Seite - 9 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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-Kämpfe mögen da mitgewirkt haben. In ehrlichster, mühevoller Ar-
beit brachte er es zum Landesgerichtspräsidenten, doch hätten ihn
seine Talente noch zu weit Höherem befähigt. Ich sah in ihm vor
allem die väterliche Autorität, der es an Strenge nie fehlte, und der
Pflichterfüllung und Ehrgeiz als wesentliche Richtpunkte galten.
Vom ersten Augenblicke des erwachenden Verständnisses an er-
füllte das Interesse für alles Militärische mein ganzes Wesen. Dies
verließ mich niemals, so daß bei mir die Berufswahl gar nie eine Rolle
gespielt hatte. Daß ich Soldat werden müsse, stand von Anfang an
stets klar vor mir. Bei meiner schwächlichen Konstitution, bei dem
zivilen MÜieu, in dem ich lebte, sowie bei der Auffassung meines
autokratischen Vaters, der mich zum Juristen erziehen wollte,
war dies eigentlich verwunderlich. Es war eben eine heilige
Vokation !
In meinem fünften Lebensjahr kam meine Stiefmutter ins Haus.
Nie widmete sich eine echte Mutter ihren Kindern mehr als sie.
Die Schule besuchte ich, als ich kaum das fünfte Lebensjahr voll-
endet hatte. Es war eine Privatschule, in der nicht allzu viel Strenge
waltete. Wir mußten später auch so manches nachholen. Ich lernte
im allgemeinen leicht und besaß eine rasche Auffassung, doch war
ich häufig zerstreut, und mit dem Fleiß haperte es auch. Ein ge-
wisser Hang zur Leichtlebigkeit war mir von Anfang an eigen. Selbst
die Strenge des Vaters vermochte daran nicht viel zu ändern. Dies
machte sich auch später im Leben geltend, allerdings meist in vor-
teilhafter Weise, sowohl in eigener als in allgemeiner Sache.
Troppau war damals die richtige deutsche Provinzstadt. Alles sehr
ordentlich, sehr einfach, wohl auch etwas rückständig.
So war auch der Zuschnitt des Lebens. Wir waren immerhin eine
bessersituierte Familie—und doch : wie unendlich einfachwar die Le-
bensführung. Zum Frühstück gab's für uns Kinder nur Milch und
Brot, desgleichen zurJause. Mittags wohl die dreilegendären Speisen,
dafür äußerst selten ein warmes Abendbrot. An Sonn- und Feier-
tagen zu Mittag einen Braten, den der Hausvater am Tisch selbst
mit Feierlichkeit zerteilte. Mein Vater war darin ein Künstler! Ab
und zu wurde dabei ein Sprüchlein gesagt. Wein kam nur an be-
sonderen Festtagen auf den Tisch^). Und so saßen wir um den sau-
beren, einfach gedeckten Tisch, dessen Beleuchtung bis Anfang der
60er Jahre eine Talgkerze besorgte, neben der die historische Schneuz-
schere lag, für deren ungeschickte Handhabung ich wiederholt einen
1) Freilich, nach den derzeitigen Verhältnissen (Winter 1919/20) beurteilt,
erscheint auch jene Lebensführung lukullisch; doch: andere Zeiten, andere
Sitten !
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Eine Lebensschilderung
- Titel
- Aus Österreichs Höhe und Niedergang
- Untertitel
- Eine Lebensschilderung
- Autor
- Auffenberg von Komarów
- Verlag
- Drei Masken Verlag München
- Ort
- München
- Datum
- 1921
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.4 x 21.6 cm
- Seiten
- 536
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918