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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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-Kämpfe mögen da mitgewirkt haben. In ehrlichster, mühevoller Ar- beit brachte er es zum Landesgerichtspräsidenten, doch hätten ihn seine Talente noch zu weit Höherem befähigt. Ich sah in ihm vor allem die väterliche Autorität, der es an Strenge nie fehlte, und der Pflichterfüllung und Ehrgeiz als wesentliche Richtpunkte galten. Vom ersten Augenblicke des erwachenden Verständnisses an er- füllte das Interesse für alles Militärische mein ganzes Wesen. Dies verließ mich niemals, so daß bei mir die Berufswahl gar nie eine Rolle gespielt hatte. Daß ich Soldat werden müsse, stand von Anfang an stets klar vor mir. Bei meiner schwächlichen Konstitution, bei dem zivilen MÜieu, in dem ich lebte, sowie bei der Auffassung meines autokratischen Vaters, der mich zum Juristen erziehen wollte, war dies eigentlich verwunderlich. Es war eben eine heilige Vokation ! In meinem fünften Lebensjahr kam meine Stiefmutter ins Haus. Nie widmete sich eine echte Mutter ihren Kindern mehr als sie. Die Schule besuchte ich, als ich kaum das fünfte Lebensjahr voll- endet hatte. Es war eine Privatschule, in der nicht allzu viel Strenge waltete. Wir mußten später auch so manches nachholen. Ich lernte im allgemeinen leicht und besaß eine rasche Auffassung, doch war ich häufig zerstreut, und mit dem Fleiß haperte es auch. Ein ge- wisser Hang zur Leichtlebigkeit war mir von Anfang an eigen. Selbst die Strenge des Vaters vermochte daran nicht viel zu ändern. Dies machte sich auch später im Leben geltend, allerdings meist in vor- teilhafter Weise, sowohl in eigener als in allgemeiner Sache. Troppau war damals die richtige deutsche Provinzstadt. Alles sehr ordentlich, sehr einfach, wohl auch etwas rückständig. So war auch der Zuschnitt des Lebens. Wir waren immerhin eine bessersituierte Familie—und doch : wie unendlich einfachwar die Le- bensführung. Zum Frühstück gab's für uns Kinder nur Milch und Brot, desgleichen zurJause. Mittags wohl die dreilegendären Speisen, dafür äußerst selten ein warmes Abendbrot. An Sonn- und Feier- tagen zu Mittag einen Braten, den der Hausvater am Tisch selbst mit Feierlichkeit zerteilte. Mein Vater war darin ein Künstler! Ab und zu wurde dabei ein Sprüchlein gesagt. Wein kam nur an be- sonderen Festtagen auf den Tisch^). Und so saßen wir um den sau- beren, einfach gedeckten Tisch, dessen Beleuchtung bis Anfang der 60er Jahre eine Talgkerze besorgte, neben der die historische Schneuz- schere lag, für deren ungeschickte Handhabung ich wiederholt einen 1) Freilich, nach den derzeitigen Verhältnissen (Winter 1919/20) beurteilt, erscheint auch jene Lebensführung lukullisch; doch: andere Zeiten, andere Sitten ! 9
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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