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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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mehrere von uns beseelte, scheiterte schließlich an dem väterlichen Widerstand, der vom Institutskommandanten unterstützt wurde. Das größte Ereignisim ersten Jahr meines militärischen I^ehrganges war der Kaiserbesuch, Im Juni 1864 mag's gewesen sein. Ich sehe noch die Wiese, auf der wir zum Empfang bereitgestellt waren, eine Eskadron Kürassiere an unserem rechten Flügel, das Abschreiten der Front durch den jugendlichen Monarchen, die Exerzier- und Turn- produktionen. Beim theoretischenExamen wurde auchichaufgerufen, weniger im Vertrauen auf dieGediegenheit meinerKenntnisse als auf meine Unverfrorenheit. Ich rezitierte: ,,Im Aargau steht ein hohes Schloß . . .",lösteohneZaudern eineGleichung erstenGradesundwurde vomKaiser selbst gebremst, als ich auch inGeographieantreten sollte. Der Kaiser kam in den Speisesaal, als wir zum Mittagsmahl ver- sammelt waren. Der Generaladjutant, Graf Crennevüle, löste sich von der Suiteund sah zu, wie icham ,,Resttisch", dem ich präsidierte, das Fleisch verteilte. Die Tischordnung besagte, daß der Vorsitzende sich zuerst bediene. Bei allen anderen Tischen meines Jahrganges war diesesSystem bereits imWege vonTischrevolutionen gestürztund die republikanischeAlternativtour eingeführt worden. Nur ich hieltan dem autokratischen Regime fest. Graf Crenneville, einer der starrsten Verfechter des schrankenlosenAbsolutismus im Staate, tat dieBemer- kung: ,,Ja, nehmen Sie sich denn immer zuerst?" Und auf meine, im Bewußtsein traditionellen Rechtes gegebeneAntwort, daß dies so Sitte undVorschrift sei, meinte derGeneraladjutant, daß er dieseVorschrift sonderbar fände. — Schon am folgenden Tagemußte ich abdizieren, und da ich's gutwillig nicht tat, kriegte ich Keüe. Da ward mirzum erstenmal klar, daß wir ein Staat der UnWahrscheinlichkeiten seien! Mancherlei Umstände bewogen meinen Vater bei Beginn des zwei- ten Schuljahres, meine Versetzung in das Hainburger Kadetten- institut zu erbitten, was auch zugestanden wurde. Gelegentlich der Fahrt nach Hainburg sah ich die feierliche Ein- weihung der Aspernbrücke und den Einmarsch der aus Schleswig- Holstein siegreich zurückkehrenden Truppen. An der Spitze der ge- feierte, allseits bejubelte General Gablenz, der beim Defilement (just dort, wo jetzt das Kriegsministerium steht) aus der Hand des Kaisers das Kommandeurkreuz des Müitär-Maria-Theresienordens empfing. Für einen angehenden Kriegsmann ein berauschender Anblick, der noch jetzt in aller Deutlichkeit vor meinem geistigen Auge steht. In meinem Jahrgang befanden sich einige Kameraden, die dann im Leben zu den höchsten Ehren gelangten. Vor allem Conrad von Hötzendorf . Erwar stetsunter den Vorzugsschülernund alsKamerad sehr geschätzt. Außerordentlich wohlerzogen, fast einMuttersöhnchen 2 Aiiffenberg I7
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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