Seite - 17 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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mehrere von uns beseelte, scheiterte schließlich an dem väterlichen
Widerstand, der vom Institutskommandanten unterstützt wurde.
Das größte Ereignisim ersten Jahr meines militärischen I^ehrganges
war der Kaiserbesuch, Im Juni 1864 mag's gewesen sein. Ich sehe
noch die Wiese, auf der wir zum Empfang bereitgestellt waren, eine
Eskadron Kürassiere an unserem rechten Flügel, das Abschreiten der
Front durch den jugendlichen Monarchen, die Exerzier- und Turn-
produktionen. Beim theoretischenExamen wurde auchichaufgerufen,
weniger im Vertrauen auf dieGediegenheit meinerKenntnisse als auf
meine Unverfrorenheit. Ich rezitierte: ,,Im Aargau steht ein hohes
Schloß . . .",lösteohneZaudern eineGleichung erstenGradesundwurde
vomKaiser selbst gebremst, als ich auch inGeographieantreten sollte.
Der Kaiser kam in den Speisesaal, als wir zum Mittagsmahl ver-
sammelt waren. Der Generaladjutant, Graf Crennevüle, löste sich
von der Suiteund sah zu, wie icham ,,Resttisch", dem ich präsidierte,
das Fleisch verteilte. Die Tischordnung besagte, daß der Vorsitzende
sich zuerst bediene. Bei allen anderen Tischen meines Jahrganges
war diesesSystem bereits imWege vonTischrevolutionen gestürztund
die republikanischeAlternativtour eingeführt worden. Nur ich hieltan
dem autokratischen Regime fest. Graf Crenneville, einer der starrsten
Verfechter des schrankenlosenAbsolutismus im Staate, tat dieBemer-
kung: ,,Ja, nehmen Sie sich denn immer zuerst?" Und auf meine, im
Bewußtsein traditionellen Rechtes gegebeneAntwort, daß dies so Sitte
undVorschrift sei, meinte derGeneraladjutant, daß er dieseVorschrift
sonderbar fände. — Schon am folgenden Tagemußte ich abdizieren,
und da ich's gutwillig nicht tat, kriegte ich Keüe. Da ward mirzum
erstenmal klar, daß wir ein Staat der UnWahrscheinlichkeiten seien!
Mancherlei Umstände bewogen meinen Vater bei Beginn des zwei-
ten Schuljahres, meine Versetzung in das Hainburger Kadetten-
institut zu erbitten, was auch zugestanden wurde.
Gelegentlich der Fahrt nach Hainburg sah ich die feierliche Ein-
weihung der Aspernbrücke und den Einmarsch der aus Schleswig-
Holstein siegreich zurückkehrenden Truppen. An der Spitze der ge-
feierte, allseits bejubelte General Gablenz, der beim Defilement (just
dort, wo jetzt das Kriegsministerium steht) aus der Hand des Kaisers
das Kommandeurkreuz des Müitär-Maria-Theresienordens empfing.
Für einen angehenden Kriegsmann ein berauschender Anblick, der
noch jetzt in aller Deutlichkeit vor meinem geistigen Auge steht.
In meinem Jahrgang befanden sich einige Kameraden, die dann
im Leben zu den höchsten Ehren gelangten. Vor allem Conrad von
Hötzendorf
. Erwar stetsunter den Vorzugsschülernund alsKamerad
sehr geschätzt. Außerordentlich wohlerzogen, fast einMuttersöhnchen
2 Aiiffenberg I7
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Eine Lebensschilderung
- Titel
- Aus Österreichs Höhe und Niedergang
- Untertitel
- Eine Lebensschilderung
- Autor
- Auffenberg von Komarów
- Verlag
- Drei Masken Verlag München
- Ort
- München
- Datum
- 1921
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.4 x 21.6 cm
- Seiten
- 536
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918