001, Meysels 1984, ÖNB 2002, Redl 1978, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bu-
benicek 1982a, Tietze 1987, Wall 2004, www.aeiou.at
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 3, P – Z
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1238
- Kategorie
- Lexika