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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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wandtschaft bemühte sich, den harten Sinn meines Vaters zu er- weichen, und nach vielemFür undWider wurde mir zu meiner großen Freude der Platz zuteil. Ichkam in das Kadetteninstitut Eisenstadt (Kismarton), nachdem ich meinem Vater heilig versprochen hatte, daß ich das letzte Gym- nasialsemester mit Vorzug absolvieren würde, was mir auch gelang. Der Abschied vom Elternhaus! Man bedachte mich mit Segens- wünschen, Geschenken und Stammbuchblättern. Eines lautete: „Einst waren Zeiten, da galt die Kraft, das Schwert,— Als solcher war der Krieger schon geehrt.— Gottlob, die sind vorbei. Er gut wie jedermann— nur was er ist und denkt und was er kann!"— Der damaligen Zeit entsprach dies wohl nicht, doch sah der Verfasser eine folgerichtige Entwicklung voraus. Meine Abfahrt aus der Vaterstadt erfolgte an meinem Namenstag. Regen strömte vom Himmel. Unsere alte Köchin deutete es im gün- stigen Sinne. ,,Das bringt Glück, junger Herr!" rief sie ein über das andere Mal, und fast hätte die gute Alte recht behalten . . . „Wien, du Stadt meiner Träume", hätte man mir auch damals singen können. Die Kaiserstadt war mir wie eine heilige Stätte. Alles entzückte mich, und das alteHotel ,,ZumStern" aufder ,,Brand- stätte" schien mir ein ehrwürdiger Palast. Mitdem Stellwagen fuhren wir dann, Vater und ich, mit noch anderen Vätern und ihren Söhnen nach Eisenstadt, dem gleichen Ziele zu. Die Aufnahmeprüfung befähigte mich zum Eintritt in den zweiten Jahrgang, doch meine Jugendund zarte Konstitution bewogen meinen Vater, mich in den ersten Jahrgang einreihen zu lassen. Nur die be- vorstehende Trennung konnte meinen ehrgeizigen Vater zu diesem Schritt vom Wege in seiner Erziehungsmethode veranlaßt haben. Seither dachte ich oft, wie sich mein Leben wohl gestaltet hätte, wenn mein Vater damals konsequent geblieben wäre. Fast immer sind's nurAugenblicke, die dasLeben einesMenschen bestimmen, imd meist kann man selbst darauf so wenig Einfluß nehmen .... Ich schlüpfte in die heißersehnte Uniform und waram Gipfelpunkt meines Glückes. Nur beim Abschied, als Tränen in Vaters Augen traten, etwas, das ich nie gesehen hatte, wurde mir schwerumsHerz. Dannkamen dieKameraden, zogen mich in ihre Reihen, und in diesem Momente ertönten, zufällig und doch wie zu festlichem Empfange, die Klänge der Volkshymne aus dem Zimmer eines Offiziers. Diese Klänge haben mich mein Leben lang zu tiefst erfaßt, nie aber stärker als in jener Stunde. Ich fühlte in meinem jungen Herzen, daß ich vor meinem ersten Lebensabschnitt stehe. 13
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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