Seite - 8 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Unser Zweig war von altersher adelig und führte gleich jenem des
freiherrlichen Stammes im Brustschilde des Wappens einen Baum
auf einem Dreiberge.
Die Familie meiner Mutter hieß Frendl und war aus Sachsen ein-
gewandert. Die Frendls bildeten einst das Haupt einer Bergwerks-
gemeinde, und noch jetzt führt ein Ort in Südwestmähren den Na-
men Frendl.
Mein Vater heiratete in erster Ehe schon mit 21 Jahren. Eigent-
lich noch als Student. Dieser Ehe entsprossen zwei Kinder.
Meine Mutter war meines Vaters zweite Frau. Ich habe sie nicht
gekannt, da sie starb, als ich kaum ein Jahr alt war. Man sagte mir,
daß sie eine sehr begabte, ernste und ehrgeizige Frau war und eben
darum mit meinem Vater so sehr harmonierte. Als ich zur Welt kam,
soll sie ausgerufen haben: ,,Ich bin so glücklich! Doch möge mir
Gott mein Kind lieber nehmen, wenn aus ihm nichts Tüchtiges wer-
den sollte." Spartanisch gedacht und empfunden.
Nach dem Tode meiner Mutter heiratete mein Vater noch ein
drittes Mal. Dieser Ehe entstammte eine Tochter, die Witwe des
Universitätsprofessors Schiffner und ein Sohn, der in jüngeren Jahren
als Regimentsarzt starb.
In diesem Milieu wuchs ich auf. Körperlich sehr schwächlich,
hatte ich bis zu meinem achten Lebensjahre viele Krankheiten zu
überstehen. Dann erholte ich mich und gewann jene drahtartige
Zähigkeit und Elastizität, die mich alle Strapazen und Stürme meines
vielbewegten Lebens überwinden ließen imd mir eine erstaunliche
Leistungsfähigkeit gaben.
Mein Vater war derTypus des altösterreichischen Beamten. Strenge
ja hart gegen sich und andere, voll Rechtsgefühl, nie erlahmendem
Eifer, glühender Vaterlandsliebe und Kaisertreue. Ein Gefühl, das
übrigens in den damaligen österreichischen Beamtenkreisen ganz be-
sonders entwickelt war. Die Nachklänge der Revolutionsjahre und
Meinungsverscliiedenheit und drehte ihm coram publico eine Nase. Diese für
einen Hofmarschall etwas exzentrische Enimtiation kostete ihn die Stellimg.
Er lebte mm als einsamer Sonderling in Freiburg. Während seiner früheren
Reisejahre kam er in die Nähe des berühmten Klosters St. Just in Spanien.
Er wurde dort von Räubern überfallen tmd lebensgefährlich verwundet, doch
pflegten ihn dieMönche des Klosters wieder gesimd. Als es dannzum Sterben
kam, testierte er den Großteil seines Vermögens diesem Kloster, den Rest
aber seinem— Pudel, beziehxmgsweise dem Diener zur Weiterbetreuxmg des
Himdes, was auch gewissenhaft besorgt wurde. Nach Jahren verwertete ein
Dichter dieses Vorkommnis in einem Schauspiel.
Der erste geschichtlich nachweisbare Ahne war Friedrich von Auffenberg,
der im Jahre 1362 als Feldmarschall im Dienste Herzog Rudolfs IV., des Stif-
ters, den Patriarchen von Aquileja besiegte.
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Eine Lebensschilderung
- Titel
- Aus Österreichs Höhe und Niedergang
- Untertitel
- Eine Lebensschilderung
- Autor
- Auffenberg von Komarów
- Verlag
- Drei Masken Verlag München
- Ort
- München
- Datum
- 1921
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.4 x 21.6 cm
- Seiten
- 536
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918